Allerheiligen: Wie wird in anderen Kulturen gestorben?
Zu Allerheiligen steht der Tod im Fokus. Zwischen den Religionen gibt es jedoch zahlreiche Unterschiede, wie man die Toten zur letzten Ruhe bettet.
WIEN. "Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Toten", singt Wolfgang Ambros. Und "alle seine Toten" trifft tatsächlich den Nagel auf den Kopf: Im 2,5 Quadratkilometer großen Gottesacker finden Verstorbene aller Religionen die letzte Ruhe. So gibt es in Simmering neben christlichen auch jüdische, mormonische, muslimische und christlich-orthodoxe Gräberhaine sowie einen buddhistischen Friedhof.
Natürlich muss man nicht religiös sein, sondern auch Agnostiker und Atheisten sind auf europäischen Friedhöfen herzlich willkommen. Das war nicht immer so: Im Mittelalter durfte nur jemand beerdigt werden, der getauft war. Ebenso intolerant wurde mit Selbstmördern verfahren: Sie erhielten im Mittelalter ein "Eselsbegräbnis", das heißt, sie wurden "wie ein verendeter Esel verscharrt". Im 20. Jahrhundert schafften es die Selbstmörder zwar auf den Friedhof, allerdings wurde ihr Grab häufig mit einem niedrigen Eisengitter umzäunt oder Eisenpfähle in die Erde gerammt, um zu verhindern, dass der Tote als Wiedergänger, also als Zombie oder Vampir, das Grab verlässt.
Islam: Leinentücher statt Sarg
Eine todsichere Methode, einem Wiedergänger zuvorzukommen, ist die Einäscherung, die sich in Österreich immer größerer Beliebtheit erfreut. Nicht infrage kommt eine Kremation hingegen für Moslems, weil die Feuerbestattung im Islam verboten ist. Der Ablauf vom Tod bis zur Beisetzung ist hier streng vorgeschrieben: Der Tote wird zuerst gewaschen – bei Männern wird das vom Imam durchgeführt, Frauen werden von Frauen gewaschen – und dann in ein weißes Leinentuch gehüllt. So wird der Verstorbene auf der rechten Seite liegend und mit dem Blick nach Mekka ins Grab gelegt. Hier kollidiert jedoch der Glaube mit dem österreichischen Gesetz: Die Bestattung ohne Sarg ist hierzulande verboten und die islamische Gemeinde muss ihre Verstorbenen in Weichholzsärgen zur letzten Ruhe betten. Das geschieht in Wien vorzugsweise auf dem Islamischen Friedhof in der Großmarktstraße im 23. Bezirk, der im Jahr 2008 eröffnet wurde. Dieser Friedhof ist minimalistisch gehalten, da Grabschmuck und -pflege im Islam nicht vorgesehen sind.
Judentum: keine Feuerbestattung
Auch im Judentum ist die Feuerbestattung verboten. Der Grund: Der Tote wird am jüngsten Tag auferstehen. Wie im Islam werden auch die Juden in einem weißen Kleid, dem Kittel, ohne Sarg beigesetzt. Außerhalb Israels wird der Verstorbene in einer simplen Holzkiste beerdigt, dem israelische Erde oder ein Stein aus Israel beigelegt wird. Bei der Beisetzung wird auf Blumen und Musik verzichtet, die Männer tragen eine Kippa und nach dem anschließenden gemeinsamen Essen ist eine Trauerwoche vorgeschrieben.
Hindus: öffentliche Verbrennung
Anders verhält es sich mit hinduistischen und buddhistischen Begräbnisriten. Hier ist eine Feuerbestattung oberstes Gebot, was allerdings auch nicht immer mit den hiesigen Gesetzen in Einklang zu bringen ist. So schreibt der Hinduismus die öffentliche Verbrennung der Toten vor, die in Europa in Krematorien durchgeführt wird. Davor darf der Verstorbene nicht alleingelassen werden – auch das ist in Wien nicht ganz einfach. Ebenso schwer haben es Buddhisten in Wien. Der vorgeschriebenen Aufbahrung daheim gehen Behördengänge voran, da für dieses persönliche Abschiednehmen eine Genehmigung nötig ist. Ist die Erlaubnis eingeholt, wird mit Mönchen gebetet und gesungen.
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