St. Pöltner Eltern auf der Suche
Wo bleiben die Kinderärzte?

Untersuchungen kann auch der Hausarzt durchführen. | Foto: Symbolfoto/Werilly
  • Untersuchungen kann auch der Hausarzt durchführen.
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Wohin mit meinem Kind, wenn es krank wird? Diese Frage stellen sich viele St. Pöltner Eltern.

ST. PÖLTEN. "Ich würde dringend einen Kassen-Kinderarzt suchen!", wird fast wöchentlich um Hilfe in diversen Facebook-Gruppen gebeten. Meist vergebens, denn wo keiner ist, kann auch keiner empfohlen werden. Diese Erfahrung musste auch die Familie W. (Namen der Eltern sind der Redaktion bekannt) aus St. Pölten machen. "Wir wollten zur ersten Mutter-Kind-Pass Untersuchung und es gibt nur zwei Privatärzte in St. Pölten", erzählte die Mama eines zwei Monate alten Buben. Bei beiden bekamen die Eltern keinen Termin und mussten auf das Primärversorgungszentrum ausweichen. "Den Hüftultraschall habe ich bei einem Orthopäden machen lassen", berichtet die Mutter.

"Wenn es jetzt schon die Landeshauptstädte trifft, wie soll es dann in den kleineren Gemeinden weitergehen?" - Bürgermeister Matthias Stadler

"Wurde einiges verabsäumt"

Der Stadt St. Pölten ist die Thematik bereits lange ein Anliegen, so hielt Bürgermeister Matthias Stadler bereits Ende des letzten Jahres fest: "Um den Mangel an Kassenärzten, vor allem im Bereich der Allgemeinmedizin und der Kinder- und Jugendheilkunde entgegenzusteuern, sind dringend Maßnahmen zu setzen." Im Gemeinderat brachte er dazu einen Antrag als Resolution an die zuständigen Stellen ein. Jedoch würden der Stadt die Möglichkeiten fehlen. Forderungen wurden bei den zuständigen Stellen deponiert und sogar Lösungen zum Thema Räumlichkeiten wurden vorgelegt. "Gescheitert ist es am Desinteresse der Ärzte – vor allem wegen der schlechten Honorare der Kasse", so Stadler, der weiter ausführt, "es müssen die Honorare bzw. Tarife entsprechend angepasst werden und mehr Ausbildungsstellen – speziell für Kinderärzte - geschaffen werden. Hier wurde die letzten Jahre einiges verabsäumt und sogar Ausbildungsstellen reduziert."

"Wir haben in unserem Zuständigkeitsbereich getan, was wir können." - Walter Sohler, Österreichische Gesundheitskasse

Wenige Ausbildungsplätze

Laut Informationen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), gibt es in St. Pölten Stadt drei Planstellen, zwei weitere im Bezirk St. Pölten Land. "Die freien Stellen werden gerade bei der Ärztekammer für Niederösterreich ausgeschrieben", so Pressesprecher Walter Sohler. Derzeit würde die Zahl der Bewerber um freiwerdende Kassenstellen in diesem Fachbereich abnehmen und Stellen müssen mehrfach ausgeschrieben werden, bis sich ein Mediziner für die Planstelle findet. "Die Hauptgründe für diese Nachbesetzungsschwierigkeiten liegen nicht zuletzt in der universitären Ausbildung der Mediziner. An den heimischen Universitäten werden immer weniger Kinderärzte ausgebildet. Ausbildungsplätze zur Fachärztin bzw. zum Facharzt für Kinderheilkunde sind oft nur sehr schwer zu bekommen", so Sohler. Immer wieder wäre von interessierten Jungmediziner zu hören, die sich mehrmals ergebnislos um einen Ausbildungsplatz im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin bewerben und sich schließlich für eine andere Berufslaufbahn entscheiden. "Unser Ziel ist es, eine ausreichende flächendeckende Versorgung für Kinder und Jugendliche sicherzustellen und vakante Stellen rasch wieder zu besetzen. Dafür haben wir unsere Kassenverträge attraktiver gestaltet und mehr an die Lebensrealität der Ärzte angepasst. Durch verschiedene Gruppenpraxismodelle oder der Anstellungsmöglichkeit haben wir unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit geschaffen und Teilzeitmöglichkeiten eingeführt, die alle dazu geeignet sind, die Work-Life-Balance unserer Kassenärzte zu steigern", erklärt Sohler, der ergänzt, dass "durch überdurchschnittliche Tarifanhebungen und gezielte Strukturmaßnahmen gelang es uns, besonders die Kinderheilkunde finanziell außergewöhnlich aufzuwerten." Weiters hält Sohler fest: "Wir haben in unserem Zuständigkeitsbereich getan, was wir können. Wenn Lösungen im niedergelassenen Bereich nicht zu schaffen sind und wir trotz unserer Attraktivierungsmaßnahmen Stellen nicht besetzen können, versuchen wir alternative Lösungen auf Schiene zu bringen." So wurden unter anderem Kooperationen mit Krankenanstalten gesucht.

Die Ausweichmöglichkeiten

Wie der ÖGK-Pressesprecher weiters mitteilt, können Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen auch bei Allgemeinmedizinern, im Primärversorgungszentrum (PVZ) St. Pölten oder in der Primärversorgungseinheit (PVE) in Böheimkirchen durchgeführt werden. "Begleitend bieten wir auch die gratis Impfungen des Landes NÖ gemäß Impfplan an. Derzeit versorgen wir 1.500 Kinder unter zehn Jahren pro Quartal und versuchen so, in enger Zusammenarbeit mit der Kinderambulanz des Krankenhauses St. Pölten, dieses vorübergehende Kinderarztdefizit abzufedern", erklärt Rafael Pichler, Medizinischer Leiter des PVZ St. Pölten. Auch Philipp Schramhauser von der Primärversorgungseinheit Böheimkirchen lässt wissen: "Wir betreuen als PVE gerne alle Kinder aus der Region."

Kein Happy End

Erfolglos blieb bis dato die Suche von Familie W. "Im Endeffekt haben wir jetzt noch immer keinen Kinderarzt", erzählt die Mutter im Bezirksblätter-Gespräch.

Zur Sache

Beim Konsultieren eines Wahlarztes gilt: Nach Vorlage der saldierten Honorarnote ersetzt die Österreichische Gesundheitskasse 80 Prozent jenes Betrages, der bei Inanspruchnahme eines Vertragsarztes für die gleichen Leistungen aufgewendet worden wäre.

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