Dialog mit dem toten Ich
St. Pöltnerin dreht einen emotionalen, fünfminütigen Kurzfilm zum Thema "Zwangsstörungen".
ST. PÖLTEN. "Ich bin mir abnormal vorgekommen", erzählt Marisa Ambichl im Gespräch mit den Bezirksblättern. Die 23-jährige St. Pöltnerin litt acht Jahre lang, also von ihrem zwölften bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr, unter Zwangsstörungen. "Es sind Gedanken, die sich aufdrängen, und je mehr du sie los werden willst, desto mehr kommen sie", so die Produzentin. "Man gibt Eigenverantwortung ab und versucht durch Zwänge zu kontrollieren." Um Menschen "wachzurütteln und ihnen zu zeigen, dass sie lieber zwei Mal nachfragen sollen", produziert Ambichl einen fünfminütigen Kurzfilm. "In diesem Film, der für Seminare vom Roten Kreuz sowie für Filmwettbewerbe verwendet werden soll, stellt eine Schauspielerin Zwangsgedanken und Handlungen dar." Die Produzentin probt gemeinsam mit der Protagonistin Barbara Edinger diese Szenen durch. Ihr ist es wichtig, dass sich Edinger mit dem Drehbuch wohl fühlt und die Darstellung nicht gekünstelt wirkt. "Es ist emotional sehr anstrengend", so die Schauspielerin.
Stadler: Wichtiger Impuls
Bisher wird das Projekt vom Roten Kreuz sowie von Bürgermeister Matthias Stadler unterstützt. Das Stadtoberhaupt erklärt in einer Anfrage der Bezirksblätter: „Ich finde es besonders interessant, dass sich Frau Ambichl ein solch heikles Thema für ihren Kurzfilm ausgesucht hat. Als junges, aufstrebendes Talent über Zwangsstörungen aufzuklären ist ein wichtiger Impuls für die ganze Gesellschaft, da deren Ursachen und Ausprägungen nicht weitläufig bekannt sind. Einen Kurzfilm zu nutzen, um wichtige Botschaften zu vermitteln und für Verständnis zu sorgen, halte ich für sehr löblich. Dieses einzigartige Projekt zu fördern ist für mich als Bürgermeister selbstverständlich.“
Im Jänner startet die junge Produzentin einen Crowdfunding-Aufruf über www.startnext.com. "Mir ist es wichtig, die Schauspielerin und auch die restliche Crew bezahlen zu können, da alle viel Zeit investieren", erklärt Ambichl. Sie ist über jede Spende dankbar - die Namen der Wohltäter werden z.B im Abspann des Films genannt.
Zur Sache
Ella (16) sitzt eines Nachts in einem verlassenen Wald und redet mit einer ihr unbekannten Person. Das Mädchen berichtet über ihre schrecklichen Zwangsgedanken, die sie Tag und Nacht quälen und erhofft Erlösung. Am Schluss kommt heraus, dass sie mit ihrem toten, älteren Ich spricht, das sich selbst umgebracht hat.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.