Freunde stellen in der Stiegenhausgalerie aus
Roland Grasser trifft Gerald Kurdoğlu Nitsche
In der an Ausstellungen armen Zeit ist es Galeristin Margret Joch gelungen, die Stiegenhausgalerie in Seeboden zu bespielen.
SEEBODEN. In der in ihrer Form einzigartigen mehrgeschossigen Stiegenhausgalerie des Impuls-Centers haben der heimische Roland Grasser und der Tiroler Gerald Kurduğlu Nitsche ihre Werke ausgestellt. Während die Bilder des gebürtigen Spittalers noch bis Mittwoch, 19. Mai, präsent sind, endete bereits die Ausstellung für Nitsche. Zum Finale schaute der Landecker noch einmal am Millstätter See vorbei. Beide Künstler sind seit des gemeinsamen Studiums an der Akademie der Künste in Wien vor 60 Jahren befreundet.
Kunst mit Glasscherben
Nitsche, der am 18. Juni 80 wird, zeigt in Seeboden seine von ihm kreierte Vorder- und Hinterglasmalerei, also Bilder die von beiden Seiten zu betrachten ist, sowie Up-cycling-Skulpturen, in denen das Material Glas nicht wiedererwendet (re-cycled), sondern aufgewertet wird. Für beide Formate gilt, wie der Künstler augenzwinkernd der WOCHE sagt: "Scherben bringen Glück."
"Heimat Türkei"
Nitsche, der sich auch literarisch mit Minderheiten befasst, hatte 1993 aus Protest gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Österreich seinen Namen mit dem zweiten Vornamen Kurdoğlu ergänzt. Im Türkischen bedeutet das "Sohn des Wolfs", in seinem Fall in Erinnerung an den Vornamen des Vaters "Sohn von Kurt". Als Lehrer, der Nitsche auch war, hatte er zehn Jahre lang am St. Georgs-Kolleg unterrichtet, der österreichischen Schule in Istanbul. Nein, die Türkei, die er hofft, nach einjähriger Unterbrechung heuer wieder besuchen zu können, sei nicht seine zweite Heimat, wie er betont: "Die Türkei ist wie Österreich meine Heimat!" Die Begeisterung für das Land am Bosporus hätten in ihm einmal Karl May ("Von Bagdad nach Instanbul"), zum anderen Berichte von Kollegen am Gymnasium Landeck geweckt.
Wider "brotlose Kunst"
Über seinen Freund hat Nitsche geschrieben: "Roland Grasser hat mit 24 Jahren, zuerst etwas ärgerlich und irritierend für seine Eltern, den vorgezeichneten Weg einer erfolgreichen Banker-Karriere abgebrochen, denn gezeichnet hatte er schon als Kind leidenschaftlich, und damit den ihm gemäßen Weg, die Kunst, gewählt." Der Magister art meint dazu: "Natürlich ist das immer ein Risiko, doch das Gerede von der 'brotlosen Kunst' ist Blödsinn. Der Erfolg hängt immer von einem selbst ab!"
"Grasserismus"
Zum künstlerischen Erfolg Grassers merkt Nitsche an: "Sein Stil ist weder Im- noch Expressionismus und auch keinem anderen tradierter Ismus zuzuordnen, es ist Grasserismus, aber kein Stylismus, Mit großen Aufträgen, öffentlichen und privaten, wurde deutlich, dass man bereit ist, seinen schöpferischen Zickzack-Weg zu begleiten, mitzugehen und dessen Wert erkannt hat. Die großartigen Bilder im Altersheim Seeboden, sehr eindrucksvoll sind auch die 4 Wandgestaltungen aus den 80er Jahren am Urnenfriedhof in Spittal; sie waren und sind für mich eine echte Entdeckung und Überraschung. Völlig unüblich Techniken vermischt, kombiniert, Mosaik und Malerei und Relief, also ein echter Grasser - das mit großer Aussagekraft."
Die Galerie am Thomas Morgenstern Platz 1 ist Mo. – Fr. von 8:00 – 18:00 Uhr geöffnet.
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