Hoteliers hadern mit Steuererhöhung
BEZIRK. Eine von Land, Wirtschaftskammer (WK) und Kärnten Werbung in Auftrag gegeben Studie hat den hohen Stellenwert aufgezeigt, den der Tourismus für die Kärntner Wirtschaft hat. Danach macht der Konsum im Tourismus jährlich rund 1,97 Milliarden Euro aus - 86,8 Prozent davon durch auswärtige Gäste. Umgekehrt klagt Helmut Hinterleitner, Obmann der WK-Sparte Tourismus: "Die Ertragssituation ist trotz steigender Umsätze nicht besser geworden." Steuerbelastungen und Vorschriften erschweren die Situation. Kärntenwerber Christian Kresse appelliert: "Wir müssen uns weiterentwickeln können."
"Geschmack der Kindheit"
Als Aufsichtsratsvorsitzender der Kärnten Werbung ist Sigi Moerisch mit der Materie bestens vertraut. Der Obmann der WK-Fachgruppe Hotellerie plädiert dafür, "brauchbare Produkte" anzubieten. Dazu gehörten vorrangig der Golfbereich mit einem adäquaten kulinarischen Umfeld, attraktive Radwege sowie angemessene Bademöglichkeiten. Gleichwohl schränkt der Seebodener Hotelier ein, der potenzielle Gast denkt beim Baden weniger an die österreichischen Seen als vielmehr ans offene Meer: "Der See wird mehr als Kulisse betrachtet." Ganz neu sei das Stichwort "Nature reloaded". Damit soll naturbegegnendes Reisen erlebbar gemacht, der "Geschmack der Kindheit" (Moerisch) in Erinnerung geweckt werden.
Brief an Mitterlehner
Und: Weil sich die Hälfte der Deutschen noch nicht entschieden habe, wo sie die Sommerferien verbringt, sei "gerade jetzt die Chance, den deutschen Urlauber abzuholen". In einem Brief an Parteifreund Reinhold Mitterlehner bittet Moerisch den Wirtschafts- und Tourismusminister, Mittel für eine intensive Österreich-Werbung frei zu machen. So bitter es auch klingen mag, der Slogan müsse lauten: "Österreich ist sicher, kommt zu uns!"
"Bürokratische Auswüchse"
Eingedenk der Tatsache, dass jeder dritte Arbeitsplatz in Oberkärnten direkt oder indirekt vom Tourismus abhänge, beklagt Moerisch neben "bürokratischer Auswüchse" wie der Kennzeichenpflicht und Allergene-Verordnung vor allem, dass für die österreichische Gastronomie die Mehrwertsteuer um drei auf 13 Prozent erhöht worden sei, während sie im benachbarten Deutschland von 19 auf sieben Prozent gesenkt worden sei.
"Keine Lobby"
Dieselbe Kritik übt auch Markus Robinig. Der Obmann des noch jungen Tourismusverbandes Spittal klagt: "Gerade der Tourismus ist der Bereich, der Devisen ins Land bringt. Und der wird durch die Steuererhöhung nun weiter eingeschränkt." Das habe zur Folge, dass der Gast nach Italien oder Kroatien abwandere. Robinig bedauert, dass der Tourismus über keine "vernünftige Interessenvertretung" wie Ärzte oder Apotheker, Rechtsanwälte oder Steuerberater verfüge.
Radweg fehlt
In diesem Zusammenhang wirft der Hotelier den Politikern vor, es in all den Jahren nicht zu schaffen, einen Radweg durch die Lieserschlucht zu bauen. Damit sei "Spittal am Millstätter See" für Urlauber mit dem Rad tabu: "Wie kommen Familien mit dem Rad an den See?" Dabei, so Robinig, biete sich mit der Stegvariante eine preisgünstige und schnell umzusetzende Möglichkeit an.
Wilhelm setzt auf "Erlebnisräume"
Damit die Region im Wettbewerbsvergleich attraktiv ist und wahr genommen wird, setzt Maria Wilhelm darauf, "Erlebnisräume" zu schaffen. Die Geschäftsführerin der Millstätter See Tourismus Gmbh (MTG) plädiert dafür, in der kleinstrukturierten Region das Kirchturmdenken zu überwinden. Überdies sollten alle Partner über Tourismus- und Gastronomieverbände hinaus mit eingebunden werden wie beispielsweise Alpenverein und Gemeinden.
Wandern für Jüngere
Ins selbe Horn bläst MTG-Aufsichtsratsvorsitzende Melanie Golob. Die Obfrau des Tourismusverbandes Döbriach und Radenthein berichtet, weil ein "Aufholbedarf" bestehe, sei in ihrer Gemeinde ein Masterplan entwickelt worden, um öffentlichen Raum attraktiver zu gestalten - einhergehend mit Cafés und Restaurants. Auch wenn das Thema Wandern zugegebenermaßen ein "alter Hut" sei, habe es beispielsweise wie die Pilgerbewegung nach Santiago de Compostela einen neuen Aufschwung gerade in der jüngeren Generation erfahren. Hier wolle man ansetzen - auch mit leichteren, ebenen Wanderwegen zum gemütlichen Spazierengehen.
Kritik an Registrierkassenpflicht
Die größte Schwierigkeit, mit der der Geschäftsführer der Nationalparkregion Hohe Tauern, Uwe Penker, zu kämpfen hat, ist die Registrierkassenpflicht (wir berichteten mehrmals). Der bürokratische Aufwand steht nach Dafürhalten des Touristikers für die eher kleinstrukturierten Betriebe in der Region in keinem angemessenen Verhältnis zu den erhofften Mehreinnahmen. Außerdem seien die auf Thermopapier ausgedruckten Belege, die als Müll in der Natur landen, gesundheitsschädlich. Ein händischer Beleg oder ein elektronischer gegenüber dem Finanzamt seien vorzuziehen. Und ähnlich wie Moerisch liegt Penker die umständliche Allergenverordnung im Magen: "Allergiker sind dadurch nicht besser gestellt", befindet Penker: "Ein Gespräch mit dem Kellner oder Koch tut's auch."
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