Hindernisse wohin man „geht“

Die Gehsteigbreite erschwert Markus Vinkovic oft den Weg durch die Innenstadt.
  • Die Gehsteigbreite erschwert Markus Vinkovic oft den Weg durch die Innenstadt.
  • hochgeladen von Barbara Schießling

SCHWAZ (bs). Lebensmitteleinkäufe, Arztbesuch, bürokratische Angelegenheiten – Dinge, die alltäglich sind und man meist schnell zwischendurch erledigt. Nicht für jeden. Für Rollstuhlfahrer wie Markus Vinkovic und Gerhard Walter aus Schwaz bedeuten diese Dinge Planung, viel Zeitaufwand und auf Hilfe angewiesen zu sein. Ein Spaziergang mit ihnen durch die Innenstadt brachte eine aufschlussreiche Erkenntnis: Schwaz ist ein Hindernisparcours.

Besonders prekär ist die Situation bei den praktischen Ärzten. „Meines Wissens gibt es in Schwaz keinen praktischen Arzt, der zugänglich ist und über behindertengerechte Toiletten verfügt. Das ist ein Armutszeugnis für eine Bezirkshauptstadt. Rollstuhlfahrer die halbwegs mobil sind weichen in die umliegenden Gemeinden aus“, weiß Gerhard Walter von Selbstbestimmt Leben Schwaz (SLI).

„Kunde zweiter Klasse“
Markus Vinkovic kann aufgrund seiner Behinderung kein Auto lenken und ist auf einen Rollstuhl mit Elektromotor angewiesen. Er wohnt in der Innenstadt, daher tätigt er seine Einkäufe auch dort. Von rund 30 Geschäften und Lokalen ist nur ein Zehntel für ihn selbstständig zugänglich. Treppen im Eingangsbereich und zu schmale Türen stellen unbezwingbare Barrieren dar. „Obwohl die VerkäuferInnen meistens sehr freundlich sind, muss man sich auf der Straße bedienen lassen. Da fühle ich mich als Kunde zweiter Klasse behandelt. Ich habe auch einen kurzen Film darüber gemacht“, erzählt Vinkovic. „Und auch wenn man hineinkommt sind die Sanitärräume oft zu eng“, fügt Walter an. Dass daran nichts geändert wird, liegt in der Innenstadt nicht immer an den Geschäftsinhabern – der Denkmalschutz lässt einen Umbau nicht zu.

Selbst im Rollstuhl sein
„Vor zehn Jahren beteiligten sich Leute der Stadtpolitik, vom Bauamt und Menschen mit Behinderung an einem Selbsterfahrungsversuch, um bauliche Barrieren sichtbar zu machen und politisches Bewusstsein zu schaffen. Zwei Stunden erkundeten sie im Rollstuhl sitzend oder mit Verdunkelungsbrillen ausgestattet die Innenstadt. Die unmittelbare Betroffenheit bewirkte damals, dass konkrete Maßnahmen wie Abschrägung der Gehsteigkanten und akustische Ampelanlagen umgesetzt wurden“, erzählt Gerhard Walter von SLI. Aber auch hier gibt es noch dringenden Verbesserungsbedarf.

Öffentliche Einrichtungen
Auch bei öffentlichen Einrichtungen der Stadt wie die Stadtgalerie, das Rabalderhaus und im Rathaus gibt es Räumlichkeiten, die nach wie vor nicht zugänglich sind. Die Bezirkshauptmannschaft sei ok, kommentiert Walter, nur die Tiefgarage sei problematisch. Würde Markus Vinkovic wöchentlich zur Heiligen Messe gehen, geht das nur in Begleitung. Nicht einmal eine Rampe am Seiteneingang gibt es. Kritische Stellen finden sich auch am Bahnhof. So ist die Unterführung zu den Bahngleisen zu steil und der Mittelbahnsteig ist nur über dutzende Stufen zu erreichen – Bahnsteig 4 erreicht man von der Vomper Seite über eine Rampe. „Der Bahnhof ist provisorisch hergerichtet. Die ÖBB hat in das Provisorium viel investiert und Schwaz ist im Etappenplan und wird im Zuge der Fertigstellung der Unterinntaltrasse barrierefrei gebaut werden“, weiß Walter.

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