Lebensraum Wald
Hirsch & Co auf der Flucht – Im Winter ist besondere Vorsicht geboten
In Scharen strömen Menschen seit Corona in den Wald. Für die Tiere ist das ein Stress, vor allem im Winter.
ST. PÖLTEN/NÖ. Nicht nur für Sportler und Wanderer hat der Wald eine Anziehungskraft, sondern seit Corona auch für all jene, denen die vier Wände auf den Kopf zu fallen drohen. Was prinzipiell gut für den Menschen ist, hat jedoch Auswirkungen auf den sensiblen Lebensraum der Wildtiere. Die BEZIRKSBLÄTTER haben bei Hegeringleiter und Bezirksjägermeister Johannes Schiesser nachgefragt, was besonders jetzt im Winter wichtig ist.
Hat sich der Lebensraum für die Tiere durch Corona verändert ?
SCHIESSER: Die Jäger berichten von allen Revieren im Bezirk St. Pölten über Beunruhigungen der Wildtiere, wodurch sie sich immer mehr zurück ziehen. Das kann soweit gehen, dass sie in ruhigere Lebensräume abwandern .
Was ist die größte Gefahr ?
Wenn die Wildtiere bei der Nahrungsaufnahme (Äsung) gestört werden, kann es sein, dass sie den Wald und die sicheren Einstände nicht mehr verlassen und Verbissschäden an den jungen Bäumen verursachen, da die ursprüngliche Nahrungsquelle auf Wiesen und Felder fehlt. Im Winter gibt es wenig bis gar keine natürliche Äsung, weshalb sie von Jägern gefüttert werden müssen. Umso wichtiger ist es, dass die Menschen nur die dafür vorgesehen Wege benutzen und vor allem in der Dämmerung und in der Nacht nicht mehr unterwegs sind.
Was ist mit freilaufenden Hunden?
Freilaufende Hunde, sind oft nicht mehr unter der Kontrolle der Hundebesitzer. Sie verursachen gewaltigen Streß für die Wildtiere, was zu einem extrem erhöhten Energiebedarf führt, vor allem jetzt im Winter, wo die Wildtiere einen herabgesetzten Stoffwechsel haben. Wenn dann die Äsungsaufnahme zusätzlich noch gestört wird, kommt es zu Erschöpfungszuständen, die bis zum Tod führen können.
Besteht auch eine Gefahr für Hunde?
Für den Hund besteht die Gefahr, dass er sich mit Krankheiten, wie z.B. der Staupe anstecken kann. Das Zusammentreffen mit Wildschweinen birgt für den Hund eine Verletzungsgefahr, vor allem wenn junge Wildschweine (Frischlinge) dabei sind, da diese von den älteren Wildschweinen beschützt werden.
Was ist jetzt am Wichtigsten?
Im Winter ist es unbedingt erforderlich, dass die Wanderer auf den vorgesehenen Wegen bleiben, nicht Querfeldein gehen oder über Wiesen, Felder etc. laufen. Hunde müssen zu jeder Zeit an der Leine geführt werden. Es sollte kein Lärm verursacht werden. Unbedingt zu meiden sind auch die Futterstände. Das Nähern der Futterstände ist auf 20 Meter verboten. Vor allem aber in der Dämmerung und in der Nacht sollten die Tiere ungestört sein.
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