Schwazer Silberwald

In den Tiefen der Wälder (II) „Licht, Finsternis und Dunkelheit im Wald"

In den Tiefen der Wälder (II) „Licht, Finsternis und Dunkelheit im Wald"

Die Welt des urbanisierten Menschen und die in den Tiefen der Wälder könnten gar nicht unterschiedlicher sein. Ersterer lebt und wirkt in einer von ihm absolut kreierten und gestalten Welt. Alles ist mehr oder weniger Kulturlandschaft. Sie umschließt ihn komplett, hält ihn in sich gefangen. Auch wenn er im Wald spazieren geht, hat er keine Chance, ihr zu entkommen. Denn sein Wald ist auch streng geregeltes Kulturland. Ganz anders die Waldkulturen z.B. in Amazonien oder in Indien. Die Menschen dieser Kulturen leben nicht eingesperrt in einer von ihnen geschaffenen Waldwelt, sondern eingewoben in den sie umgebenden Wald.
Hier eine Darstellung uralter Waldmythen in einer knappen, modernen und einfachen Sprache zum besseren Verständnis.

So widmen wir uns dem nächsten Geheimnis des Waldes. Nach uralten Mythen und Legenden der Waldkulturen ist im Licht des Waldes und in seiner Dunkelheit alles Lebendige und vermeintlich Tote zu sehen. Fast alles. Er gibt noch eine dritte Welt, die der Finsternis und sie ist dort, wo es eben finster ist. Auch in ihr gibt es ein Sehen, besser gesagt ein Hineinsehen, aber von ganz anderer Art, als der Waldbesucher beim Wandern allgemein sieht. Bisher galt im Begriffsgebrauch des Menschen: Die Finsternis ist die Dunkelheit. Das ist zu vergessen.

Vereinfacht angesprochen: Der Wald in seiner verborgenen Tiefe läßt sich vorerst einmal reduzieren auf Dunkelheit und Licht und dazwischen die Finsternis! Sie ist der Raum der Vermischung von Dunkelheit und Licht.
Licht, Finsternis und Dunkelheit sind drei Welten des Waldes, die im Regelfall überlappend ineinander fließen. Licht und Dunkelheit grenzen sich gegenüber der Finsternis peripher durchdringend ab. Nach alten Mythen gibt es fünf Welten in ihren Wäldern: Die Welt des Lichtes, der Dämmerung, der Finsternis, der Düsternis und der Dunkelheit. Davon später mehr.

Entgegen der üblichen verfestigten Lehrmeinung steht Finsternis weder für Dunkelheit noch für das Fehlen von Licht. „Die allgemeine und auch die wissenschaftliche Definition von Finsternis im Wald muss umgeschrieben werden. Bisher gilt, Finsternis = Dunkelheit. Die Dogmatisierung des Begriffes Finsternis ist aufzulösen und neu zu interpretieren und zu bestimmen.“

Würde der Begriff Finsternis nur für die Dunkelheit stehen, gäbe es keine Welt dazwischen und Licht und Dunkelheit wären scharf getrennt. Dann gäbe es auch den tiefen Wald nicht, denn der Großteil seiner Welt ist die zwischen dem Oben und dem Untersten, dem Vorderen und dem Hinteren - also zwischen Licht und Dunkelheit, nämlich die Finsternis.
Das scheint nun wirklich verrückt, denn ohne Licht kein Leben und doch lebt alles in den Tiefen der Wälder. Foto Siriraduah, Text Armin www.unser-wald.at