Thomasakademie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten
ST. PÖLTEN. Am Gedenktag des Heiligen Thomas von Aquin, eines der bedeutendsten Philosophen und Theologen der Geschichte, veranstaltete die Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH) der Diözese St. Pölten traditionell eine akademische Feier.
Die „Thomasakademie“ fand im Jahr 1891 erstmals an der PTH St. Pölten statt. Damals wurden die Disputationen noch auf Latein gehalten. Seit 1978 werden im Rahmen der Thomasakademie Diplome überreicht und Absolventen vorgestellt.
"Es braucht gute Lehrer und gute Theologen"
Die „Thomasakademie“ wurde mit einem Festgottesdienst in der Kapelle des Bildungshauses St. Hippolyt mit Weihbischof Anton Leichtfried als Hauptzelebrant eröffnet: „Es braucht gute Lehrer und gute Theologen. Heute mehr denn je“, so Weihbischof Anton Leichtfried, „Wir können nirgends gleichzeitig sein. Wenn wir aber miteinander und füreinander unterwegs sind und jeder seine Begabung für die Welt und für die Anderen einsetzt, entsteht Großes."
Was ist Willensschwäche?
Im Rahmen der Festakademie, von Rektor Josef Spindelböck eröffnet, sprach Rupert Grill in seinem Vortrag über „Willensschwäche aus moraltheologischer und moralpsychologischer Perspektive".
„Worüber schreibst du eigentlich?“, wurde Grill in den vergangenen Jahren immer wieder gefragt. Da kamen Reaktionen, wie: „Oh ja, das kenne ich!“ Ob sie dabei immer die gleiche Erfahrung im Blick hatten, das weiß Grill nicht, er meinte selber, er wäre so diskret gewesen um nicht immer nachzufragen. „Es könnte die fehlende Konsequenz beim Abnehmen genauso gemeint gewesen sein, wie die Schwächen bezüglich der Regelmäßigkeit in der eigenen Gebetspraxis“, so Grill, „Es könnte auch sein, dass man eine innerlich schon getroffene Entscheidung nicht umsetzt, weil man Angst vor möglichen Konsequenzen hat und immer wieder ins Grübeln kommt, ob es denn tatsächlich richtig ist. Jedenfalls scheint Willensschwäche für viele eine alltägliche und auch unerfreuliche Erscheinung zu sein.“
Rupert Gill definiert Willensschwäche relativ einleuchtend: „Eine Person kommt vor einer Situation zu dem Urteil, dass Y das Beste ist und ist daher entschlossen, es zu tun. In der Situation ändert die Person allerdings ihr Urteil und tut nicht Y, sondern X. Entscheidend ist, dass diese Person im Nachhinein bereut, nicht Y, sondern X getan zu haben. Sie hat das Urteil, wo es um die Umsetzung gegangen wäre, nicht durchgehalten.“
Dankesworte an Vorgänger
Im Anschluss an den spannenden und durchaus amüsanten Festvortrag wurden die Absolventen des vergangenen Schuljahres vorgestellt und die Sponsion des kirchenrechtlichen Masterlehrganges gefeiert. Bevor es zum Gesprächsaustausch mit Professoren, dem Vortragenden und den zahlreich erschienenen Gästen ging, bedankte sich Rektor Josef Spindelböck bei seinem Vorgänger Josef Kreiml, der sich stets in kompetenter und freundlicher Weise um die Anliegen der Lehrenden und Studierenden angenommen hat. Er ist nun von seinem Heimatbischof in die Diözese Regensburg zurückgerufen worden als Mitglied des dortigen Domkapitels. Er wird dort wichtige Aufgaben in Theologie und Seelsorge übernehmen. Als Professor bleibt er der Hochschule in St. Pölten weiterhin erhalten.
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