RMagazin Schmuckstück: Die hl. Notburga

Die Notburga-Kapelle bei der Ruine der Rottenburg oberhalb von Rotholz | Foto: Anton Prock
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  • Die Notburga-Kapelle bei der Ruine der Rottenburg oberhalb von Rotholz
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Schutzherrin der Mägde, Köchinnen, des Feierabends und der Arbeitsruhe – von Anton Prock

Dieses Mal widmen wir uns einem Thema, das sich durch die ganze Region schon fast wie ein roter Faden zieht. Wir begeben uns auf die Spuren der Heiligen Notburga.
Was sind eigentlich Heilige? Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Einfach gesagt sind Heilige Menschen, die für ihren Glauben öffentlich eintreten, dafür verfolgt, gemartert und oft hingerichtet werden. Es kann sich aber auch um Personen handeln, die ein sehr gottesfürchtiges Leben führten. Vor der Heiligsprechung erfolgt die Seligsprechung. Dabei wird das Leben auf Beweise für außergewöhnliche Frömmigkeit, heldenhafte Tugend und Wunder durchforstet. Seit 1234 ist die Heiligsprechung nur dem Papst vorbehalten. Nach der Seligsprechung müssten weitere Wunder geschehen. Bei Wundern wiederum handelt es sich um ein die Gesetzmäßigkeit des natürlichen Geschehens und die Naturkräfte überschreitendes sinnenfälliges Ereignis, das als göttliche Machtbezeugung zu verstehen ist.
Heilige sind aber auch die Fürbitter bei Gott für die leidende Menschheit. Sie bringen unsere Gebete und Anliegen zu Gott, da wir Menschen mit Gott nicht direkt kommunizieren können. Die wichtigste Heilige ist Maria, ist sie doch die Mutter des Gottessohns.

Wer war Notburga?

Anhand historischer Quellen ist die Person der hl. Notburga nicht greifbar. Die damit verbundene Frage, ob sie überhaupt gelebt hat, kann nicht beantwortet werden. Laut Legende wurde sie 1268 als Tochter eines Hutmachers im damals bayerischen Rattenberg geboren, war Dienstmagd auf der Rottenburg oberhalb von Rotholz und starb dort 1313. Bestattet wurde sie in der Rupertikirche in Eben am Achensee, der heutigen Notburgakirche. Fast alle Nachrichten über die Heilige stammen aus den um 1620 verfassten Schriften des königlichen Stiftsarztes zu Hall, Dr. Hippolyt Guarinoni, der die Kirche zum hl. Karl Borromäus in Volders bauen ließ.

Die Legende der Notburga

Was wird nun in der Legende über Notburga weiters berichtet? Als Dienstmagd auf der Rottenburg gab sie den Armen und Kranken zu essen und zu trinken, was ihr jedoch der junge Burgherr verbot. Sie sparte sich das Essen aber vom Mund ab. Als der junge Herr sie eines Tages unterhalb der Burg antraf und fragte, was sie denn in ihrer Schürze trage, nannte sie wahrheitsgetreu Brot und Wein. Der junge Graf fand jedoch Lauge und Hobelspäne. Darauf entließ er Notburga, die zu einem Bauern in Eben am Achensee in den Dienst ging. Als sie nach der Arbeit zum Abendgebet gehen wollte, verlangte der Bauer zusätzliche Arbeit von ihr. Sie bat um ein Zeichen des Himmels, warf ihre Sichel in die Luft. Diese blieb an einem Sonnenstrahl hängen. Da erkannte der Bauer ihre Frömmigkeit. Inzwischen waren auf der Rottenburg Not und Elend eingekehrt. Der junge Graf holte sie zurück und sie durfte sich bedingungslos um die Armen und Kranken kümmern. Als sie ihr nahes Ende fühlte, gab sie folgenden Auftrag: Nach ihrem Tod solle man sie auf einen Ochsenwagen legen und sie solle dort bestattet werden, wo der Wagen stehenbleiben würde. Der Wagen zog durch den Inn, der sich teilte, nach Jenbach und weiter durch den steilen Kasbachgraben bis zum Rupertikirchlein nach Eben. Dort brachten die Ochsen den Wagen in die Kirche. Als sie mit umgekehrtem Wagen wieder herauskamen, lag der Körper der Heiligen vor dem Altar. Heute noch ist das vermeintliche Skelett der Heiligen im Hochaltar zu sehen.

Begegnungen in der Region heute

Neben dem Geburtshaus der hl. Notburga in Rattenberg, der Rottenburg in Buch in Tirol, dem Notburgasteg über den Inn bei Rotholz und der Notburgakirche in Eben am Achensee erinnern zahlreiche Bilder und Plastiken an diese bedeutende Frau. Dargestellt wird sie in ländlicher Tracht mit geschnürtem Mieder und Schürze. Neben Brot als Zeichen der Fürsorge für die Armen, der Sichel als Hinweis auf das Wunder, der Kanne für Wasser bzw. Wein, trägt sie auch einen Schlüsselbund. Sie hatte Zugang zu praktisch allen Räumen der Burg, ein bedeutendes Zeichen des Vertrauens und der Zuverlässigkeit.

Zum Autor:

Anton Prock ist nicht nur Direktor der NMS 1 Jenbach, sondern auch Kunsthistoriker und als solcher seit über 20 Jahren in der Ausbildung der Tiroler Fremdenführer tätig. Kürzlich veröffentlichte er mit „Durch Schwaz“ einen Stadtführer in Buchform durch die Silberstadt. Mehr Informationen auf www.antonprock.at

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