Combined Success
"Jeder kann etwas tun und sich vorbereiten"
SPITTAL (ven). Die Bezirkshauptmannschaft (BH) Spittal ist für den Ernstfall - ein kärntenweiter Blackout - gerüstet. Die Mitarbeiter übten das Szenario bei einem Planspiel. Carmen Oberlerchner und Sabine Gussnig ließen die Übung für die WOCHE noch einmal Revue passieren.
Ausnahmezustand geprobt
Unter dem Namen "Combined Success" probten die Bezirke Hermagor, Feldkirchen, Villach und Spittal den Ausnahmezustand. Ein europaweiter Stromausfall war die Annahme jener Übung bei der mehr als 120 Personen mit verschiedensten Szenarien konfrontiert waren. Abgearbeitet wurden die einzelnen Aufgaben als Planspiel auf dem Reißbrett. Im neuen Krisen- und Katastrophenschutzzentrum des Landes in der LAWZ 3.0 in Klagenfurt trat zudem der von mehreren Experten unterstützte Landeskrisenstab zusammen.
Drei Tage beschäftigt
In der BH Spittal waren insgesamt 14 Mitarbeiter drei Tage lang mit der Übung beschäftigt. "Wir sind von einer Hitzeperiode mit Unwettern im Raum Oberkärnten ausgegangen. Dazu kommen Brände, Verkehrsunfälle, Murenabgänge", so Oberlerchner zur WOCHE. Miteinbezogen waren auch das Rote Kreuz, das Bundesheer, die Polizei und die Kelag. Gussnig ergänzt: "Weiters wurde angenommen, dass die Flüsse Niedrigwasser führen, Stauziele werden nicht erreicht, Atomkraftwerke sind wegen Wartung außer Betrieb, somit herrscht auch Stromknappheit. Außerdem Waldbrandgefahr."
Katalog an Szenarien
Christian Pichler vom Roten Kreuz hatte einen ganzen Katalog von Szenarien in petto, der an die BH nach und nach übermittelt wurde. Nun hieß es, darauf zu reagieren. "Dazu kommt ja auch noch der Totalausfall von Mobilfunk. Es ist wichtig - auch für sich selbst - diese Szenarien durchzuspielen. Wir sind allesamt so von der Technik verwöhnt. Aber was macht man, wenn diese nicht mehr funktioniert?", so Gussnig, die seitdem auch ihr Auto immer vollgetankt hat. Denn: "Auch die Tankstellen funktionieren ja nicht mehr ohne Strom, ohne Nachschublieferung von Treibstoff." Ein voller Tank im Auto bedeutet nämlich auch eine Heizung und die Möglichkeit, Radio zu hören und Informationen zu bekommen.
Auf Strom angewiesen
Die Mitarbeiter der BH stellten auch fest, wie es den Alltag erschwert, wenn zum Beispiel das elektronische Türschloss und der Bankomat nicht funktionieren, kein Nachschub in Lebensmittelgeschäft kommt oder die
Apotheken geschlossen sind. "Ohne Strom geht gar nichts. Man sollte daher darauf achten, die wichtigsten Medikamente zuhause zu haben. Ebenso Essen und Batterien sowie eine Kochmöglichkeit. Denn was nützen mir
Nudelvorräte, wenn ich sie nicht kochen kann?" werfen die beiden in den Raum. "Das Leben, wie wir es kennen, steht bei einem Blackout einfach still." Das wurde auch im Bereich der Kommunikation deutlich. So erfolgten Meldungen an die Landeswarnzentrale aber auch an die Medien, die eine „Notzeitung“ herausgeben können, über den Feuerwehrfunk. „Wir haben wieder einmal festgestellt, wie wichtig unsere Einsatzorganisationen sind“, so Oberlerchner.
Probleme kommen mit der Zeit
Dennoch muss man noch weiter denken. "Es wurden dann auch - fiktiv - nach Melkern für die Kühe auf den Höfen gesucht. Denn wenn diese nicht täglich gemolken werden, werden sie krank. Man braucht auch Verscharrplätze für Tierkadaver, sonst herrscht Seuchengefahr. Es war jedenfalls sehr spannend", so Gussnig. In den Abläufen wurden auch immer wieder Zeitsprünge vorgegeben, sodass das Planspiel auch einigermaßen realistisch war. "Manche Probleme kommen erst mit der Zeit. Unruhe in der Bevölkerung, Plünderungen. Und da haben wir gesehen, was die Situation mit dem einzelnen macht."
Laut Oberlerchner wurde das Bewusstsein in der Belegschaft definitiv geschärft. "Wir wollen unsere Erfahrungen an Freunde und Familie weitergeben, es kann jeder etwas tun und sich für den Ernstfall vorbereiten."
Tipps und Tricks:
Auf der Sicherheits-Homepage des Kärntner Zivilschutzverbandes www.siz.cc/kaernten finden sich viele wertvolle Tipps, wie zum Beispiel Kochen ohne Strom, Sicherer Haushalt (Bevorratung) oder auch einen Blackout-Ratgeber.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.