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Die Hüterin der Vergangenheit

Ursula Kirchner im Archiv | Foto: Dagmar Knoflach-Haberditz
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Das Stadtarchiv Schwaz arbeitet Geschichte auf – von Dagmar Knoflach-Haberditz

Dokumente für zukünftige Generationen zugänglich zu machen, das ist eine der Hauptaufgaben des Stadtarchivs Schwaz. Wir haben Leiterin Ursula Kirchner besucht und sie hat uns in die Tiefen des Archivs geführt.

Das älteste Schriftgut, das im Stadtarchiv Schwaz vorhanden ist, ist eine Urkunde aus 1542. Doch die Dokumente reichen bis zum heutigen Tag herauf. „Die Stadtchronik ist ein Teil des Stadtarchivs. Die Chronik sammelt Zeugnisse aktueller Geschehnisse und Veranstaltungen, auch Zeitungsartikel werden erfasst und aufbewahrt. Das wird dann ins Archiv eingegliedert. Alles, was heute Chronik ist, ist morgen Archiv“, erklärt Ursula Kirchner die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Chronik und Archiv. Es gibt in Schwaz noch etwa 40 Urkunden aus der Zeit vor 1800. „Durch den Brand 1809 wurde mehr oder weniger alles zerstört“, bedauert die Historikerin, die in Innsbruck studiert hat. Aus dem 19. Jahrhundert sind relativ viele Unterlagen erhalten und diese Zeit ist gut belegt. Die Dokumente und Akten wurden immer schon in Schwaz – damals noch Markt – aufgehoben. Es handelt sich dabei um Verwaltungsakten wie Steuerregesten oder Wasserrechte. Diese reichen bis heute herauf. Es wird auch versucht, den Kontakt mit der Bevölkerung aufzubauen mit der Bitte, Fotos, Unterlagen oder Dokumente zu teilen, die interessant für die Stadt sind. „Wir freuen uns immer sehr, wenn wir so etwas erhalten. Wir scannen die Unterlagen dann ein. Wir wollen niemandem etwas wegnehmen, die Originale erhält der Besitzer wieder retour, außer sie würden dann auf dem Müll landen. Persönliche Zeugnisse sind für uns weniger interessant, aber Dokumente wie etwa Schenkungsurkunden sind wichtig für uns“, erläutert Kirchner.

Aufgabengebiete

Die erste Aufgabe, welche das Stadtarchiv bei ihrer Gründung als eigenständige Abteilung 2016 übernommen hat, war die Sammlung der Unterlagen der Stadt. „Diese waren vorher alle verstreut. Die Chronisten und Archivare früher haben alles versucht, um das zu verwalten, da ist viel in ihrer Freizeit passiert“, so Kirchner. 2016 wurde das Archivgut aus den verschiedenen Standorten zusammengesucht und kistenweise ins Mathoi-Haus gebracht. „Auch die körperliche Arbeit gehört zum Archivar dazu“, lacht Kirchner. Anschließend wurde damit begonnen, alle Unterlagen ins Archivsystem einzutragen. Dazu wurde eine eigene Software angeschafft. Kiste für Kiste und Foto für Foto wird dafür durchgearbeitet, Informationen eingegeben, Fotos eingescannt.

„Wir machen das alles, damit irgendwer das alles benutzen kann. Die Benutzer sind dabei sehr unterschiedlich, von Redakteuren, die Informationen oder Fotos aus früheren Zeiten brauchen, über das Stadtmarketing für Infotafeln bis hin zur internen Nutzung in der Stadtverwaltung. Auch viele Genealogen und Privatpersonen kommen, um etwas über ihren Stammbaum oder die Häusergeschichte zu erfahren. Auch wissenschaftliche Anfragen der Uni Innsbruck erhalten wir. Und dafür ist das Archivinformationssystem gedacht“, erklärt die Leiterin des Stadtarchivs.

Neben diesen Hauptaufgaben erledigen die Mitarbeiter des Stadtarchivs jedoch auch noch weitere Tätigkeiten. So wird PR in unterschiedlichster Form gemacht. Nicht nur die Homepage und Facebook werden betreut, sondern auch Veranstaltungen organisiert, wie etwa in diesem Jahr in einer Zusammenarbeit mit „Zeitenblicke“ von Vize-Bgm Martin Wex. Dieser Vortragsabend ist auf enormen Zuspruch gestoßen und die Pläne für eine Fortsetzung im nächsten Jahr werden bereits geschmiedet. Auch spezielle Projekte werden durchgeführt. So laufen derzeit gerade Zeitzeugeninterviews, in denen ältere Mitbürger aus ihrem Leben und ihrer Kindheit in der Stadt erzählen. Der Stadtkalender wird von Ursula Kirchner und ihrem Team gestaltet und das Mathoi-Haus als Einrichtung nimmt immer an Kulturveranstaltungen wie dem Silbersommer oder der Kulturmeile teil. „Dabei geht es um die Präsentation nach außen, um zu zeigen, was wir haben“, freut sich Kirchner immer über viele Besucher. Generell wird das Mathoi-Haus von ihr mitbetreut. Hier finden verschiedene Veranstaltungen statt, das Equipment wird gestellt, die Termine koordiniert. Die Räumlichkeiten werden mittlerweile ausschließlich für kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Ausstellungen oder Theater genutzt.

Im kommenden Jahr wird das Maximilian-Jahr zum 500-jährigen Jubiläum gefeiert. „Wir wollen dafür beleuchten, wie die Welt damals ausgesehen hat und zwar nicht romantisch verklärt, sondern auch aufzeigen, dass es viel Krieg gegeben hat und die Rechte der Menschen komplett anders geregelt waren als heute. Dazu wird es zahlreiche Veranstaltungen geben“, lädt Kirchner bereits jetzt ein.

Gerne werden Anfragen zur Schwazer Geschichte bearbeitet. Es ist jedoch wichtig, dass vorher durch Anruf oder E-Mail ein Termin vereinbart wird. „Dann kann ich mich darauf vorbereiten und schon etwas vorbereiten. Ohne Anmeldung kann ich nicht garantieren, dass die Zeit reicht, um etwas zu finden“, so Kirchner abschließend.

Mathoi-Haus

Zentrum für Geschichte & Kultur der Silberstadt Schwaz
Inhalte:
Stadtarchiv, Stadtchronik, Bibliothek, kulturhistorische Veranstaltungen

Leitung: Ursula Kirchner
Chronik: Hans Troger
Kontakt:Innsbrucker Straße 17
6130 Schwaz
www.mathoi-haus.at
stadtarchiv@schwaz.at
stadtchronik@schwaz.at
05242/6960-371

Mehr dazu

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Hier ist der Überblick

Editorial

Glosse: Blumengesteck

Damals: Ereignisse um 1938

Autorin: Anna Loyelle mit neuem Roman

Erinnern: Das Stadtarchiv als Bewahrer

Allerheiligen: Grabpflegetipps von der Floristin

Schmuckstück: Die neue Pfarrkirche Stans

Buchtipps: Neues aus der Welt der Literatur
Rita Falk: Kaiserschmarrndrama
Power Women: Geniale Ideen mutiger Frauen. Was würden sie raten?
Rainer Oberthür und Marieke ten Berge: So viel mehr als Sternenstaub. Nachdenken und Staunen über Gott.
Thomas Brezina: Schatten der Zukunft

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