Analyse und Prognose von AMS-Chefin Gabriele Fälbl

Schwechats AMS-Chefin und anerkannte Expertin Gabriele Fälbl | Foto: AMS
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Anstieg der Arbeitslosigkeit 2016 „eingebremst“
Die Zahl der Arbeitslosen nahm zwar weiter zu, aber mit einem Plus von voraussichtlich „nur“ 1,3% bei weitem nicht so stark wie in den Jahren davor (zum Vergleich: Anstieg 2012 auf 2013: +12,7%, Anstieg 2013 auf 2014: +8,7%, Anstieg 2014 auf 2015: +13%)
„Der Durchschnittsbestand lag 2016 bei hochgerechnet 2.374 arbeitslosen Personen, das entspricht +30 Personen bzw. + 1,3% gegenüber dem Vorjahr“ informiert Gabriele Fälbl, die Geschäftsstellenleiterin des AMS Schwechat.
Der Beschäftigungsanstieg in Schwechat ist mit 2,3% der stärkste im Bundesland (Nö 1%), im Jahresdurchschnitt werden zu Jahresende knapp über 24.000 Beschäftigte im Bezirk Schwechat registriert gewesen sein .
Es gab keinen nennenswerten Unterschied bei Frauen und Männern, bei den arbeitslosen Frauen betrug der Anstieg + 1,4% bzw. 15 Personen, bei den Männern +1,1% bzw. 15 Personen.
Zählt man die Personen dazu, die sich 2016 durchschnittlich in Schulungen befunden haben, waren 2.718 Personen durchschnittlich beim AMS Schwechat vorgemerkt, 62 Personen mehr als 2015 bzw. 2,3% (der Anstieg entspricht exakt dem NÖ-Schnitt).
„Die Steuerreform war ein wesentlicher Faktor, um den privaten Konsum und damit die Konjunktur in Österreich etwas anzukurbeln. Das Jahr 2016 wird mit einem voraussichtlichen Plus von 1,6 bis 1,7% ein vergleichsweise dynamisches Wirtschaftswachstum vorweisen können“, erklärt Fälbl. Die Jahre davor sowie der Blick in Richtung 2020 waren bzw. werden mit einem realen BIP-Zuwachs von nicht mehr als 1% geprägt sein.
Erfreulich war die steigende Zahl der Arbeitsaufnahmen im Vorjahresvergleich: 2016 erfolgten hochgerechnet 2.574 Beschäftigungsaufnahmen aus der Arbeitslosigkeit , ein Plus von 77 Personen bzw. +3,1%.
Die Arbeitslosigkeit der Personen mit Migrationshintergrund ist etwas mehr gestiegen als die der Personen ohne Migrationshintergrund: auf 831 (+15, + 1,8%), im Vergleich dazu der Anstieg bei Personen ohne Migrationshintergrund: auf 1.541 (+12, +0,8%)
Personen mit Migrationshintergrund machten 35% der arbeitslosen Personen aus, 65 % der Arbeitslosen hatten keinen Migrationshintergrund.
„Das gesamte Jahr begleitete uns ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Älteren ab 50, der Durchschnittsbestand stieg um 119 Personen auf 778 bzw. +20% , andererseits waren aber auch mehr Arbeitsaufnahmen von älteren Personen zu verzeichnen, nämlich 417 (+10 bzw. +2,5%)“, so Fälbl.
Hier zeigt sich auch der Erfolg der Arbeitsmarktförderung: Für 144 Personen im Alter 50+ förderte das AMS Schwechat anteilige Lohnkosten, wenn neue Dienstverhältnisse begründet wurden. Damit entfielen 62% der Lohnkostenförderungen auf ältere Personen.

Gewinner am nArbeitsmarkt: Jugendliche und Lehrstellensuchende

Zu einer erfreulichen Trendumkehr am Arbeitsmarkt kam es im abgelaufenen Jahr für job- oder lehrstellensuchende Jugendliche. Im AMS Schwechat geht man davon aus, dass im Jahresdurchschnitt 2016 die Zahl der Vorgemerkten in der Altersgruppe bis 25 um 2% auf 248 und jene der Lehrstellensuchenden um 6 Personen auf 31 lehrstellensuchend Vorgemerkte zurückgehen wird. „Diese Entwicklung hat zum einen demographische Ursachen und ist zum anderen auch auf unsere konsequente Arbeitsmarktpolitik zurückzuführen“, zeigt sich Gabriele Fälbl erfreut.

Mehr offene Stellen gemeldet

Die etwas belebtere Entwicklung in diesem Jahr sorgte in Schwechat für ein steigendes Stellenangebot. Bis Jahresende werden die Unternehmen in Schwechat dem AMS voraussichtlich knapp 4.000 Vakanzen (Stellen und Lehrstellen) gemeldet haben. Das sind um rund 260 mehr gemeldete Stellen und Lehrstellen als im Jahr davor!

Prognose 2017

Die kommenden Jahre bis 2020 werden voraussichtlich mit einem realen BIP-Zuwachs von nicht mehr als 1% geprägt sein.
Ab dem Jahr 2012 verzeichnet Österreich ein de-facto stagnierendes Wirtschaftswachstum. Dennoch fragen die Unternehmen verstärkt Fachkräfte nach. An einer steigenden Zahl an Stellenmeldungen beim AMS war dieser Trend bereits heuer ablesbar. „Dem Arbeitsmarkt steht ein tiefgreifender Wandel bevor. Die Digitalisierung wird die Anforderung an Arbeitskräften sowohl bei Facharbeiter als auch im Dienstleistungsbereich neu definieren. Es werden bisherige Arbeitsplätze wegfallen und zugleich neue entstehen“, ist Gabriele Fälbl überzeugt.
Die verstärkte Nachfrage der Wirtschaft trifft auf zusätzliches Arbeitskräftepotenzial, das 2017 am niederösterreichischen Arbeitsmarkt nach passenden Jobangeboten suchen wird.
Dieses Plus speist sich mehrheitlich aus der Liberalisierung des Arbeitsmarktes. Rund 60% des zusätzlichen Arbeitskräftepotenzials in Niederösterreich kommt aus den Ländern der EU, vor allem aus Ungarn und Rumänien. Ein knappes Drittel sind Personen, die nach der Familienpause wieder Anschluss ans Berufsleben suchen oder – Stichwort späterer oder erschwerter Pensionsantritt – länger arbeiten wollen bzw. müssen.
Aus dieser Konstellation: einerseits steigende Beschäftigung, andererseits noch stärker steigendes Arbeitskräftepotenzial wird einmal mehr ein Anstieg der Arbeitslosigkeit resultieren.
Steigende Sockelarbeitslosigkeit wird österreichweit zunehmend zum Problem. Zugleich erwarten Unternehmen – zu Recht – dass für sie bei diesem stetig wachsenden Pool an potentiellen Bewerber der oder die Richtige/n zu finden ist/sind. Keine oder mangelnde Ausbildung, gesundheitliche Probleme oder unzureichende Deutschkenntnisse erschweren aber die erfolgreiche Vermittlung;
„Die Arbeitsmarktintegration von Arbeitsuchenden ist trotz erschwerter Arbeitsmarktbedingungen alternativlos“, erklärt Gabriele Fälbl, „der Förderungsschwerpunkt liegt im Jahr 2017 einmal mehr auf Lohnkostenzuschüssen für Betriebe, die Personen über 50 oder langzeitarbeitslose Personen einstellen.“
Weiter im Programm bleiben unter anderem die überbetriebliche Ausbildung für Jugendliche, ein aufgestocktes Deutschkursangebot für Migranten, Englischkurse für Personen in Dienstleistungsberufen (aufgrund der Flughafennähe), sowie ein neues Ausbildungsprogramm für Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, das auch eine arbeitsmedizinische Abklärung und einen Kompetenzcheck vor Ausbildungsbeginn beinhaltet.

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