„Werden es noch erleben“

Heinz Kinigadner gründete  die Wings for Life-Stiftung nach dem Motocross-Unfalles seines Sohnes Hannes. | Foto: Wings for Life
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  • Heinz Kinigadner gründete die Wings for Life-Stiftung nach dem Motocross-Unfalles seines Sohnes Hannes.
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UDERNS (bs). “Querschnittslähmung muss heilbar werden“, so lautet der Leitsatz der Stiftung Wings for Life. Ihre Väter, Heinz Kinigadner und Dietrich Mateschitz, haben sich seit der Stiftungsgründung im Jahr 2004 dieser Vision gänzlich verschrieben. Das Besondere an ihr ist, dass jeder einzelne Euro, der gespendet wird, zu 100 Prozent in die Forschung investiert wird. „Alle anfallenden Kosten, von den Gehälter über Büromieten bis zu Reisen etc. trägt Red Bull“, erklärt Heinz Kinigadner. Der Anstoß, die Stiftung Wings for Life ins Leben zu rufen, war ein tragischer Unfall von Kinigadners Sohn Hannes im Jahr 2003, der eine hohe Querschnittslähmung zur Folge hatte.

Vielversprechend: Stammzellen
„Ich bin davon überzeugt, dass wir es alle erleben werden, dass Querschnittslähmung nicht gleich Endstation Rollstuhl heißt“, so Heinz Kinigadner. Er ist davon überzeugt, denn auch unter den Wissenschaftern gibt es einen breiten Konsens, dass eine Heilung möglich werden wird. Dazu gäbe es verschiedene Ansätze wie Stammzellen und Proteine. „Ein sehr junges Thema ist das Wachstum des zentralen Nervensystems. Durch die Einblutung bildet sich an der Verletzungsstelle ein Narbengewebe. Dieses verhindert das Zusammenwachsen der Nervenfasern“, erklärt die Motorsportlegende.

Ein einziges Wundermittel für die Heilung von Querschnittslähmung wird es nicht geben. Deshalb wird in verschiedenste Projekte investiert. Zum einen ist man auf der Suche nach Enzymen, die die Narbenbildung beeinflussen. Außerdem benötigt es Substanzen wie beispielsweise Proteine, die die Bildung der Myelinschicht vorantreiben. Die Myelinschicht kann man vergleichen mit der Isolierung eines Stromkabels, in dem die Drähte (Nervenfasern) verlaufen. Gäbe es die Isolierung nicht, würde auch kein Strom fließen.

Erfolge bei der Regeneration des Rückenmarks verspricht man sich auch von Stammzellen. Die-se können aus verschiedenen Geweben stammen, so wird z. B. mit Blutstammzellen oder Stammzellen aus dem Bindegewebe (Haut) geforscht. „Didi Mateschitz hat dieses Jahr 70 Millionen Euro für die Zellforschung gespendet“, erzählt Heinz Kini-gadner.

„Darf Fokus nicht verlieren“
Jedes Jahr erhält Wings for Life eine Vielzahl von Anträgen auf Forschungsförderung. „Die Auswahl ist schwierig. Um eine objektive Entscheidung hinsichtlich der Qualität treffen zu können, werden die Projekte einem aufwendigen mehrstufigen Auswahlverfahren unterzogen. Unterstützt wird Wings for Life dabei von einem international besetzten Beratergremium, dem unter anderem Spitzenwissenschafter der Universitäten Harvard und Yale angehören“, so der zweifache Weltmeister.

„Bei der Vergabe der Fördergelder legen wir den Fokus auf die Regeneration und funktionelle Wiederherstellung bei einer Querschnittsverletzung. Im Gegensatz zu manch anderen Organisationen konzentriert sich Wings for Life ausschließlich auf die Förderung von Forschungsprojekten und klinischen Studien zur Heilung des verletzten Rückenmarks. Die Stiftung leistet somit keine medizinische oder soziale Hilfe an Einzelne“, erklärt Kinigadner seine Zielsetzung.

Aus diesem Grund wird das Etat jährlich auf 12 bis 15 Forschungsprojekte aufgeteilt. In diese werden ca 70.000 bis 100.000 Euro investiert. „Insgesamt verfügt die Stiftung jährlich über rund 1,5 Millionen Euro. Das klingt erst einmal viel, aber wenn man bedenkt, dass eine Phase-3-Studie für ein normales Medikament jährlich 25 Millionen Euro kostet, ist das nicht mehr viel“, so der Wings for Life-Gründer.

Der oder die Schlüssel für die Heilung mögen zwar noch nicht gefunden sein, aber es wurden bereits einige wichtige Forschungserfolge erzielt.

Studie mit Anitbiotikum
„Vor kurzem wurde eine klinische Studie mit Minozyklin bei akuter Rückenmarksverletzung veröffentlicht. Minozyklin ist ein Antibiotikum, das es seit 20 Jahren gibt und bei anderen Erkrankungen wie z. B. Akne eingesetzt wird. Die beiden Wissenschafter Robert Friedlander und Yang Teng haben vor Jahren im Tierversuch entdeckt, dass jenes Antibiotikum einen schützenden Effekt auf das verletzte Nervengewebe hat und die Sekundärschädigungen verringert werden konnten.

Kinigadner klärt auf: „Man hat herausgefunden, dass die Sekundärschäden wie Entzündungen, Schwellungen und Narbengewebe die Funktionsverluste vergrößern. Betroffene konnten unmittelbar nach dem Unfall noch teilweise die Beine spüren und bewegen, aber ein bis zwei Tage später waren sie gelähmt. In der kanadischen Studie wurde Minozyklin innerhalb von 12 Stunden nach der Verletzung in einer hohen Dosierung an 27 akut verletzte Patienten verabreicht. Bei den behandelten Patienten, und speziell bei Patienten mit einer Verletzung im Bereich der Halswirbelsäule, hat man eine bessere Erholung der Bewegungsfunktionen als bei den nicht behandelten Patienten gesehen. Diese Ergebnisse waren zwar, statistisch gesehen, nicht eindeutig beweisend, legen aber eine positive Wirkung nahe und ermuntern zu einer größeren Phase-3-Studie. Schwere Nebenwirkungen durch das Medikament wurden nicht beobachtet.“

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