Neue Privatschule in Simmering: Zehn Lehrer für 75 Schüler
Seit 3. September 2018 gibt es in der Florian-Hedorfer-Straße eine neue Privatschule.
SIMMERING. In den hellen Gängen zwischen den Klassenräumen riecht es noch ein bisschen nach Farbe. "Wir haben erst am 3. September aufgesperrt, deswegen haben wir auch noch kein ordentliches Türschild", erklärt Angela Himsl, Direktorin der Volks- und Neuen Mittelschule (NMS) in der Florian-Hedorfer-Straße.
Auf zehn Lehrer kommen hier 75 Schüler. "Dazu werden unsere Klassen in den Hauptfächern geteilt – so ergibt sich ein familiäres Unterrichtsklima", merkt Himsl an. "In einer Klasse sind bei uns immer zwei Jahrgänge, also jeweils erste und zweite, sowie dritte und vierte Klasse Volksschule gemeinsam", bemerkt die Direktorin beim Rundgang durch das viergeschoßige Gebäude. "Ähnlich, wie es früher in österreichischen Schulen am Land auch üblich war."
"Kommen wir in die Zeitung?"
In einer Volksschulklasse wird gerade Englisch unterrichtet, "I'm going to school by bus", erklärt die kleine Aysin ihrer Lehrerin gerade. Am Gang gleich vis-a-vis ist eine Klasse der NMS, wo im islamischen Religionsunterricht gerade das Leben Mohammeds durchgenommen wird. "Kommen wir alle in die Zeitung?", fragt ein Bub grinsend. "Unsere Kinder haben zwei Stunden in der Woche Religion, wie in anderen Schulen auch."
Viele Kinder haben Migrationshintergrund: "Bei uns sitzen Kinder, deren Eltern etwa aus Ägypten oder Tunesien stammen. Viele auch aus der Türkei", bemerkt Angela Himsl. "Niemand kann sich aussuchen, wo auf der Welt er geboren wird. Aber wir müssen alle gemeinsam darauf achtgeben, dass wir unsere Lebensgrundlage, die Erde, nicht kaputtmachen – und dabei gut miteinander auskommen, egal, woher wir kommen."
Ein Teppich im Turnsaal
Der oberste Stock ist komplett mit hochflorigem Teppich ausgelegt: Ein Überbleibsel der "Imam Hatip"-Schule mit türkischer Unterrichtssprache, die im Gebäude von der Islamischen Föderation Wien (IFW) ursprünglich eingerichtet werden sollte. Nach Protesten der Anrainer und der Politik rückte man davon ab. Der Schulerhalter ist nun der Verein Solmit ("Solidarisch miteinander"), der der IFW nahesteht. "Wir werden den Moscheeraum in Zukunft einfach als Turnsaal nutzen, da ist der Teppich praktisch", erklärt Direktorin Himsl.
IFW-Sprecher Harun Erciyas betont, dass die Schule unabhängig sei und "sich selbst verwaltet und finanziert“.
Viele der Lehrer sind Muslime, "aber nicht alle. Genauso möchten wir es bei unseren Schülern halten: Wir sind offen für alle, auch für Atheisten", erklärt Angela Himsl. "Mein Traum ist es, dass bei uns etwa katholische Kinder neben muslimischen in der Klasse sitzen und es einfach stehen lassen, wenn einer eine andere Meinung hat – und dann hinunter auf den Schulhof gehen und dort gemeinsam spielen."
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