Nach zweijährigem Baustopp neue Bebauungspläne in Millstatt
Protest gegen Rodungsbescheid
Nach dem im Oktober 2018 erlassenen und nun endenden Baustopp hat der Gemeinderat Millstatt zwei Bebauungpläne verabschiedet. Außerdem hat eine vor wenigen Tagen gebildete Bürgerinitiative (BI) gegen einen von der Bezirkshauptmannschaft (BH) erlassenen Rodungsbescheid protestiert.
MILLSTATT. "Größere Bauwerke sind uns einfach über den Kopf gewachsen." Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Hans Schuster eine fünfstündige Mammutsitzung des Gemeinderates, der coronagerecht mit Mindestabständen im großen Saal des Kongresshauses abgehalten wurde. Verabschiedet wurden zwei Bebauungspläne. Mit ihnen soll die bauliche wie auch landschaftliche Entwicklung der 3.400 Einwohner zählenden Gemeinde in geeordnete Bahnen gelenkt werden.
Wider Baulandhortung
Vorrangiges Ziel ist es, eine bedarfsgerechte Baulandausweisung zu erreichen sowie künftig Baulandhortung und Immobilienspekulation zu verhindern. Ferner soll die touristische Attraktivität der Seengemeinde gefördert, mehr Wohnraum für Dauerbewohner geschaffen werden. Auch soll die gewachsene hochwertige Bausubstanz gewahrt werden, müssen sich Neubauten dem Ortsbild der Umgebung anpassen, soll der Zugang zum Ufer Vorrang eingeräumt werden.
17 Sitzungen
In nicht weniger als 17 Sitzungen hat der um Fachleute ergänzte Planungsausschschuss des Gemeinderates unter Vorsitz des Grazer Raumplaners Richard Resch, der unter anderem beim Örtlichen Entwicklungskonzept der Marktgemeinde Velden beteiligt war, getagt. Bis Juni 2020 wurden die Kompromisse mit den Anliegern erarbeitet, die insgesamt 56 Einwendungen von 41 Einwohnern behandelt. Resch informierte, dass in 26 Fällen den geäußerten Wünschen voll, in 24 Fällen teilweise und in 18 ihnen nicht entsprochen worden sei. Über diese Einwendungen wurde dann detailliert im Gemeinderat einzeln abgestimmt, wobei den Kompromisslösungen durch die Bank bei wenigen Nein-Stimmen grünes Licht gegeben wurde.
Zwei Bebaungspläne
Unterschieden wurde in zwei Bebaungsplänen, die einmal 14 der 18 Ortschaften Millstatts betrafen, zum anderen in einem Teilbebauungsplan gesondert der Uferbereich von Millstatt, Lechnerschaft, Pesenthein und Dellach am Millstätter See mit ihren Uferschutzbesonderheiten. Sehr individuell wurden Bebauungsdichte, - art und die Geschossanzahl festgelegt. Beispielsweise müssen Baugrundstücke mindestens 350 Quadratmeter, in Ufernähe mindestens 100 Quadratmeter groß sein, dürfen neue Gebäude grundsätzlich nicht zwei Geschosse plus Dachgeschoss überschreiten; bei einer Hangneigung von mindestens 17 Grad ist ein weiteres Geschoss möglich.
Dem Bebauungsplan für die Marktgemeinde wurde mit 17 Ja- und sechs Nein-Stimmen (aus den Reihen von ÖVP, SPÖ und Liste Hofer) stattgegeben, dem Teilbebauungsplan kurz vor Mitternacht mit 18 zu fünf Stimmen).
Protest gegen Abholzung
Gegen die Abholzung eines 2,5 Hektar großen Waldgebietes in der Lechnerschaft hat sich unter Gemeinderätin Dora Gmeiner-Jahn eine Bürgerinitiative gegründet. Gefordert wird eine Rücknahme des Rodungsbescheides sowie, dass der Grundeigentümer zur Rekultivierung verpflichtet wird. Die BI betont, bei der besagten Fläche oberhalb der Bundesstraße handle es sich um gewidmetes Grünland. Außerdem liege das Gebiet laut "Örtlichem Entwicklungskonzept" außerhalb der Siedlungsgrenzen. Mithin dürfte der - bis dato nicht hinzugezogene - Gemeinderat das Gelände gar nicht als Bauland widmen.
Es heißt, Immobilienentwickler Manfred Siller will in der Lechnerschaft ein umfangreiches Hotel- und Wohnungsprojekt für 120 bis 150 Millionen Euro auf die Beine stellen.
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