Flussserie St. Pölten
Traisen: Zurück zur Natur
Die Traisen ist in St. Pölten durch den Wasserbau vorwiegend ein monotones Gerinne - ein Umdenken ist da.
ST. PÖLTEN (ag). Früher war es oberste Prämisse, die Kraft des Wassers maximal nutzen zu können (Mühlbäche wurden angelegt, Kleinkraftwerke entstanden) und im nächsten Schritt die Menschen vor Hochwasser zu schützen. Die Ziele des Wasserbaus haben sich heute verändert - gegenwärtig zählen Schutz und die Wiederherstellung einer ausgewogenen Ökologie im Wasser.
Biodiversität erhalten
Die Revitalisierungsmaßnahmen wurden von der EU durch ein LIFE-Projekt unterstützt. Ein Beispiel ist die Umgestaltung der Traisen-Mündung von 2009 bis 2016. Dabei wurde ein 12,5 Kilometer langer, mäandrierender Flussabschnitt mit dynamischer Uferentwicklung neu angelegt und Verbindungen zu Augewässern und zur Donau geschaffen.
In Wilhelmsburg wurde von 2005 bis 2016 der Hochwasserschutz für die Siedlungen verbessert und alle Sohlstufen so umgestaltet, dass es den Fischen möglich ist zu wandern.
Michelbach renaturiert
Auch der Michelbach bei Böheimkirchen zählte zu jenen Gewässern, die von ihrer Ursprünglichkeit nicht mehr viel übrig hatten. Flussaufwärts, auf einer Länge von 4,3 km, wurde hier renaturiert - Flussgerinne tiefergelegt, Beschattung der Ufer, Schaffung von Laichplätzen, Fischaufstiegsstellen. Der Michelbach war nach Melk einer der längsten Flussabschnitte, die im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie in NÖ renaturiert wurde.
Alarm gegen Fischsterben
Die heißen Temperaturen der letzten Sommer und die längeren Trockenphasen waren eine Belastung für die heimischen Gewässer und deren Lebewesen. Das Land und die Fischerei haben darum ein Alarmsystem aufgebaut, um kritische Abschnitte erkennen zu können - 55 Messstellen liefern laufend die Wassertemperatur. Wenn die Temperatur über 36 Stunden kritisch hoch ist, dann wird die Fischerei informiert und es werden Maßnahmen gesetzt. Pernkopf und Landesfischermeister Karl Gravogl dazu: „Unsere Gewässer sind einzigartige Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Zunehmende Hitze bedeutet Stress für die Wasserlebewesen. Mit dem gemeinsamen Alarmplan wollen wir unsere Fischwelt schützen.“
Nur naturnah funktioniert
Um solche Situationen zu vermeiden, ist es notwendig, so viele Gewässerabschnitte wie möglich zu renaturieren. In den letzten 10 Jahren wurden in NÖ fast 200 Maßnahmen (Investition 100 Mio. Euro) umgesetzt. Pernkopf dazu: „Wir geben unseren Flüssen wieder mehr Raum.“ Ein erfolgreiches Beispiel ist die Renaturierung der Traisen in Pottenbrunn. Auf rund 3,7 km wurden sieben bestehende Sohlschwellen so umgebaut, dass sie für Fische wieder passierbar sind. "Im Bereich der Spratzerner Wehr wurde eine Fischwanderhilfe eingerichtet, sodass dort die Passierbarkeit für Fische besteht", so St. Pöltens Fischereiobmann Hans Kaska.
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