Irmi Linder: "Man muss ihnen die Würde lassen"
Die Spittaler Pensionistin Irmi Linder setzt sich für Bedürftige - Flüchtlinge sowie auch Einheimische - ein.
SPITTAL. Die Spittalerin Irmi Linder setzt sich für Bedürftige in Spittal ein. Egal ob Wohnung oder Bürokratie für Flüchtlinge oder auch Einheimische, Linder hat ein breites Netzwerk und ist mittlerweile Profi im Organisieren.
Seit elf Jahren Pfarrgemeinderätin
Nach 40 Jahren als Lehrerin - davon sechs Jahre als Schulleiterin der NMS in Radenthein - hat die gebürtige Wolfsbergerin nun viel Zeit. "Ich bin vor vielen Jahren nach Oberkärnten gekommen, da ich nicht daheim bleiben wollte", schmunzelt sie. Seit elf Jahren ist Linder ehrenamtlich im Pfarrgemeinderat Spittal tätig.
"Nicht besonders religiös"
"Ich habe die Homepage der Pfarre betreut, beim Pfarrboten mitgearbeitet und bin so in die pfarrliche Arbeit hineingewachsen", blickt sie zurück. Als die alte Messnerin in der Draukirche einmal krank wurde, ist Linder auch hier eingesprungen. "Dann hab ich den Lektorendienst übernommen und spendete die Kommunion." Als besonders religiös würde sie sich nicht bezeichnen, doch die christliche Lebenseinstellung, dass man einander hilft und füreinander da sei, habe sie immer schon gehabt. Mit einer evangelischen Mutter und einem katholischen Vater hat sie in Religion auch maturiert. "Ich bin zuhause aber nicht beeinflusst worden."
Viel Gegenwind
Bei der ersten großen Flüchtlingswelle habe sie gemerkt, welcher Gegenwind den Familien - auch heute noch - entgegenweht. "Es ist auch unglaublich, wieviel Unwissen und negative Propaganda unseren Einheimischen ins Auge gestreut wird", sagt sie zur WOCHE. Ganz nach dem Motto von Maria Montessori "Hilf mir, es selbst zu tun", setzt sie sich nun für andere Menschen ein. "Das muss man im Umgang mit Erwachsenen auch tun. Egal, wie dreckig es ihnen geht, man muss ihnen die Würde lassen", mahnt sie.
Großes Netzwerk
Alleine könnte sie das auch nicht, sagt sie, und zum Glück kann sie auf ein großes und gutes Netzwerk in der Pfarre und der Pfarrcaritas, mit Freunden und Bekannten zurückgreifen. Es gebe auch Dinge, wo sie emotional an ihre Grenzen stoße. "Ich war bei fünf Einvernahmen für einen Asylbescheid dabei. Das wollte ich nicht mehr. Was die Betroffenen sagen, wird ihnen oft nicht geglaubt oder im Protokoll steht ganz was anderes, als gesagt wurde", ist sie empört.
Deutsch unterrichtet
In Radenthein gibt es bereits seit über 20 Jahren ein Asylwerberheim, als Schulleiterin habe sie immer schon Flüchtlingskinder mit berührenden Schicksalen in der Schule gehabt. "In meiner Pension habe ich dann über das BG Porcia in Radenthein Deutsch für Ausländer unterrichtet. Ich kenne jemanden mit einem Entrümpelungsunternehmen. Wenn ein Haushalt aufgelöst wird, werde ich angerufen und gefragt, ob ich Möbel oder die Küche für eine Familie brauchen könnte." So habe sie schon vielen Flüchtlingsfamilien mit einem kompletten Hausstand helfen können.
Drei Familien
Derzeit betreut und begleitet sie drei Familien parallel - vom Auftreiben von Kleidung oder Haushaltsgegenständen bis hin zu Stromanmeldung, Kontoeinrichtung oder auch auf Amtswegen, bei Arztbesuchen oder wenn es darum geht, einen Kindergartenplatz zu organisieren. "Die Zeit ist nicht messbar, aber ich bin schon täglich 14 bis 16 Stunden erreichbar", sagt sie. Ihr Mann Bruno sei mit in die Aufgabe hineingewachsen, er unterstützt sie wenn handwerkliches Wissen nötig ist. "Auch von meinem Sohn habe ich nie ein negatives Wort gehört, ich habe das Gefühl, er ist fast ein bisserl stolz auf mich", grinst Linder. Es könne nicht falsch sein, wenn man jemandem helfe. Ob sie nicht doch lieber ihre Pension so richtig für sich genießen möchte? "Das bin nicht ich", schließt sie.
Zur Person:
Name: Irmgard Linder
Geburtstag: 28. Mai 1953
Wohnort: Spittal
Beruf: Pensionierte Lehrerin
Ehrenamtlich tätig seit: 2004
Familie: Verheiratet, ein Sohn (33), ein Hund, zwei Katzen
Hobbys: Lesen, die Hundefreundesrunde, meine Arbeit
Vorbild: Meine Großmutter, sie war bis ins hohe Alter sehr pfiffig und hatte ein großes Herz für Menschen
Motto: Never give up. Erst wenn die Friedhofstür hinter mir zu ist.
Ziel: Gesund bleiben
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