Die mit dem Pfeil tanzen: Darts

Konzentration auf den Pfeil
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Private Sportsender liefern uns die Bilder frei Haus: Fans in Feierlaune. Ein dreimaliges 3fach 20 der konzentriert zielenden Profis begeistert beim Spiel mit den drei Pfeilen aber nicht nur sie oder Sprecher Russ Bray mit seinem langgezogenen „one hundred and eighty“. Und nicht nur bei der WM. Darts fasziniert Menschen auf aller Welt das ganze Jahr über. Auch im Zillertal.

Michael von Gerwen, Peter Thornton oder Mensur Suljovic bringen die Herzen von Darts-Fans auf aller Welt zum Rasen. Dabei wollen sie doch eigentlich gar nicht mehr, als dem Gastwirt Jim Garside aus Leeds (300 km nordwestlich von London) nacheifern. Vor mehr als 100 Jahren stand im wahrsten Sinne viel auf dem Spiel: 1908 hatte Garside Richter und Gerichtsdiener von seiner Treffsicherheit überzeugt und mit drei Würfen unglaubliche 180 Punkte erzielt. Dem angeklagten Wirt dürften die Folgen damals vermutlich kaum bewusst gewesen sein, als die Klage gegen ihn wegen unerlaubten Glücksspiels fallengelassen wurde. Von diesem Tag an konnte Darts ganz legal in englischen Pubs gespielt werden. Der Siegeszug des Spiels mit einer runden Scheibe und drei Pfeilen hatte endgültig Fahrt aufgenommen. Heute gehört es genauso zu einem Pub wie der Schaum bis zum letzten Schluck Guinness.

Eine alte Geschichte

1898, also zehn Jahre vor diesem wichtigen Wurf vor Gericht schmückten noch Truthahnfedern das Ende der Wurfpfeile. Danach wurden Papierflügel zur Stabilisierung des Flugverhaltens eingesetzt. Ach ja: Der Ausdruck Darts stammt übrigens aus dem Französischen und war die Bezeichnung für speerähnliche Waffen. King Henry VIII. von England soll schon um 1500 das Spiel mit den Pfeilen geliebt haben. Seine Frau Anne Boleyn hatte ihm einen Satz Dartpfeile geschenkt. Doch schon die Römer kannten die Pfeile. Das kleine Kriegsgerät nannten sie Plumbata.

„Durch viel Training kann man Triple und Double um ein Vielfaches verbessern.
Von Glück kann dann keine Rede mehr sein“. (Rene Kapferer)

Grund für hohe Beliebtheit

Vorerst aber genug mit der Geschichte und zurück in die Gegenwart: „Es liegt sicherlich an den Erfolgen österreichischer Dartspieler wie Suljovic, Rodriguez, Rastovic, Lerchbacher, Kallinger, Burger. Sie schlagen sich in der PDC Liga sehr gut. Es gibt auch deutlich mehr spektakuläre TV-Übertragungen“, meint Rene Kapferer auf die Frage nach dem Grund für die enorme Popularität. Außerdem könne es „bis ins hohe Alter“ gespielt werden und man sei daher auch immer „in Gesellschaft“. Der Innsbrucker ist 43 Jahre alt und weiß, wovon er spricht. Vom Obmann des TDSV (Tiroler Darts Sport Verband) und regierenden Tiroler Meister wollten wir einiges wissen. Ob Darts reine Glückssache und nur etwas für Eigenbrötler sei, zum Beispiel. Dazu meint er: „In jeder Sportart braucht es das gewisse Quäntchen Glück." Was im Fußball ein Stangenschuss ist, sei im Darts entweder „das Loch daneben“ oder (im Optimalfall) das zum Sieg führende Doppelfeld.

„Jeder will gewinnen. Aber das ist kein Egoismus, sondern gesunder Sportsgeist.
Ein Dartspieler ist üblicherweise ein sehr fairer Sportsmann“. (Rene Kapferer)

Ohne Training geht Nichts

Um die eigene Treffsicherheit zu trainieren, arbeite Rene Kapferer und viele andere genau nach Plan. Dazu zählen neben Wurftraining Atemübungen, Mentaltraining oder Yoga. Darts sei nämlich mehr als nur das Gasthaus-Spiel. „Wenn man den Dartsport ernst nimmt, ist die Kontrolle über die körperlichen Gefühle sehr wichtig. Gefühlsausbrüche wie Aggressionen oder zu große Freude bringen Spieler völlig aus dem Rhythmus“. Nur so könne der Fokus auf die Koordination zwischen Hand, Dart und Board gerichtet sein. In der Hand halten die Spieler Pfeile mit unterschiedlicher Rauhigkeit, in verschiedenen Formen und mit Titan überzogen. „Wie lange man einen Satz Pfeile verwenden kann, ist von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Es kann ein Jahr sein, aber auch drei Jahre. Dann braucht’s wieder einen neuen Satz Pfeile. Für ungefähr 50 bis 120 Euro“.

Ist Darts ein teurer Spaß?

Spielerabhängig ist laut Kapferer auch die Frage nach den Kosten. Je ernsthafter man das ganze betreibe, desto teurer wird der Spaß. „Einerseits gibt es Spieler, die zu Turnieren innerhalb Österreichs fahren. Andererseits wollen manche gegen Spitzenspieler in Europa antreten“. Für ein Darts-Wochenende in Österreich müsse man 300 bis 500 Euro kalkulieren. „Da sind Fahrtkosten, Unterkunft, Verpflegung, Startgelder und einige Kleinigkeiten schon dabei“. Weltmeister gewinnen einen Pokal im Wert von 20.000 Euro sowie ein Preisgeld in Höhe von 350.000 britischen Pfund (ca. 400.000 Euro). „Da kann man sich dann schon ein paar neue Darts leisten“, so Rene Kapferer augenzwinkernd, „aber das ist ein langer Weg“.

Steeldarts vs. E-Darts

Während unseres Gesprächs wird klar: Rene Kapferer liebt „Steeldarts“ (klassisches Darts ohne großartige Elektronik). „Dabei begeistern mich Eleganz und Stil. Hier gelten tatsächlich Kleidungsvorschriften, man muss Anzughose und Lackschuhe tragen“, so der Rauchfangkehrer. Außerdem müsse man Spielwege selber errechnen und könne sich dadurch Vorteile verschaffen. Außerdem: „ Wenn die Pfeile mit den Eisenspitzen fast lautlos in das Dartboard eindringen, ist das ein ganz eigenes Gefühl. Dazu noch die erhobene Linie gegen das Übertreten, die bei jeder guten Steeldarts-Anlage vorhanden sein sollte“. Die klassische Art verlange noch mehr Präzision und Konzentration, denn „wenn man nicht sauber wirft, und der Dart nicht stecken bleibt, gibt es keine Punkte“. Im Gegensatz zum E-Darts.

„Ein Shakehands der beiden Spielgegner gehört unbedingt dazu“. (Rene Kapferer)

Ob man nun „Steeldarts“ (klassisches Darts) oder E-Darts (elektronisches Darts) spielt, ist im Grunde genommen egal: „Das Bullseye muss 1,73 m über den Boden sein. Der Abstand diagonal zur Abwurflinie muss 2,93 m sein“. Weil es verschiedene Spiele gebe, gebe es auch ein paar unterschiedliche Regulative. Bei Turnieren werde Spielmodus „501 Double out“ gespielt. Ziel dabei ist es, schnellstmöglich mit einem Doppelfeld auf Null zu kommen. „Eines hat immer Gültigkeit: Vor und nach dem Zweikampf am Board gehört ein Shakehands der beiden Spielgegner unbedingt dazu. Denn an oberster Stelle der Regeln steht ohne Zweifel die Fairness“.

Wettkampfserie zu Gast in Fügen

Übrigens: Vom 23. bis 25. Juni startet die Alpencupsaison. So wie jedes Jahr ist die Festhalle in Fügen Schauplatz des ersten Turniers. Auch heuer freuen sich die Veranstalter (DSV Zillertal) über die Teilnahme von Spielern aus ganz Österreich sowie aus Deutschland, Italien und der Schweiz. Die Suche nach dem besten Dartspieler im Alpenraum starten sie im Zillertal.

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