Hufschmied bringt das (Pferde)Glück
Ein scheinbar seltener Beruf erlebt neuen Aufwind durch die zahlreichen Reitställe in Oberkärnten.
ROTHENTHURN (ven). Der 23-jährige Matthias Koller ist Huf- und Klauenschmied und setzt somit eine der ältesten Handwerkstraditionen fort.
Ausbildung in Deutschland
"Ich bin erst spät zu Pferden gekommen", erzählt Koller, der vor seiner Ausbildung zum Hufschmied die Matura am BRG Spittal absolvierte. Damals hat er einem Hufschmied beim Beschlagen von Pferden zugesehen. "Das war der Startschuss. Ich habe dann gleich mit der Ausbildung angefangen", blickt Koller zurück. Die Kurse für sein Gewerbe hat er in Deutschland gemacht. In Österreich ist dies nur in Niederösterreich möglich, in Kärnten gar nicht. "Das hat sich über ein halbes Jahr gezogen", so Koller. Zwei Jahre lang arbeitete er mit einem Schmied mit, seit drei Jahren ist er selbstständig.
Alle acht Wochen beim Schmied
Gelernt hat er das Schmieden von Eisen, das Beschlagen der Pferde und auch das orthopädische Beschlagen, um Stellungsfehler bei Krankheiten zu korrigieren. Unterwegs ist er mit seiner mobilen Werkstatt in ganz Kärnten. "Insgesamt fünf Hufschmiede gibt es meines Wissens nach in Oberkärnten", sagt er. Arbeit gäbe es für jeden genug, da es in Oberkärnten extrem viele Pferdeställe gibt. "Ein Pferd muss alle acht Wochen zu mir", beschreibt er seine Arbeit. Dabei sieht er sich das Pferd genau an, "wie es sich im Schritt bewegt." Dann werden die Hufe ausgeschnitten, das bedeutet dass überschüssiges Horn entfernt wird.
Huf aus Horn
Sollte es notwendig sein, wird ein neues Eisen angepasst und in richtiger Größe und Form auf den Huf aufgenagelt. Dabei hat er einen Spielraum von fünf Millimetern bis zu einem Zentimeter am Huf des Pferdes, um nicht durchblutetes Gewebe zu erwischen. Das wird "weiße Linie" genannt. "Einmal kam eine Mutter mit ihrem Kind vorbei. Als das Kind sah, dass ich den Nagel in das Horn hämmerte, fing das Kind fürchterlich zu weinen an", erzählt er. Dabei ist der Spielraum für Koller auch je nach Pferderasse unterschiedlich. "Man kann den Huf in etwa mit einem Fingernagel vergleichen und das Pferd steht auf dem Mittelfinger", erklärt er.
Während er das Pferd beschlägt, kommt die Nagelspitze wieder aus dem Horn heraus. "Sie wird dann umgebogen und vernietet", so der junge Schmied. Für ein Pferd benötigt er eine gute Stunde.
Bedarf nach Schmiede steigt
Es hat den Anschein, als wäre der Beruf des Hufschmieds nicht allzu beliebt. Aber: "Es kommen doch Junge nach. Die Nachfrage ist da und die Leute informieren sich auch. Der Beruf ist auch anspruchsvoller geworden. Vom Arbeitspferd zum Sportpferd ändern sich auch die Beschläge und die Materialien", erklärt er. So gibt es zum Beispiel Aluminium- oder Kunststoff-Eisen, statt dem Nageln könne man auch kleben. "Nägel sind verlässlicher", so der Profi. Er selbst besitzt ebenfalls Pferde und reitet aber nur sporadisch. "Pferde sind für mich ein Hobby und ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", so der Spittaler, der im Möll-, Drau- und Gailtal sowie im Lungau und auch im Raum Villach unterwegs ist.
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