Mittelalterliche Buchmalerei an der Uni Klagenfurt
KLAGENFURT. In der Bibliothek der Universität Klagenfurt fand kürzlich ein Workshop für mittelalterliche Buchmalerei statt. Auf Initiative einer Projektgruppe, die sich der virtuellen Rekonstruktion der mittelalterlichen Bibliothek des Klosters Millstatt verschrieben hat, wurde die Künstlerin Juliet Venter nach Klagenfurt eingeladen, um in die Techniken der mittelalterlichen Buchmalerei einzuführen, wobei die Teilnehmer auch selbst Hand anlegen durften.
Wertvolle Hinweise
Mittelalterliche Bücher sind oft mit wunderschönen Malereien ausgestattet, die je nach Entstehungszeit und -ort sehr unterschiedlich ausfallen können. „Die Gestaltung der Buchmalerei kann wertvolle Hinweise auf die Herkunft und Entstehungszeit einer Handschrift liefern“, so Sabine Seelbach, Initiatorin und Leiterin eines Projektes an der Uni Klagenfurt, das sich die virtuelle Rekonstruktion der mittelalterlichen Bibliothek des ehemaligen Benediktinerklosters von Millstatt zur Aufgabe gemacht hat. Zur Ergänzung ihrer Forschungsarbeit lud die Projektgruppe am 13. Mai die Künstlerin Juliet Venter ein, ihre praktischen Erfahrungen im Bereich der mittelalterlichen Maltechniken mit der Gruppe zu teilen.
Modern interpretiert
Juliet Venter stammt aus Großbritannien, lebt aber seit einigen Jahren in Millstatt am See und beschäftigt sich hauptberuflich mit mittelalterlicher Ikonen- und Buchmalerei unter Verwendung authentischer Materialien wie Ei-Tempera, Blattgold, Erd- und Mineralpigmente auf Papier und Pergament. Ihre kleinformatigen Arbeiten stehen in der Tradition mittelalterlicher Maltechniken, die sie modern interpretiert.
Eigene Motive
Der Workshop an der Uni Klagenfurt, an dem neben den Projektmitarbeiterinnen auch Angehörige der Universitätsbibliothek teilnahmen, beinhaltete eine Einführung in die besonderen Techniken der mittelalterlichen Buchmalerei und die Verwendung traditioneller Farbpigmente sowie Methoden zur Vergoldung. Jeder Teilnehmer fertigte sein eigenes Miniaturmotiv nach Vorlage eines authentischen mittelalterlichen Schriftstücks an. „Für uns war es eine Bereicherung, die Buchkunst des Mittelalters auch einmal von der praktischen Seite her kennenzulernen“, so Birgit Müllner-Stieger, Mitarbeiterin der Projektgruppe. „In unserer Arbeit beschäftigen wir uns hauptsächlich mit den formalen und äußeren Eigenheiten der unterschiedlichen Werke – es war sehr interessant für uns, hautnah zu erleben, wie viel Zeit und Mühe damals in jedes dieser kleinen Kunstwerke investiert wurde. Ich denke, wir alle betrachten diese Kunstform jetzt mit etwas anderen Augen.“ Gearbeitet wurde unter anderem mit Mineralpigmenten wie Umbra, Grünerde und Zinnober, aber auch mit Blattgold.
Zur Person:
Juliet Venter ist eine britische Künstlerin, die in Millstatt am See in Kärnten eine zweite Heimat gefunden hat. Nach einem MA-Studienabschluss für Literatur an der Universität Cambridge begann sie 2009, sich hauptberuflich mit mittelalterlichen Maltechniken zu beschäftigen. Unter Verwendung klassischer Materialien, wie Ei-Tempera, Blattgold, Erd- und Mineralpigmenten, Gessogrundierung und Pergament, hat sich Juliet Venter in die klassische Ikonenmalerei vertieft, fertigt Tafelmalereien und zeitgenössische Miniaturen an, in denen auch der Humor nicht zu kurz kommt. Sie ist zur Meisterin in diesem Metier avanciert, wird für ihre feinfühlige Ausführung und ihre fantastischen Farben geschätzt und hält mittlerweile Kurse auf vier Kontinenten.Juliet Venter ist vom 1. Mai bis 31. Juli 2019 Artist-in-Residence in der Künstlerstadt Gmünd.
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