Museum NÖ
Prägende Jahre eines Diktators
"Der junge Hitler": Neue Sonderschau im Museum NÖ läuft bis 9. August.
ST. PÖLTEN(pa). Vor 75 Jahren endete der opferreichste und brutalste Krieg der modernen Geschichte und der Holocaust, entfesselt und betrieben von Adolf Hitler und den Nationalsozialisten. Das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich nimmt dieses denkwürdige Datum zum Anlass für zahlreiche Veranstaltungen zum Thema. Ab morgen ist die neue Sonderausstellung „Der junge Hitler. Prägende Jahre eines Diktators. 1889 – 1914“ zu sehen, welche die frühe Biografie Adolf Hitlers ebenso beleuchtet wie die politischen Strömungen seiner Zeit.
Düstere Seiten
„Die Ausstellung eignet sich nicht zur Heldenverehrung. Anhand authentischer Dokumente zeichnet sich vielmehr das Bild eines früh Gescheiterten ab und eines Außenseiters, der stets die Umwelt für eigenes Versagen verantwortlich macht“, schließt Christian Rapp, wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte, jedes Missverständnis aus.
„Ganz wichtig ist es uns gleichzeitig, die düsteren Seiten der Jahrhundertwende darzustellen. Viele Objekte der Ausstellung machen deutlich, wie die Politiker jener Zeit mit Ängsten und Vorurteilen Stimmung gemacht haben, ob es sich um den radikalen Deutschnationalen Georg von Schönerer handelt oder um den antisemitischen Bürgermeister Karl Lueger. Ihre Parolen haben sie in ihren Reden, ihren Zeitungen, aber auch auf Werbemarken und auf Zierporzellan verbreitet. Mit Objekten und Bildern lassen sich auch die abstrusen Lehren von Rassen-Hygienikern gut dokumentieren, die rassistische Überheblichkeit der Europäer als Kolonialherren, die Frauenfeindlichkeit und die Kriegsbegeisterung. Sie prägen Adolf Hitler ebenso wie seine Zeitgenossen“, so Rapp.
Recherche
„Über die Kindheit und Jugend von Adolf Hitler wurde schon viel geschrieben und publiziert. Aufgabe unserer wissenschaftlichen Aufarbeitung war es nun, akribisch Geschichte von Geschichten zu trennen“, ergänzt Hannes Leidinger, der gemeinsam mit Christian Rapp auch ein Buch zum Thema im Residenz Verlag veröffentlicht hat. „Wichtig war es uns, neuerlich an die Quellen zu gehen und die neuen elektronischen Recherchemethoden zu nutzen. Außerdem war uns erstmals der Nachlass seines Jugendfreundes August Kubizek zugänglich. Dafür sagen wir besten Dank für das Vertrauen. Wir zeigen daraus einige aufschlussreiche Originale wie ein Notenblatt, das entstand, als Adolf Hitler sich als Opernkomponist im Stile Richard Wagners versucht hat. Hier wird die fatale Selbstüberschätzung bereits sichtbar“, so Leidinger.
Rahmenprogramm
Die Ausstellung „Der junge Hitler. Prägende Jahre eines Diktators. 1889 – 1914“ ist von 29. Februar bis 9. August 2020 zu sehen und wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet.:
- Am 3. März 2020 um 18:30 Uhr ist das Theaterstück „Name: Sophie Scholl“ mit Bettina Kerl in der Hauptrolle als Gastspiel des Landestheaters Niederösterreich im Haus der Geschichte zu Gast.
- Am 10. März 2020 um 18:30 Uhr diskutieren Christian Rapp und Hannes Leidinger mit Ö1-Journalist und Buchautor Martin Haidinger im Zeitzeugen-Forum „Erzählte Geschichte“ über den „Österreicher Hitler“.
- Unter dem Titel „Standup-History: Hitler – wie alles begann“ gibt es mit Florian Graf, Christian Rapp und Benedikt Vogl einen Abend am 4. März 2020 um 19:30 Uhr im Ateliertheater Wien und einen zweiten am 1. April 2020 um 18:30 Uhr im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich.
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