Aktiv älter werden
Mini-Med-Studenten über die Möglichkeiten der Geriatrie informiert
SPITTAL. "Aktiv älter werden" hat Primarius Arnulf-Markus Isak seinen Vortrag betitelt, in dem er über die Möglichkeiten der Geriatrie informiert hat. In der zweiten Vorlesung des Mini-Med-Sommersemesters im Ahnensaal von Schloss Porcia ging es dem Leiter der medizinisch-geriatrischen Abteilung mit Palliativstation und Abteilung für chronisch Kranke am LHK Villach nicht zuletzt auch darum, dem Laien die Aufgaben seiner medizinischen Spezialdisziplin näher zu erläutern.
Ganzheitliche Betreuung
Launig hob der fast 50-Jährige nach dem schon rituellen "Mini Med bewegt" mit Moderatorin Edeltraud Lenhard an, er glaube nicht, hier neue Patienten zu finden, um zunächst den Zuhörern die weit verbreitete "Angst" vor seiner Station zu nehmen, abzulesen an den Worten: "Aber meine Mutter ist doch gar nicht dement." Vielmehr vermag Geriatrie, wie der Primar unterstrich, dem betroffenen Patienten eine ganzheitliche Betreuung zu gewähren. Die sei nicht mit dem Ansatz der alternativen Medizin zu verwechseln, sondern ziele darauf ab, die verschiedenen, mit zunehmenden Alter gleichzeitig auftretenden Krankheiten (Multi-Morbidität) zu erfassen und gezielt zu behandeln.
Kritik an Polypharmazie
"Wir sind zwar fachärztlich meist gut versorgt", so der Mediziner, doch würden die möglichen Risiken bei der Behandlung beispielsweise eines Schlaganfalls oder einer Lungenentzündung unterschätzt. Deshalb beschränke sich die Geriatrie nicht auf eine bloße organische Diagnostik und Therapie. In diesem Zusammenhang ging der Geriatriker scharf mit der Polypharmazie ins Gericht. Im Durchschnitt nähmen mehr als 75-Jährige täglich acht und mehr Medikamente ein, ohne über die Interaktionen der Arzneien aufgeklärt worden zu sein. Also darüber, dass sich die eine Pille nicht mit der anderen vertrage oder dessen Wirkung schwäche beziehungsweise aufhebe.
Einzigartiger Ansatz in Villach
Aus diesem Grund hat die geriatrische Abteilung in Villach als erste und bisher einzige in Österreich eine Diskussionsrunde ins Leben gerufen, in der einmal wöchentlich Patienten mit einem Geriatriker, Psychiater, Neurologen und einer klinischen Pharmazeutin zusammen kommen und beispielsweise Wirkung und Nebenwirkung ihrer Pharmaka evaluieren. Dieser revolutionäre therapeutische Ansatz werde von den Klinikärzten auch in Pflegeheimen praktiziert.
Schwitzen am besten
Ziel der durchschnittlich zwei- bis dreiwöchigen Behandlung in der geriatrischen Station Abteilung sei es, dem Betroffenen so viel Selbstständigkeit wie möglich wieder zu geben. Schwerpunkte seien - über die fachärztlichen Therapien, Ernährungs- und auch Sozialberatungen hinaus - vor allem ergo- und physiotherapeutische Maßnahmen. "Auch wenn die Patienten Wellness, Massagen und Fango am liebsten haben: Am wirkungsvollsten ist eine aktive Therapie, bei der man ordentlich ins Schwitzen kommt", so Isak.
Alter selbst bestimmen
Die Sporthochschule Köln hat nach gewiesen, dass mit Hilfe eines Kraft- und Koordinationstraining von zwei Mal einer Stunde pro Woche Alltragskompetenz, Mobilität und subjektives Wohlbefinden spür- und messbar gesteigert werden konnten. Der Alterungsprozess sei zwar nicht aufzuhalten, könne aber durch eine aktive und positive Lebensgestaltung hinausgezögert werden. "Damit können wir die Chancen verbessern, unser Alter selbst zu bestimmen."
Regelmäßige Mini-Med-Studentinnen sind Gudrun Altersberger und Gertrude Müller. Über die stets informativen Vorträge hinaus sind die beiden Spittalerinnen diesmal gekommen, um weiterhin „positiv in die Zukunft sehen zu können“, wie sie es formulieren. Der in Begleitung seiner Gattin Maria aus Feistritz/Drau angereiste Helmut Prokopp, Landesobmann und stellvertretender Bundesobmann der Donauschwäbischen Landsmannschaft, klagt über altersbedingte Gelenk- und Wadenprobleme. Der 64-jährige Peter Heilinger wiederum meint: „Gott sei dank habe ich noch keine Beschwerden. Es wird aber sicher der Tag kommen, an dem ich die heutigen Informationen gebrauchen kann.“
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