Mini Med Spittal
Wie das Vergessen "vergessen"?

- Dres. Peter Kapeller und Edeltraud Lenhard
- hochgeladen von Michael Thun
SPITTAL. Im letzten Vortrag des Mini Med-Sommersemesters referierte der Neurologe Peter Kapeller über das Thema "Wege gegen das Vergessen - Richtiger Umgang mit Demenz". Der Primar im Landeskrankenhaus Villach erinnerte daran, schon vor drei Jahren in Spittal das Thema behandelt zu haben. Zum einen könne er mit einigen Neuerungen aufwarten, zum anderen aber hätten sich die Therapiemöglichkeiten in diesem Zeitraum nicht verbessert. Wie immer ging dem Vortrag im gut besetzten Ahnensaal von Schloss Porcia eine von Moderatorin Edeltraud Lenhard animierte Aufwärmrunde unter dem Motto "Mini Med bewegt" voraus.
Neue Methode: Impfen
In seinem eher unorthodoxen Referat bar jedweder Statistiken und Zahlen betonte der 56-Jährige, es gebe mehrere Arten von Demenz (etwa Alzheimer oder senile Demenz), wobei Mischformen am häufigsten vorkommen. Auch sei diese Krankheit nicht heilbar, könne aber - zumal bei jüngeren Menschen im Alter von 30 bis 45 - in ihrer Schwere hinausgezögert werden. Und: "Demenz ist nicht erblich!"
Eine wirkungsvolle Methode sei eine Form der Impfung. Im Unterschied zur normalerweise angewandten vorbeugenden Impffunktion würden in diesem Fall pathologische Veränderungen im Gehirn eliminiert, sogenannte Alzheimer-Plaques (Ablagerungen) entfernt, zurückzuführen auf Durchblutungsstörungen.
Mehrere Risikofaktoren
Vorrangige Demenz-Symptome seien Gedächtnisstörungen, fuhr der Abteilungsleiter für Neurologie am LKH Villach fort. Demenz, so seine Definition, sei die Unfähigheit, Gedächtnisinhalte abzurufen, wieder zu geben, vor allem: Gedächtnisleistungen zu verknüpfen. Risikofaktoren für die "komplexe Angelegenheit" (Kapeller) Demenz seien hoher Blutdruck und hohe Fettwerte. Verbessert werden könne die Gedächtnisleistung durch eine gesunde Lebensführung, will sagen: gesunde Ernährung (wenig Alkohol und Kochzalz, kein Nikotin), Bewegung in der freien Natur, soziale Kontakte.
Würde bewahren
Doch Demenzkranke leiden nicht nur unter Gedächtnisverlust, wie der Facharzt betont, sondern auch unter einem unkontrolliertem Verhaltensmuster. Dazu gehöre beispielsweise der Wunsch, nachts um 2 Uhr im Regen hinauszugehen. Kapeller appelliert an die pflegenden Verwandten beziehungsweise an Pflegekräfte im Altersheim, solchem Bewegungsdrang - so gut es geht - nachzukommen: "Auch der kranke Mensch hat das Recht, seine Würde bewahren zu können!" Ferner dürfe man unkontrolliertes Verhalten (Beschimpfungen, Kratzen) nicht persönlich nehmen!
Gefahr des Tablettenmissbrauchs
Umgekehrt hätten auch die Betreuenden einen Anspruch darauf, entlastet zu werden. Um dieser Gratwanderung gerecht zu, seien Medikamente manchmal nicht zu vermeiden. Die Gefahr sei nur eine zu hohe Dosierung, weil Demenzkranke immer unter hoher Anspannung stünden. Und ob des Tablettenabusus neue gesundheitliche Probleme hervorgerufen würden.
Unter den Zuhörern war Barbara Herzog-Emberger aus Obergottesfeld. Die Assistentin eines Spittaler Urologen hat bei ihrem 80-jährigen Vater erste Demenzsymptome erkannt und erhoffte sich hilfreiche Informationen. Elfriede Steiner aus Pusarnitz wiederum hatte ihren im Feber verstorbenen Vater betreut, der drei Jahre unter Demenz gelitten hatte. Und Hans Tuppinger aus Kolbnitz wiederum war gekommen, weil das Thema "uns alle irgendwann betreffen könnte".
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