Die Kärntnermilch zieht Bilanz
Für Kärntnermilch Geschäftsführer Helmut Petschar war das Jahr 2016 für die Milchwirtschaft besonders schwierig.
SPITTAL (aju). Nach Abschluss des vergangenen Jahres zieht die Kärntnermilch nun Bilanz: "Es war ein Jahr voller großer Herausforderungen".
Umsatzrückgang
Der niedrige Milchpreis und die Marktsituation schlagen sich auch auf die Bilanz der Kärntnermilch nieder. So musste für das Jahr 2016 ein Umsatzrückgang von 3,6 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 94,7 Millionen Euro verzeichnet werden. "In Folge der Abschaffung des EU-Milchquotensystems gab es in ganz Europa einen massiven Anstieg der Milchmengen. Zurückhaltende Nachfrage in wichtigen Exportdestinationen und das nach wie vor aufrechte Russlandembargo führten zusätzlich zu einer weltweiten Krise auf den Milchmärkten", sagt Geschäftsführer Helmut Petschar. Diese Situation führte auch dazu, dass die Milchpreise zunehmend sanken.
Bio-Zuschläge
Der durchschnittliche Auszahlungspreis betrug dabei im Jahr 2016 32,06 Cent netto pro Kilogramm Milch. "Das bedeutet einen Rückgang von 7,3 Prozent gegenüber dem Jahr davor", so Petschar. Der Bio-Zuschlag betrug durchschnittlich 8,176 Cent netto pro Kilogramm angelieferter Milch. Für die Marke Bio Wiesenmilch, die noch strengere Kriterien in Sachen Tierhaltung hat, wird nun seit Jänner zusätzlich zum Bio-Zuschlag nochmals ein Aufschlag bezahlt. "Der Qualitätsweg, den die Kärntnermilch gemeinsam mit den Bauern seit Jahren eingeschlagen hat, ist Grundlage für die Produktqualität und letztendlich für den Milchauszahlungspreis. Ein besonderer Dank für die hohe Qualität der angelieferten Rohmilch gilt daher unseren Bauern", erklärt Petschar.
Zusammenarbeit in Wertschöpfungskette
Besonderes Augenmerk legte Petschar aber auf die Wichtigkeit der Zusammenarbeit: "Die hohe Qualitätsstrategie muss vom Bauern, über die Molkerei bis hin zum Handel, der Gastronomie und den Konsumenten mit getragen werden", so Petschar. Das sieht auch Genossenschafts-Obmann Reinhard Scherzer so. Denn vor allem die Landwirte seien diejenigen, die Landwirtschaftspflege betreiben und so auch den Tourismus in seiner Existenz helfen würden: "Trotzdem dümpelt der Milchpreis nach wie vor bei durchschnittlich 32 Cent netto, was unweigerlich eine massive Reduktion von bäuerlichen Betrieben in der österreichischen Milchwirtschaft nach sich ziehen wird", sagt Scherzer. Die, wie Scherzer es nennt, Aktionswut des Österreichischen Lebensmittelhandels sei für ihn dabei ein wesentlicher Grund für diesen Stillstand. "Wie kann der Gesetzgeber solche Aktionen auf Lebensmittel mit kurzer Haltbarkeit zulassen wo damit doch klar ist, dass Lebensmittel so noch mehr weggeworfen werden?", fragt Scherzer.
Ausblick in die Zukunft
Einen Schritt in die richtige Richtung, so ist man sich bei der Kärntnermilch sicher, hat man allerdings vor kurzem mit der neuen Maschine gemacht, die es ermöglicht, Kleinbutterportionen für die Gastronomie zu produzieren. Außerdem will man den Milchpreis bis Juli, schrittweise auf 35 Cent anheben. "Davon können die Landwirte immerhin ihre Kosten decken und wir sprechen nicht mehr von Existenzbedrohung. Dennoch braucht es noch einiges mehr, denn von Seligkeit sprechen wir leider auch noch nicht, dazu braucht es noch einmal 10 Cent mehr pro Kilogramm Rohmilch", sagt Scherzer.
Kärntnermilch Kennzahlen
Gesamtumsatz 2016: 94,7 Millionen Euro (minus 3,6 Prozent zum Vorjahr)
Exportumsätze: 21,6 Millionen Euro (plus 4,3 Prozent im Vergleich zu 2015)
Milchverarbeitung: 123,5 Millionen Kilogramm Milch wurden 2016 zu über 400 verschiedenen Produkten verarbeitet, das sind 337.000 Liter täglich und somit ein Plus von 1,3 Prozent
Investitionen: 6,9 Millionen Euro wurden in die Modernisierung und Absicherung des Standortes Spittal investiert.
Milchlieferanten: 1.226 Bauern liefern an die Kärntnermilch
Mitarbeiter: insgesamt 188
Netto Milchauszahlungspreis pro Kilogramm: 32,06 Cent
Netto Biozuschlag: 8,176 Cent
Netto Bio-Wiesenmilch-Zuschlag pro Kilogramm: 12,493 Cent
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