Hochwasser in Lieserbrücke: Familie wird immer wieder überschwemmt
Haus in Lieserbrücke immer wieder Ziel von Wasser- und Schlammmassen bei Unwettern. Das Problem sei bekannt, Gemeindemaßnahmen seien "unzureichend".
LIESERBRÜCKE (ven). Familie Grote kann nachts nicht mehr schlafen. Denn bei jedem Unwetter mit Starkregen hat sie Angst, dass Wasser und Schlamm sich erneut den Weg durch ihr Haus am Kirchforst in Lieserbrücke bahnen. Bereits 2017 wurde das Anwesen von einer gewaltigen Schlammlawine überrollt. Die Gemeinde Seeboden wisse um die Problematik, die umgesetzten Maßnahmen seien aber unzureichend.
Maisfeld statt Wiese
Betritt man das Haus von Familie Grote, fallen einem viele Besen, bereitstehende Gummistiefel, Sandsäcke vor der Garage und bereits ausgeräumte Möbel auf. "Wir sind nun allzeit bereit, sollte wieder so ein verheerendes Unwetter kommen", so Volker Grote senior zur WOCHE. Bereits vor acht Jahren kämpften sie mit Überschwemmung, 2017 erneut und nun am Fronleichnamstag wieder. Noch dazu entstand bei den Straßenbauarbeiten vor Jahrzehnten eine Senke auf der Straße, gerade hier sammle sich bei Regen besonders viel Wasser. Aber ausschlaggebend sei ein Maisfeld oberhalb der Straße. "Hier wird seit drei Jahren Mais angebaut. Als es noch Wiese war, versickerte das Wasser leichter, nun kommt es durch den Wald den Hang herunter, direkt auf uns zu", erklärt auch Volker Grote junior. Eine Anzeige bei der Polizei sei nutzlos, man könne den Fall nur protokollieren. "Aber wenn man um die Gefahr weiß, wird auch die Versicherung irgendwann aussteigen und die Schäden nicht mehr bezahlen", befürchtet Grote sen.
Planken und Barrikaden
Mittlerweile behilft sich die Familie mit Planken und Barrikaden, um das Wasser irgendwie um das Haus herumleiten zu können, sollte es wieder im Schwall daherkommen. Dauerlösung ist dies aber keine. Die Familie bedankt sich in diesem Zuge auch bei den Feuerwehren Lieserhofen und Lendorf, die immer wieder zu Hilfe kommt. 2017 verzeichnete die Familie einen Schaden von rund 30.000 Euro. "Ich denke, wenn der Bauer weniger weit zur Grundgrenze hin anbaut, wäre es besser. Bei einer Begehung 2017 wurde das auch so festgelegt. Aber der Bauer hält sich nicht daran."
Maßnahmen bereits gesetzt
Die Gemeinde weiß über die Problematik Bescheid. Die WOCHE fragte bei Vizebürgermeister Christian Tribelnig nach: "Wir haben nach der Überschwemmung im Juni 2017 etliche Maßnahmen umgesetzt. Beim Feld wurden zwei Rückhaltebecken errichtet, die Straße Lieseregg-Nord wurde asphaltiert, um das Wasser besser ableiten zu können. Leider konnte das Problem dadurch nicht gelöst werden." Die Abmachung mit dem Bauern sei ihm nicht bekannt.
Tribelnig sei mit dem Grundstückseigner Rainer-Harbach sowie dem Bauern, der die Fläche gepachtet hat, im Gespräch und versuche, Lösungsansätze zu finden. "Vielleicht wird eine Umstellung in der Bewirtschaftung der Fläche nötig, auf Auftrag der Gemeinde. Wir werden sehen", sagt er.
Viele Baustellen in der Gemeinde
Er sei seit den starken Unwettern der letzten Wochen Tag und Nacht in der Gemeinde unterwegs. "Wir haben dutzende problematische Stellen im Gemeindegebiet. Das haben wir beim letzten großen Unwetter am Feiertag gesehen." Es gäbe teilweise fertige Projekte zum Hochwasserschutz, die nur noch auf die Umsetzung und dazugehörige Finanzspritze des Bundes - von der Wildbachverbauung - warten. "Wir hätten das schon längst realisieren können, wenn nicht Afritz passiert wäre. Da wurde für zwei Jahre das Geld dafür abgezweigt", so Tribelnig. "Es scheitert nicht an der Gemeinde."
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