Interview
Erwin Prölls Liebeserklärung an "sein Niederösterreich"

"Wählt man den Wein als Begleiter, so kann er einem ein Lehrmeister für das eigene Leben sein," so Erwin Pröll über Dürnstein. | Foto: Barbara Wirl
4Bilder
  • "Wählt man den Wein als Begleiter, so kann er einem ein Lehrmeister für das eigene Leben sein," so Erwin Pröll über Dürnstein.
  • Foto: Barbara Wirl
  • hochgeladen von Mariella Datzreiter

Auf 250 Seiten verfasste Erwin Pröll eine Liebeserklärung an sein Niederösterreich. Warum er das Buch anfänglich nicht schreiben wollte, wie es dann zu einem Herzens-Projekt wurde und was er außer Bücher schreiben in seiner Politik-Rente macht, erzählte der ehemalige Landeshauptmann den Bezirksblättern im Interview.

Was war der Anstoß dieses Buch zu schreiben?
ERWIN PRÖLL: Der Anstoß kam vom Verlag. In der Anfangsphase war ich eher reserviert, weil ich gedacht habe: „Jetzt sind einige Bücher über mich und von mir erschienen und jetzt schon wieder.“ Die Verlagsleiterin hat aber immer wieder insistiert, bis ich gesagt habe: "Ok, mach ma.“ Überraschend war, dass ich rasch Feuer gefangen und eine unglaubliche Liebe zur Arbeit an diesem Buch entwickelt habe. Und zwar aus mehreren Gründen: auf der einen Seite deswegen, weil wieder sehr viel, was ich erlebt habe und wo ich was erlebt habe, wachgeworden ist. Aber auf der zweiten Seite habe ich interessanterweise - was mich sehr überrascht hat - auch noch Neues entdeckt und das hat dann auch die Neugierde in mir geweckt. Und so gesehen ist dann in diesem Dreivierteljahr eine Leidenschaft für das Buch entstanden. Und die Liebe zu NÖ ist dadurch noch mehr gewachsen.

Sie haben ein Dreivierteljahr an diesem Buch gearbeitet. Haben Sie ein Lieblings-Fleckchen entdeckt?
Durch meine fast 40 Jahre in der Landespolitik entwickelt man natürlich besondere Emotionen zur eigenen Heimat. Vieles davon ist jetzt im Laufe der Arbeit für das Buch wieder hochgekommen. Emotionen zu Orten, wo ich schon als Kind oder als Schüler gewesen bin. Und dann natürlich auch zu Orten, wo durch meine politische Tätigkeit etwas entstanden ist und in die nächsten Generationen hinein tragfähig sein wird, eine Reihe von Kultureinrichtungen oder auch wissenschaftliche Einrichtungen.

Sie beschreiben im Buch nicht nur die Landschaft, sondern auch Natur & Kultur NÖs. Was ist für Sie das Faszinierendste an NÖ?
Für mich ist es der große Abwechslungsreichtum. Sowohl landschaftlich als auch in der kulturellen Szenerie und vor allem in der Unterschiedlichkeit der Lebensarten. Niederösterreich ist ein Sammelsurium an Unterschiedlichkeiten, von der Ausformung der Sprache bis hin zur Tradition, oder zum Lebensstil. Und das alles hängt auch zusammen. Wenn man sich sehr intensiv mit der jeweiligen Landschaft beschäftigt, bemerkt man rasch, warum die Menschen dort in ihrer Lebensart so sind, wie sie sind. Weil sie von Generationen her gewohnt waren mit der jeweiligen Landschaft zu ringen, sie zu gestalten und sie weiterzuentwickeln. Und das hat im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte so viele Eigenheiten geformt, die allesamt in NÖ zu finden sind.

Was wäre dafür ein konkretes Beispiel?
Etwa die Ötscherlandschaft - dort merkt man eine alpine Tradition in der Lebensart, in der Volkskultur, in der Bodenständigkeit aber auch in der Siedlungsentwicklung. Der Jahreskreislauf orientiert sich am Klima, weil die einzelnen Jahreszeiten deutlich abgegrenzt sind. Ein weiteres Beispiel ist das Weinviertel, wo ich herkomme. Dort merkt man, dass über Jahrhunderte die Weinkultur gepflegt wurde und gewachsen ist, mit einer besonderen Sensibilität in der Weinbewirtschaftung und Landschaftsgestaltung. Das ist mit so viel Tradition verbunden. Gleichzeitig ist das aber auch die Grundlage für den immer wichtiger werdenden Tourismus als zusätzliche Einkommensquelle.

Erwin Pröll in der Wallfahrtskirche Maria Taferl | Foto: Barbara Wirl
  • Erwin Pröll in der Wallfahrtskirche Maria Taferl
  • Foto: Barbara Wirl
  • hochgeladen von Mariella Datzreiter

Wie würden Sie das Buch nun beschreiben?
Dieses Buch zeichnet ein sehr farbenfrohes und abwechslungsreiches Bild des Landes und gibt die Schönheit Niederösterreichs in den verschiedensten Facetten wieder. Und es beschreibt, mit wie viel Emotionen man an diesem Land hängen kann. Aus heutiger Sicht ist das Buch zur richtigen Zeit erschienen, weil sich die Menschen wieder mehr und mehr auf die Schönheit vor der Haustür besinnen können. Das konnte man zu Beginn der Arbeit für dieses Buch noch nicht wissen, aber gerade jetzt gibt das Buch eine Vielzahl an Anregungen, um die eigene Heimat persönlicher und intensiver kennenzulernen, den einen oder anderen Ausflugsort zu entdecken und gleichzeitig auch verbal begleitet zu sein mit den Hintergründen, warum diese Landschaft so ist, wie sie ist.

Welchen Geheimtipp haben Sie für jemanden, der noch nie in NÖ war?

Also, ich würde sagen: Am besten kauft man sich die NÖ-Card und beginnt in die Geschichte Niederösterreichs einzutauchen, und zwar mit einer Tour zu den Burgen, Schlössern und Stiften. So ergibt sich mit Sicherheit die Sehnsucht, einen Bogen in die Gegenwart zu schlagen. Mein Tipp für eine erste Burg ist die Rosenburg, da ich zu dieser eine besondere Beziehung habe.

Abschließende Frage: Wie verbringen Sie Ihre Politik-Rente, wenn Sie nicht gerade Bücher schreiben?
Derzeit überwiegend zu Hause aufgrund der Pandemie. Aber ansonsten beschäftige ich mich im Rahmen der Kultur.Region.NÖ mit kulturpolitischen Fragen oder widme mich regionalpolitischen Themen, wie der Stärkung des Ländlichen Raumes. Aber da geht es nicht mehr um Tagespolitik, sondern eher um grundsätzliche Überlegungen und generelle Entwicklungen. Auf diese Weise bringe ich gerne meine Erfahrungen und meine intensiven Kontakte, etwa mit den Kulturschaffenden, ein. Im Privatbereich bin ich mit meiner Frau sehr viel unterwegs - wir spazieren viel durch die Weinberge. Außerdem fahre ich gerne mit dem Fahrrad. Ich glaube, es hat noch nie vorher einen November, Dezember, Jänner gegeben, in dem ich so viel Bewegung gemacht habe (lacht).

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:00

Wassermann – Glückskind des Monats
So wird das Horoskop im April

Alle zwölf Sternzeichen sind schon gespannt, was Astrologe Wilfried Weilandt zu berichten hat. Wie der April wird, wollt ihr wissen? Werft einfach einen Blick ins aktuelle Horoskop! ÖSTERREICH. Der April macht, was er will, das sagt uns schon der Volksmund. Damit es aber nicht ganz so turbulent wird, schauen Astrologe Wilfried Weilandt und Moderatorin Sandra Schütz wieder in die Sterne. Und so viel sei vorweg verraten: Der Wassermann ist das Glückskind des Monats, tapfer müssen hingegen die...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.