"Spittal ist eine Oase der Erholung"

Markus Wernitznig (mitte) mit den Models Hanna Schittenkopf und Chantal Berger sowie Fotografin Josephine Gasser und Lucas Zach im alten Hallenbad von Spittal. Geschminkt wurden die Models von Iris Payer (Parfümerie Fritsch)
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  • Markus Wernitznig (mitte) mit den Models Hanna Schittenkopf und Chantal Berger sowie Fotografin Josephine Gasser und Lucas Zach im alten Hallenbad von Spittal. Geschminkt wurden die Models von Iris Payer (Parfümerie Fritsch)
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SPITTAL (ven). Modedesigner Markus Wernitznig konnte kürzlich den Modepreis des Bundeskanzleramtes entgegennehmen. Die WOCHE durfte ihm im Zuge seines Heimaturlaubes von London bei einem Fotoshooting im alten Hallenbad über die Schulter schauen und sprach mit ihm über seine Kindheitsziele, seine Arbeit und seinen Bezug zu Spittal.

Altes Bad als Kulisse

Das Shooting im alten Hallenbad bot mit den Models Hanna Schittenkopf und Chantal Berger sowie Fotografin Josephine Gasser und Lucas Zach eine besondere Kulisse. Geschminkt wurden die Models von Iris Payer (Parfümerie Fritsch)

WOCHE: Sie sind aus der Großstadt zurück und machen Urlaub in der Provinz zuhause. Wie fühlt sich das an?
WERNITZNIG: Urlaub in dem Sinn ist es nicht, da ich für den österreichischen Modepreis des Bundeskanzleramtes da war und ich hab das verbunden. Wenn man aus London kommt, ist es schon sehr schön, nach Spittal zu kommen. Die Lebensqualität ist hier ganz eine andere. Man kann um zwei Uhr nachts Zigaretten holen und muss sich keine Sorgen machen. Man hat auch Italien gleich vor der Tür. Früher fand ich Spittal schrecklich und war froh, dass ich weg war, aber das hat sich völlig geändert. Es ist eine Oase der Erholung.

Haben Sie sich immer schon mit Mode beschäftigt? Waren Sie als Schüler schon "stylish"?
Ja war ich. Ob das die anderen auch so gefunden haben, weiß ich nicht (lacht). Je mehr man sich mit Mode beschäftigt, wird das aber weniger und man trägt eher eine Art Uniform, in meinem Fall eine dunkelblaue Hose und ein weißes Oberteil, ein Hemd. Meine Eltern sind beide in der Modebranche, da hat man einen anderen Zugang. Mir war aber nicht bewusst, dass es ein Job ist und zu der Zeit - noch vor Germany's Next Topmodel - war diese Wahrnehmung, was Mode ist, nicht so da.

Was wollten Sie als Kind werden?
Die lustigsten Jobs..ich wollte lange Arzt werden, dann Rechtsanwalt. Ich bin ins BRG, weil ich mich wahnsinnig für Chemie interessiert habe, wollte Chemiker werden. Kreativ war ich immer, aber so wirklich der Wunsch, ins Modebusiness zu gehen, ist mit 14-15 Jahren gekommen. Interesse an Kleidung hab ich immer gehabt, aber es als Beruf zu machen, erst später.

Hat es als Kind oder Jugendlicher Diskussionen mit den Eltern gegeben, was Sie anziehen sollten?
Eigentlich gar nicht, das war eher umgekehrt (lacht). Ich hatte immer etwas zum Aussetzen, weil mir etwas nicht schön genug war, oder wenn etwas nicht zusammenpasste. So ganz verrückt habe ich mich nie angezogen. Ich hatte schon so Phasen mit blauen Haaren, aber nie ganz wild. Meine Emo- und die Punk-Phase haben meinen Eltern nicht so toll gefunden.

Wann reifte der Wunsch, die Schule und Kärnten zu verlassen?
Ich war ein relativ guter Schüler und mich entschieden, ins Borg zu gehen, das war aber für mich nicht die richtige Schule, ich hab mich dort nicht wohl gefühlt. Ich bin ins kreative Borg, das war aber leider nicht kreativ. Mit 15 kam der Punkt, an dem ich sagte, ich möchte weg und 'scheiß drauf'. Meine Mutter hatte eine Freundin in Nottingham und ich konnte bei ihr wohnen. Es war eigentlich nur ein Jahr im Ausland geplant (lacht). Ich hab ein College mit Modeschwerpunkt gemacht und hatte dann die Möglichkeit, relativ jung zu studieren.
Es gibt in der Pubertät einen Punkt, an dem man mit den Eltern nicht mehr kann und weg will. Sie haben das aber auch immer unterstützt.

Wie haben Sie sich finanziell über Wasser gehalten?
Ich habe im Sommer und immer, wenn ich hier war, in der Villa Verdin gearbeitet und Geld gespart. In London habe ich nicht gearbeitet, weil ich noch zu jung war. Meine Eltern haben mich aber immer unterstützt.

Hatten Sie auch Heimweh?
Nur einmal, relativ am Anfang. Ich hatte extreme Migräne und es ging mir schlecht, aber dann nicht mehr. Man kann heutzutage ohnehin mit jedem ständig in Kontakt sein - durch Skype, Whatsapp etc. Wenn ich in Kärnten bin, telefoniere ich oft mehr mit meinen Freunden, als dass ich sie sehe. Eigentlich seltsam.

Was haben Sie als erstes in London gemacht?
Ich bin in das College, eines der größten in Nordengland.

Wann kam der Punkt, an dem Sie sagten, sie wollen sich beruflich der Mode widmen?
Nachdem mein Aufenthalt nur ein Jahr lang geplant war, musste ich etwas suchen, was passend ist und was man ein Jahr lang machen kann. Man konnte sich nach dem Kurs am College auf eine bildende Kunst spezialisieren, da habe ich mich für die Mode entschieden. Man ist in England, da ist alles ganz anders. Es ist unglaublich, welche Freiheit die Menschen haben, wie sie sich anziehen.

In Ihrem Lebenslauf stehen Erfahrungen wie Alexander McQueen, Balenciaga, Tom Ford, Sie haben Björk eingekleidet. Das sind alles große Namen. Haben Sie heute noch Ehrfurcht vor dieser Welt?
Irgenwann hat man nicht mehr diese Berührungsängste. Anfangs schon, aber es vergeht, weil es sind ja auch nur normale Menschen. Mit gewissen bleibt man in Kontakt. Wenn man die Menschen aus den Hochglanzzeitungen wie der Vogue dann wirklich trifft, wie Rihanna, Julianne More, Charlize Theron, es sind ganz normale Menschen. Eine gewisse Nervosität hat man immer, aber für das Gegenüber ist das dann nicht so offensichtlich.

Sie haben für Ihre Kreationen und Leistungen schon viele Auszeichnungen bekommen. Was bedeuten Ihnen diese? Brauchen Sie die Auszeichungen?
Ich brauche sie nicht, aber früher war es eine Bestätigung dafür, dass du das Richtige machst und du gut darin bist. Jetzt ist das anders, mein Vater hat viel Geld in meine Ausbildung gesteckt, ein österreichischer Preis macht ihn sehr stolz. Mein Vater sagt immer, ich sei seine lebendige Aktie und es ist toll, wenn man den Aktionären etwas zurückgeben kann (schmunzelt).

Was verbindet Sie mit Ihrer Heimat, was vermissen Sie in London, was vermissen Sie hier?
In London vermisse ich das Essen und die Lebensqualität, auch den See, die Nähe zu Italien. In London gibt es auch viele tolle Sachen, aber es kann teilweise nicht mithalten. Hier vermisse ich eigentlich nichts. Wenn ich länger da bin, sitze ich täglich vor meinem Computer und mache das selbe, was ich in London machen würde. Die kulturellen Möglichkeiten sind dort größer. Hier weiß jeder alles, in London ist man anonym, das kann man auch genießen.

Wie oft im Jahr sind Sie zuhause?
Alle heiligen Zeiten - wortwörtlich. Ostern, Weihnachten und im Sommer.

Wenn Sie hier sind, was steht auf dem Must-Do-Plan?
Die Villa Verdin, der Kleinsasserhof, Essen beim Mettnitzer. Runterkommen und aufholen, was ich in London nicht mehr geschafft habe. Ich fahre auch oft nach Italien.

Haben Sie einen Tipp, wie man bodenständig bleibt?
Alles ist vergänglich, du bist immer nur so gut, wie das letzte Projekt, das du gemacht hast. Das ist eine kontinuierliche Motivation, weiterzumachen. Wenn man die Erfahrung mit abgehobenen Menschen - wie es sie vielfach in der Mode gibt - gemacht hat, versucht man, nicht so zu werden. Gute Freunde, die einem die Wahrheit sagen, sind wichtig.

Wie tanken Sie Kraft?
Schlaf (lacht). Tage, an denen man das Handy mal weglegt. Es sind die Kraftanker, auf die man zurückblickt.

Was inspiriert Sie, woher nehmen Sie die Ideen?
Das kann alles sein. Oft Filme, oft ganz einfache Dinge. Eine Collage aus Referenzen von verschiedenen Dingen. Kunst, meine Freunde. Inspiration kann überall sein, oft an den undenkbarsten Plätzen.
In meinen Arbeiten für die Uni setzt man sich schon mit dem Thema auseinander und man recherchiert dementsprechend.

Die Schritte von der Idee bis zum Outfit?
Man fängt mit einer Recherche oder Konzept an. Auf diesem basierend fängt man an, zu arbeiten. Viele Designer machen das in Form von Skizzen, manche sofort in 3D auf der Puppe, ich mache meist eine Mischung aus beidem. Wenn man den ersten Entwurf hat, kommt dann gleich die Anprobe mit einem Model. Danach kommen etwaiige Änderungen, und man fängt an, Stoffe auszusuchen. Dann näht man oft schon das letzte Teil. Je einfacher das Teil ist, desto schwieriger ist es, es zu perfektionieren.

Welche Materialien bevorzugen Sie?
Schon luxuriöse Dinge, wie Kashmir, Mohair. Für den Träger soll es luxuriös sein. Ausgefallen, innovativ.

Wer ist Zielgruppe für Ihre Mode?
Es sind schon Dinge in meiner Kollektion, die kommerziell sind, die sich verkaufen. Die Kollektion wurde für die Fashion Week konzipiert, das ist logisch, dass das so niemand tragen wird. Wenn man jung ist, muss man etwas finden, was die Menschen zum Denken anregt, und das ist der beste erste Schritt. Durch die Aufmerksamkeit tragen die Menschen die einfachen Dinge, wie die grauen Hosen, einen Rock, der schwarze Handschuh. Für die Modejournalisten zum Schreiben ist es toll. Wenn man am Anfang einer potenziellen Labelgründung ist, braucht man diese Art von Aufmerksamkeit.

Wann waren Sie das letzte Mal in einem H&M?
Vor ein paar Tagen. Ich bekomme aber auch immer wahnsinnig viele Dinge geschenkt, muss nicht viel einkaufen. Ich habe aber auch nicht mehr so das Interesse, mir selbst etwas zu kaufen, wenn man sich ohnehin ständig mit Mode auseinandersetzt (lacht). Es ist immer wichtig, informiert zu sein. H&M, Zara sind meistens gute Indikatoren für Dinge, die man nicht machen sollte, weil es die bereits in der Masse gibt. Insofern gehe ich da ganz gern hin und hole mir einen Pullover.

Wie sieht es in Ihrem Kleiderschrank aus? Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
Minimalistisch, auf dem Punkt, praktisch. Dunkelblau, schwarz, weiß, beige, khaki sind so meine Farben. Die kann man untereinander perfekt kombinieren. Andere Farben gibt es da eher weniger, weil dann muss man sich mehr Gedanken darüber machen, wie man sich farblich anzieht. Ich mag tolle Schnitte und Materialien, bin aber kein Snob. Es ist heutzutage völlig in Ordnung, einen Kashmir-Pullover mit kurzen Shorts von H&M anzuziehen.

Was ist Ihr Lieblingsteil in Ihrem Schrank?
Das ist phasenweise. Ich trage meine Dinge schon auf, bis ich sie nicht mehr anziehen kann. Ich habe einen Mohair-Mantel von Celiné, den ich geschenkt bekommen hab. Den trage ich jeden Winter, der ist aber auch schon in demensprechender Verfassung. Den werde ich mir irgendwann auch nachschneidern lassen. Es geht gar nicht um die Marke, es ist der ideelle Wert. Ich habe zum Beispiel ein Paar Schuhe, die ich immer trug, als ich bei Tom Ford gearbeitet habe. Die würde ich nie weggeben, das sind die Tom Ford Schuhe.

Wann gibt es die nächste Modenschau?
Momentan bin ich in der Phase, wo ich viele Beratungen für Firmen mache. In London bin ich Kreativ-Direktor von einem kleinen Label. Ich habe schon die Absicht, eine Kollektion in meinem eigenen Namen zu zeigen, im September wäre es ideal. Aber das ist natürlich auch eine Kostenfrage.

Haben Sie schon Ideen?
Immer. Es ist wichtig als Designer, dem Zeitgeist zu entsprechen. Es ist wichtig, interessiert zu sein, was in der Welt passiert. Dann ist es leicht, Inspiration zu finden. Oft hat man in der vorhergehenden Kollektion Dinge, die man nicht so gut fand, oder die man aus Zeit- oder Kostengründen nicht machen konnte, nimmt man dann mit in die nächste.

Könnten Sie sich vorstellen, ein eigenes Label zu gründen?
Natürlich, aber es ist eine finanzielle Sache.

Könnten Sie sich vorstellen, jemals wieder in Spittal zu leben und zu arbeiten?
Bis vor kurzem gar nicht, aber mittlerweile ja. Ich kann jetzt auch - weil die Technologie vorhanden ist - von hier aus arbeiten. Ich habe Menschen in London, die sich um PR etc. kümmern. Mein Traum ist es, ein Haus am Millstätter See zu kaufen. Das könnte ich mir schon vorstellen, für ein paar Monate am Stück.

Zur Person:

Name: Markus Benjamin Wernitznig
Geburtstag: 29. September 1991
Heimatort: Spittal
Familie: Eine Schwester
Wohnort: London
Hobbys: Essen (lacht)
Vorbild: Helmut Lang
Lebensmotto: Always run, never walk
Ziel: Glücklich zu sein
Letzter Film, den ich gesehen habe: Hundstage von Ulrich Seidl
Letztes Buch, das ich gelesen habe: Ich lese viele Bücher, aber nicht fertig
Steak oder Gemüselaibchen? Steak
Vivaldi oder Rammstein? Vivaldi
Wein oder Apfelsaft gspritzt? Wein
Strand oder Berg? Strand
Buch oder Ipad? Ipad

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