RMagazin Schmuckstück: Rattenberg als Inn-Salzach-Stadt

Die Festung Rattenberg von unten | Foto: Anton Prock
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Aufgrund der Anzahl der Häuser (ca. 90) und der Größe des Stadtgebiets (0,1 km2) ist Rattenberg die kleinste Stadt Österreichs.

Der Name bezieht sich auf einen Rato(ld) aus der Familie der Rapotonen, der hier im 10. Jh. eine Burg erbaute. Ende des 13. Jh. wurde der Überlieferung nach hier die hl. Notburga geboren. Bis 1504 gehörte die Stadt als wichtiger Umschlagplatz für die Innschifffahrt und Zollstätte zu Bayern. 1504 konnte Kaiser Maximilian I. im Zuge der bayerisch-pfälzischen Erbfolgekriege die Gerichtsbezirke Rattenberg, Kitzbühel und Kufstein für Tirol gewinnen.

Rattenberg lädt heute zum Flanieren und Einkaufen ein. Der Großteil der Stadt ist verkehrsfrei. Auffallend sind vor allem die vielen Geschäfte mit edlen Glaswaren. Die Tradition der Glasherstellung und Glasveredelung geht schon auf das 16. Jh. im nahen Kramsach zurück.

Besonders empfehlenswert ist der Besuch der unteren Festung, von der aus man einen herrlichen Ausblick auf das mittelalterliche Ensemble genießt. Burgberg, Inn und eine Stadtmauer boten Schutz vor Feinden. Siedlungsmäßig liegt die wehrhafte Siedlung sehr ungünstig. Ca. neun Monate liegt die Stadt vollkommen im Bergschatten und früher überschwemmte der Inn immer wieder die Siedlung.

Inn und Salzach

Im Bereich der Flüsse Inn und Salzach entstand im Mittelalter der Typus der Inn-Salzach-Stadt mit Rattenberg als prominentem Vertreter. Die Hauptstraße ist bei den einstigen Stadttoren (im Westen Innsbrucker Tor, zum Inn beim Kloster Inntor und im Osten Kundlertor) eng, erweitert sich aber zu einem Marktplatz. Die Häuser sind teilweise schmal und besitzen Erker. Im Hausinneren gibt es einen Lichtschacht, der das Stiegenhaus erhellt. Auffallend ist die eigenartige Dachform, die als Graben- und Muldendach bezeichnet wird. Beim Satteldach ist die tiefste Stelle des Daches an der Trennmauer zu den nächsten Häusern links und rechts, wobei diese Trennmauer durch das Regen- und Schneewasser häufig durchfeuchtet wurde. Beim Inn-Salzach-Typus zog man die Trennmauern hoch, wodurch die tiefste Stelle des Daches über dem Dachboden liegt. Bei schmalen Häusern spricht man vom Grabendach, bei breiteren Häusern mit zwei oder drei Einsprüngen vom Muldendach.

Friedhof und Pfarrkirche befinden sich am Stadtrand, hier in erhöhter Lage. Auch das Spital und das Kloster liegen am Rand. Die Mönche des einstigen Klosters der Augustiner-Barfüßer, eines Bettelordens, kümmerten sich um die Bevölkerung in seelsorglicher Hinsicht. Den Hauptplatz und die Hauptstraße zieren die schmucken Bürgerhäuser. In der Stadt wohnten vor allem die Kaufleute und Händler sowie die Handwerker. Wichtig für die Entwicklung der Siedlung war auch der Bergbau von Silber und Kupfer.

Zu den Inn-Salzach-Städten gehören in Tirol noch Kitzbühel, Kufstein, Hall, Innsbruck und Lienz, in Südtirol Sterzing, Bruneck, Klausen, Brixen, Bozen, Meran und Glurns. Exemplarisch sollen noch Rosenheim, Wasserburg, Burghausen und Passau in Bayern sowie Braunau und Schärding in Oberösterreich genannt werden. Sie alle sind sich im Grundriss, in der Anlage und in den Bürgerhäusern ähnlich.

Zum Autor:

Anton Prock ist nicht nur Direktor der NMS 1 Jenbach, sondern auch Kunsthistoriker und als solcher seit über 20 Jahren in der Ausbildung der Tiroler Fremdenführer tätig. Mehr Informationen auf www.antonprock.at

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