Leuchtturm moderner Kunst in St. Pölten
"Lückenfüller": Galerie-Schließung gab vor 40 Jahren Anstoß für die Galerie Maringer in St. Pölten.
ST. PÖLTEN (jg). Vierzig Jahre ist es her, dass die Galerie Hippolyt in der Linzer Straße in St. Pölten ihre Türen schloss. Mit der Schließung im Jahr 1976 wurde der Grundstein für eine neue Galerie gelegt, die heute am Herrenplatz beheimatet ist und künftig als einer der Leuchttürme für moderne Kunst fungieren will.
Während des Studiums der Wirtschaftswissenschaft in Linz schnupperte Karl Heinz Maringer bereits Kunstluft. Ein Studienkollege war damals als Galerist tätig. Und als Betriebswirtschaftsstudent sei man eben immer am Denken, was man als Selbstständiger selbst aufbauen könnte, wie Maringer sagt. Mit dem Ende der Galerie Hippolyt tat sich schließlich eine Lücke auf, die Maringer füllte.
Drei Mal Hermann Nitsch
Mit einer "überwältigenden Eröffnung" wurde Maringers Galerie 1977 am Riemerplatz eröffnet. Aufgrund des Standorts im ersten Stock blieben die großen Umsätze aber vorerst aus. Dies änderte sich mit der Übersiedlung in die Schreinergasse im Jahr 1985. "Damit wurde der Umsatz von einem aufs andere verdoppelt", sagt Maringer. "Wir haben damals auch das Programm umgestellt und uns auf österreichische Künstler konzentriert."
Maringer stellte namhafte Größen wie Markus Prachensky, Alfred Hrdlicka und Hermann Nitsch aus. Das dahingehende Erfolgsrezept des Galeristen: die Künstler einfach direkt kontaktieren. Im Falle Nitsch sah das so aus: Maringer traf in St. Pölten auf den Künstler und fragte einfach, ob er an einer Verkaufsausstellung interessiert sei. Nitsch soll daraufhin gemeint haben: "Fragen Sie meine Frau, wenn die sagt, wir machen das, dann machen wird das."
Schlag für Kunstatmosphäre
Nitschs Werke wurden seither drei Mal ausgestellt. Zur Freude der Kunden, die Kunst in St. Pölten vor allem aus Liebhaberei kaufen würden: "Die Leute sind immer wieder erstaunt, was wir in der Provinz zustandebringen", sagt Maringer, der sich nun mit einer neuen Lücke konfrontiert sieht: der Absiedlung der Kunstsammlung aus St. Pölten nach Krems. "Eine Kunstatmos-phäre steigt durch die Vielzahl der Veranstaltungsorte und der Angebote. Durch die Absiedlung werden keine großen Ausstellungen mehr stattfinden, die die Leute aktivieren können." Übrig bleiben als Leuchttürme der modernen Kunst in St. Pölten laut Maringer damit nur "das Dokumentationszentrum, der Künstlerbund und der Maringer". "Wir werden sicher verstärkt versuchen, dem Auftrag, moderne Kunst zu fördern, zu entsprechen", so Maringer.
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