Acht Prozent plus bei soogut-Markt in der Eybnerstraße
Armut in St. Pölten nimmt in der Krise zu
Warenengpässe & Kundenzuströme: 2020 war für den soogut-Sozialmarkt in St. Pölten eine
große Herausforderung.
ST. PÖLTEN. Eine junge Familie geht gemeinsam einkaufen. Die kleine Tochter schnappt sich einen Schokoriegel - die Mutter muss ihn wieder zurücklegen, da das Geld einfach nicht ausreicht. Die Coronakrise erwischte viele St. Pöltner unvermittelt und es geht so weit, dass das Geld oft nicht einmal mehr für notwendige Lebensmittel reicht. Abhilfe schafft hier der soogut-Sozialmarkt in der Eybnerstraße, der im letzten Jahr unermüdlich für seine Kunden im Einsatz war.
"Freiwillige halfen uns"
Mit der Krise kamen viele Arbeitslose und die Armut stieg - ja auch in St. Pölten - direkt vor unserer Haustür. Allein acht Prozent plus an Kunden verzeichnete der Markt im Vorjahr. Im Frühjahr waren es hauptsächlich Menschen, die vorübergehend freigestellt oder in Kurzarbeit geschickt wurden und Studenten und Schüler, die das Team des Sozialmarktes unterstützten, denn der neue Zustrom an Kunden musste bewältigt werden.
"Wir sichern Überleben"
"Für viele ist die Möglichkeit, günstige Nahrungsmittel kaufen zu können, überlebensnotwendig geworden", so Ursula Oswald, Pressesprecherin. "Eine weitere Herausforderung für uns war die Versorgung der älteren Kunden, die aus gesundheitlichen Gründen ihr Zuhause nicht mehr verlassen konnten oder schlichtweg Angst hatten. In Kooperation mit der Stadt St. Pölten konnten wir kurzfristig die Aktion 'soogutes Lebensmittelkisterl' anbieten und Hauszustellungen machen". Mit oder vor dem ersten Lockdown im Frühjahr begannen die Hamsterkäufe der Menschen. Die Folge war ein Einschnitt bei den Sozialmärkten, die auf überschüssige Waren im Handel angewiesen sind. "Die Auswirkungen der Hamsterkäufe im Handel waren in unseren soogut-Märkten deutlich zu spüren. Es blieb kaum Ware für uns übrig und kurzfristig konnten wir nur wenig Obst, Gemüse und Molkereiprodukte anbieten. Nach etwa zwei Wochen pendelte sich der Warenfluss wieder ein. Seit Beginn der Pandemie beobachten wir zwar einen Rückgang von Überschusswaren aufgrund der straffen Kalkulationen in der Produktion, wir verzeichnen aber dennoch ein gutes Aufkommen von Warenspenden. Im Sinne soziale Verantwortung wahrzunehmen, werden wir nun teilweise willentlich mit verschiedensten Produkten versorgt", erzählt Oswald. In St. Pölten ist vor allem die gute Vernetzung mit regionalen landwirtschaftlichen Betrieben enorm hilfreich, um die Menschen mit gesunden Produkten zu versorgen. "Diese Schmankerl sind immer besonders schnell verkauft". Auf das heurige Jahr sieht man gelassen - "nun haben wir vorgesorgt".
Zahlen
In St. Pölten gab es 2020 einen Kundenzuwachs von acht Prozent. Insgesamt erhielten die Sozialmärkte 2.300 Tonnen Waren, wovon 1.200 alleine auf St. Pölten entfielen. 85 Freiwillige spendeten 28.000 Stunden ihrer Zeit und packten in St. Pölten mit an.
Mittellos in der Krise: soogut-Markt hilft junger Familie
Die Geschichte einer jungen St. Pöltner Familie zeigt, wie schnell man sich in einer Abwärtsspirale befinden kann. Herr K. war vor der Coronakrise berufstätig und versorgte seine Frau und die gemeinsamen drei Kinder. Im Zuge der Krise verlor Herr K. seinen Job und somit auch die Dienstwohnung, die die Familie bis dahin bewohnte. "Der Umzug in ein neues Heim war kostenintensiv und die Geldreserven wurden zur Gänze aufgebraucht. Die Sorge darüber, Geld für den Lebensalltag aufzubringen, war völlig neu für die junge Familie. Bisher mussten sie sich nie damit auseinandersetzen", erzählt Ursula Oswald, Pressesprecherin der soogut-Märkte.
Gutes Essen für wenig Geld
Eine Nachbarin erzählte der Jungfamilie schließlich von soogut und seit Mitte August kauft diese regelmäßig im Markt in der Eybnerstraße ein. "Sie sind wirklich froh über das reichhaltige Angebot und über die hohe Qualität von Obst und Gemüse."
"Unsere 5-jährige Tochter liebt Topfengolatschen", – die Eltern sind glücklich, der Kleinen eine Freude machen zu können, denn im soogut-Markt können sie sich auch mal diese süße Köstlichkeit leisten.
Wer darf in den Märkten einkaufen?
Jeder, der einen sogenannten "soogut-Sozialmarkt Einkaufspass" besitzt, darf niederösterreichweit in den Sozialmärkten Waren des täglichen Bedarfs einkaufen. Den Second-Hand-Shop oder das Café dürfen alle besuchen.
So erhalten Sie einen Pass: Einpersonenhaushalte (Netto-Einkommen bis € 1.240,-), Zweipersonenhaushalte (Netto-Einkommen bis € 1.630,-). Für jede weitere erwachsene Person im Haushalt: plus € 195,-. Für jedes Kind im Haushalt plus € 300,-. Menschen, die Zivil- oder Präsenzdienst oder ein freiwilliges soziales Jahr leisten, Studierende und Schüler können ohne Einkaufspass einkaufen sowie Personen in akuten finanziellen Notlagen. Sie brauchen: Einkommensnachweis (aller Personen im Haushalt), Meldenachweis (Achtung: Es dürfen alle Menschen unabhängig ihrer Wohnadresse in den unterschiedlichen Märkten einkaufen), Lichtbildausweis, aktuelles Foto.
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