"Habe die Hoffnung, dass wir aus der Geschichte lernen"

Autorin und Historikerin Alexandra Bleyer mit ihrem neuen Buch | Foto: KK/Glawischnig Rudiferia
  • Autorin und Historikerin Alexandra Bleyer mit ihrem neuen Buch
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SEEBODEN (ven). Historikerin Alexandra Bleyer "wirft" ihr nächstes Werk auf den Markt. Diesmal geht es um Propaganda als Machtinstrument. Heutzutage aktueller denn je.

Beitrag zur Bildung

"Ich habe weiterhin die Hoffnung, dass wir aus der Geschichte lernen und Fehler der Vergangenheit vermeiden können. Wer nichts weiß, muss alles glauben. Mit meinem Buch möchte ich einen Beitrag zur politischen Bildung leisten und einem breiten Publikum gut verständlich und anschaulich zeigen, wie Propaganda funktioniert, damit sie diese in der Gegenwart leichter – und hoffentlich rechtzeitig – durchschauen können", so Bleyer.
Man könne Propaganda im Frieden und noch viel weniger im Krieg nicht verhindern. "Aber ich denke, dass wir als mündige Wähler das Recht und die Pflicht haben, Propagandisten ihre Arbeit wenigstens verflixt schwer zu machen."

Thema der Doktorarbeit

Das Thema Propaganda habe sie schon während des Studiums beschäftigt, wenn es darum ging, Ereignisse und Entwicklungen zu verstehen: Wie lassen sich Menschen für Ideologien, Revolutionen und Kriege begeistern, welche Rolle spielen die Medien, wann gelingt es, Massen zu manipulieren und zu täuschen und unter welchen Voraussetzungen durchschauen sie Propaganda? Im Zuge ihrer Doktorarbeit (Propaganda Österreichs gegen Napoleon) befasste sie sich intensiv mit dem Thema. "Es war auch Inhalt meines ersten Sachbuches (Propaganda Napoleons und der gegen ihn kriegführenden Mächte)."

Propaganda der Gegenwart

An diesem Projekt „Propaganda als Machtinstrument“ arbeitete sie seit Jahren – dass es jetzt aktueller ist denn je, ist ein eigenes Kapitel. "Es erscheinen derzeit viele Bücher zu Donald Trump und Populismus; als Historikerin ist es mir aber wichtig, Entwicklungen, Zäsuren und Kontinuitäten aufzuzeigen. Man kann Propaganda der Gegenwart besser verstehen, wenn man weiß, woher sie kommt und wie sie sich entwickelte."
Dabei habe sie einen interdisziplinären Ansatz verfolgt: es handle sich nicht um eine chronologische Geschichte der Propaganda, in der eine Epoche nach der anderen abgehandelt wird, sondern Ziel sei es, den Lesern von heute anhand historischer Beispiele und Entwicklungen - mit dem Fokus auf Kriegspropaganda - zu erklären, wie Propaganda funktioniert.

Wer beeinflusst wen?

Wesentliche Fragen dabei: Wie spielen Propagandisten als Sender, Medien als Vermittler und das Publikum als Empfänger zusammen, wer beeinflusst wen und wie? Welche Tricks und Methoden werden eingesetzt? "Schwerpunktmäßig behandle ich dann einzelne Aspekte wie das Spiel mit Emotionen (vor allem Angst), den Aufbau von Feindbildern, natürlich auch Populismus und die erfolgreichsten Methoden und Argumente von Kriegspropaganda".
Das Propagandabuch ist Bleyers fünftes Sachbuch. "Regionalkrimis sind ein guter Ausgleich dazu", so die Autorin, die zuletzt mit dem Krimi "Waidmannsdank" für Aufsehen sorgte.

Zeitung aufschlagen

Um aktuelle Beispiele zu erhalten, müsse man nur die Zeitung aufschlagen oder den Fernseher einschalten. "Syrienkrieg und Nordkoreakrise; Donald Trump, aber auch europäische Wahlkämpfe oder ganz aktuell die Darstellung Christian Kerns als Marxist", sagt sie. "Propaganda wirkt nur, solange sie nicht erkannt wird. Je mehr wir wissen, je besser wir Strategien und Argumente durchschauen, umso weniger lassen wir uns täuschen und manipulieren."

Geplante Beeinflussung

Was genau ist eigentlich Propaganda? "Persuasive Kommunikation – also überreden und überzeugen – ist alltäglich und liegt in der Natur des Menschen. ’Propaganda‘ sollen geplante Versuche heißen, durch Kommunikation die Meinung, Attitüden, Verhaltensweisen von Zielgruppen unter politischer Zielsetzung zu beeinflussen“, so die Definition von Gerhard Maletzke (1972)."
Vor allem durch den Nationalsozialismus sei Propaganda als Begriff negativ besetzt, so dass heutzutage synonyme Begriffe wie PR, Öffentlichkeitsarbeit und politische Kommunikation verwendet werden.

Freche Lügen?

Entscheidend sei dabei die Intention des Propagandisten: Er wolle seine Zielgruppe beeinflussen, und dazu sei jedes Mittel recht, von harten Fakten über Verzerrungen hin bis zur frechen Lüge. "Auch bei Propaganda gilt häufig: Hinterher ist man klüger. Man kann im Augenblick des Geschehens oft schwer einschätzen, was wahr und was gelogen ist."

Pressefreiheit als Vorteil

Bleyer sieht die Pressefreiheit als großen Vorteil: "Im Gegensatz zu Autokratien und Diktaturen, die mit verschiedensten Mitteln und aller Gewalt eine „Gleichschaltung“ der Presse durchzusetzen versuchen, haben wir in Demokratien die Pressefreiheit – d.h., verantwortungsbewusste Journalisten sehen sich als Vertreter der 'vierten Gewalt' – und einer vielfältigen Parteienlandschaft. Äußert ein Politiker eine Unwahrheit, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Konkurrenten und Journalisten öffentlich widersprechen."

Kritisch hinterfragen

Wer Propaganda erkennen will, solle kritisch sein und hinterfragen. Zudem stünden der Medienvergleich (verschiedene Quellen zu einem Ereignis prüfen) und der Realitätsvergleich - im digitalen Zeitalter mit Smartphone & Co werden z.B. viele Ereignisse auch von Privatpersonen dokumentiert und abseits der offiziellen Medien verbreitet - zur Verfügung.

Wähler haben die Wahl

Bleyer geht davon aus, dass Menschen als aktive Rezipienten und "vernunftbegabte Wesen" auch mit Propaganda umgehen können. Beispielsweise rechnen viele Wähler im Wahlkampf mittlerweile damit, dass Politiker „alternative Fakten“ präsentieren und Emotionen anheizen. "Die Frage ist, wie weit Wähler aufgedeckte Lügen und Manipulationen hinnehmen oder an der Wahlurne abstrafen. Denn Wähler haben die Wahl", sagt sie.

Vergleichen und Hinterfragen

Gerade in der Social Media Welt ist Propaganda gefährlich. Bleyer rät daher: "Im Grunde gelten die gleichen Regeln wie bei etablierten Medien: Vergleich, Hinterfragen; ganz wichtig ist hier noch die Frage nach der Quelle, ob diese ersichtlich ist oder im Sinne 'schwarzer Propaganda' bewusst geheim gehalten wird. Bevor man Inhalte überhastet teilt, sollte man kurz innehalten und nachdenken."

Zur Sache

Buchtitel: "Propaganda als Machtinstrument. Fakten, Fakes und Strategien. Eine Gebrauchsanweisung."
Verlag: PCS Books
ISBN: 978-3743190719, Paperback, 316 Seiten
Lesung: 30. Mai, ab 19.30 Uhr, in der Stadtbücherei in Spittal

Autorin: Alexandra Bleyer
Geburtstag: 29. August 1974
Wohnort: Seeboden
Familie: Verheiratet, zwei Kinder, ein Jagdhund
Lieblingsautor: Peter Hoeg
Hobbys: Lesen, Familie
Lieblingsplatz: Meine Bibliothek zuhause
Letztes Werk: Waidmannsdank

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