Der letzte Lehrling
Nachdem das Fotografen-Gewerbe seit Jänner 2014 frei ist, gibt es immer weniger Lehrlinge, die Wert auf eine gute Ausbildung legen.
SPITTAL, REISSECK (ven). Julia Wabnig (20) aus Napplach hat sich für einen mittlerweile seltenen Lehrberuf entschieden. Nachdem das Gewerbe des Fotografen seit 2013 nicht mehr reglementiert und daher frei ist, gehen die Lehrlingszahlen in diesem Bereich stark zurück. Sie will dennoch eine fundierte Ausbildung bei ihrem Lehrbetrieb studio schwarzweiss in Spittal.
Mehr Gewerbe
Kärntenweit gibt es derzeit nur drei Fotografenlehrlinge, 474 Fotografen haben ein Gewerbe angemeldet. "Im Vergleich: vor sieben Jahren, als das Gewerbe noch reglementiert war und man eine fundierte Ausbildung brauchte, waren es noch 120."
Nicht zu jung beginnen
Seit Juli 2014 ist Wabnig eine der letzten Lehrlinge in Österreich. Nachdem im heurigen Berufsschuljahr keine erste Klasse in Linz zustande gekommen ist, wurden die ersten und zweiten Jahrgänge zusammengelegt. Ganze zwölf Schüler gibt es nun in der Klasse. Fotografin wollte die 20-Jährige immer schon werden, durch einen Zufall kam sie zu ihrem Lehrherrn Daniel Weiss. "Ich habe einer Freundin ein Fotoshooting geschenkt, so bin ich bei ihm gelandet", schmunzelt sie. Laut Weiss solle man auch nicht zu jung mit der Ausbildung beginnen, denn man brauche den Führerschein für Shootings und müsse auch einige Abendtermine absolvieren. "Ich bekomme viele Anfragen von unter 18-Jährigen, das geht einfach nicht."
Facettenreicher Beruf
In der Fotografie kann Wabnig kreativ sein und sich selbst Dinge einfallen lassen. "Dann versuche ich, meine Ideen umzusetzen. Es ist ein sehr facettenreicher Beruf", sagt sie. Dazu übt sie auch viel mit Freundinnen. Neben Hochzeiten, Portraits und Fotoreportagen hat sie ein besonderes Auge für Landschaften und Berge. Ob sie den Beruf empfehlen würde? "Ja, wenn man wirklich interessiert ist und man Spaß daran hat."
Ausbildung unnötig
Weiss berichtet von der Schwierigkeit, Lehrlinge aufzunehmen. "Es entstehen hohe Kosten, man muss ja auch die Unterkunft in Linz bei der Berufsschule bezahlen", sagt er. Jetzt mit dem freien Gewerbe sei es noch schwieriger geworden, sich am Markt zu behaupten. "Eine fundierte Ausbildung ist unnötig geworden, die Leute sind nicht mehr angreifbar. Früher sind wir in den Meisterkursen gesessen, nun kann sich jeder Fotograf nennen." Eine Meister-Zertifizierung gibt es zwar noch, die ist allerdings auf vier Jahre beschränkt, danach muss man erneut Geld dafür investieren. "Die Wirtschaftskammer braucht anscheinend Geld", schmunzelt er.
Zur Sache:
Name: Julia Wabnig
Betrieb: Studio schwarzweiss
Inhaber: Daniel Weiss
Geburtstag: 28. Juli 1995
Wohnort: Napplach
Hobbys: Fotografie, Luftdruckschießen
Motto: Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag
Studio schwarzweiss: Seit Juli 2012
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