Christine Sitter: "Image-Kampagne hat Region bekannt gemacht"
Die WOCHE sprach mit Lag-Managerin Christine Sitter über die Wirkung der "Drauf bin i stolz"-Image-Kampagne sowie Aufgaben und Projekte der Leader-Region Nockberge-Oberkärnten.
NOCKREGION (ven). Die Image-Kampagne "Drauf bin i stolz" der Lag Nockregion-Oberkärnten (die WOCHE berichtete) wurde bereit zum zweiten Mal durchgeführt. Die WOCHE sprach mit Lag-Managerin Christine Sitter über deren Nutzen und Wirkung.
Kleinprojekte für Vereine
"Ich glaube, dass über diese Kampagne die Nockregion selbst als Leader-Region aber auch als Regionalverband bekannter geworden ist. Wir haben über sie sicherlich auch viele Personen genannt bekommen, die sehr stark ehrenamtlich in Vereinen tätig sind." Dadurch, dass die Menschen den Regionalverband kennengelernt haben, konnten auch viele Vereine mittels Kleinprojekten unterstützt werden. "Das empfinde ich als ganz wichtig und das ist auch im Sinne unserer Arbeit bezüglich des demografischen Wandels."
Sozialkapital in der Region
Laut Sitter würden die Menschen darauf sensibilisiert werden, einen Blick auf das Sozialkapital in der Region zu werfen. "Und man sagt offiziell Danke zu den Menschen, die sich engagieren und Meinungen in der Region positiv transportieren. Wir haben eine tolle Region, mit großem Human- und Sozialkapital. Diese Wertschätzung ist wichtig, auch wenn manche geglaubt haben, die Kampagne sei nicht besonders wichtig." Für Sitter ist Wertschätzung wichtig, damit die Menschen auch wieder die Kraft aufbringen, sich weiter zu engagieren - für Vereine, Öffentlichkeit.
Vernetzungsprojekt
Die Kampagne habe zum Vorschein gebracht, was es alles gibt. Also könne man es als Vernetzungsprojekt sehen? "Natürlich. Und man weist darauf hin, was alles möglich ist."
Ob es eine dritte Auflage geben werde, steht noch nicht fest.
Auch andere Förderschienen
Die Nockregion startete aber nicht nur die Image-Kampagne. "Wir arbeiten nicht nur mit Leader-Geldern, sondern verknüpfen Leader-Gelder mit anderen Förderschienen und so tragen wir zur Entwicklung der Region bei." Sitter verweist damit auf Beschäftigungsprojekte, die eine Gemeinde alleine nicht stemmen könnte. Weiters nennt sie die flexible Kinderbetreuung in Trebesing oder auch die Radwegpflege mit guter Koordination und Qualität. "Wenn jede Gemeinde alleine ihre Radweg-Abschnitte machen würde, ist das nicht alles aus einem Guss. Und es hat einen sozialpolitischen Auftrag, dass Langzeitarbeitslose wieder in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden."
Adventweg und Flow Country Trail
Weitere Projekte, die maßgeblich mit Leader-Beteiligung umgesetzt werden konnten, sind zum Beispiel der Adventweg am Katschberg, wo sogar drei Regionen kooperieren, die Unterstützung der Kaslabn in Radenthein, der Flow Country Trail in Bad Kleinkirchheim. "Das Projekt ist eine Erweiterung der Infrastruktur und auch ein Buchungsargument im Winter, sollte kein Schnee liegen." Auch der Energieerlebnisweg in Trebesing wurde mit Leader-Mitteln gefördert. "Es ist mir dennoch sehr wichtig zu schauen, wie man noch andere Förderungen - vom Land zum Beispiel - abrufen kann." Auch das "Nockkörberl" in Spittal, das am 3. August eröffnete, ist mit Leader-Mitteln gefördert.
Jugendarbeit durch Kleinprojekte
Die Unterstützung von Vereinen werde durch Kleinprojekte durchgeführt. "Sie haben im Hintergrund, weil sie sind regionsbindend. Es gibt viele Vereinsmitglieder, die auswärts arbeiten oder studieren und nur am Wochenende zuhause sind." Solche Kleinprojekte sind zum Beispiel auch die Sanierung der Lassnigmühle in Seeboden, Positionierungen von vitamin R und dem Dorfservice." Sitter habe auch Jugendarbeit wie zum Beispiel die Hockeykids unterstützt, auch den Ankauf von Instrumenten für Musikschulen gefördert. "Das ist Jugendarbeit und Investition in die Zukunft. Das Gremium hat es sich nicht leicht gemacht, diese Projekte zu genehmigen, aber Jugendarbeit muss gefördert werden."
Interreg-Projekt Consenso
Was außerhalb von Leader passiere, sei zum Beispiel das Interreg-Projekt "Consenso" (die WOCHE berichtete) in drei Gemeinden. "Ganz ein wichtiges Instrument für die Zukunft. Menschen können länger zuhause bleiben und mit den Family Nurses in der Region alt werden." Die Nachfrage sei laut Sitter hoch. Der Fokus werde auch auf Prävention und Hilfestellung gelegt. "Es steht in keiner Konkurrenz zu Pflegern, die ins Haus kommen."
In der Lag gibt es nun auch drei Klima- und Energie-Modell-Regionen (Lieser-Maltatal, Spittal-Lendorf und Bad Kleinkirchheim-Reichenau-Feld am See).
Strategie gibt den Weg vor
Sitter habe einen fixen Betrag an EU-Fördergeldern für die Förderperiode zur Verfügung, der je nach Region, Qualität der Strategie, Bevölkerungszahl festgelegt wird. "Welche Projekte genehmigt werden, hängt stark mit der Strategie zusammen. Das ist die Grundlage. Steht das Ziel des Projektes auch in der Strategie?" Ein großer Papierkrieg, inklusive Wirkungsanalysen. "Es ist unser Ziel, dass es ein großes Ganzes ist. Die Säulen unserer Strategie sind Wertschöpfung, natürliche Ressourcen und kulturelles Erbe sowie Gemeinwohl und Strukturen."
Dreieinhalb Kräfte für über 40 Projekte
Sitter und ihr Team arbeiten an rund 40 Projekten gleichzeitig - noch in Bearbeitung oder schon abgeschlossen. "Außerhalb von Leader gibt es noch weitere." In der Lag (15 Gemeinden) arbeiten nur zwei Vollzeit- und eine Halbtagskraft - inklusive Sitter. Im Regionalverband (17 Gemeinden) arbeitet noch Maria Aichholzer.
Viele gute Projekte
In der Ausschöpfung der Fördergelder sei die Nockregion vorne mit dabei. "Auch bei Erfüllung der Indikatoren und der Abrechnungsquote." Sitter würde noch mehr Gelder brauchen, da es noch viele gute Projektideen gebe. Die Förderperiode läuft bis 2020, danach brauche man eine neue Strategie für die nächste Förderperiode. "Dazu braucht es Beschlüsse in den Gemeinden sowie eine neue Strategie und Positionierung."
Vorgaben der EU
Die Entwicklung in der Nockregion sei nicht nur mit der Abwanderung verknüpft, sondern auch mit dem Rückgang der Geburtenrate, die aber auch von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich ist. Die Nockregion täte gut daran, hier anzusetzen, allerdings auch Vorgaben von Ministerium und EU zu beachten. In welcher Ausprägung ist erst festzulegen.
ZUR SACHE
Lag-Region: Jenes Konstrukt, das von der EU vorgegeben ist, wo sich eine zusammenhängende Region mit einer gewissen Einwohnerzahl und Fläche zusammenschließt und sagt, wir wollen miteinander eine Leader-Region bilden. Die Mitglieder einer Leader-Region dürfen aus maximal 49 Prozent öffentlichen Institutionen bestehen, der Rest setzt sich aus Institutionen wie Wirtschaftskammer, Vertreter aus Landwirtschaft, Frauenthemen, Soziales und so weiter zusammen. Ein bunt gemischtes Gremium, das entpolitisiert ist.
Regionalverband: Ist ein Gemeindezusammenschluss. Wesentlich älter, hat sich zum Zweck des Radwegbaus rund um den Millstätter See gegründet. "Für uns ein ganz wichtiges Instrument, denn alles geht nicht über die Leader-Region." Er fungiert als Projektträger für viele Leader-Projekte, denn irgendjemand muss auch Eigenmittel in die Projekte einbringen.
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