"Festspielhaus ist in seiner Bestform"

Foto: Florian Schulte

ST. PÖLTEN (bt). 20 Jahre Festspielhaus: Auf welche besonderen Momente blicken Sie und Ihr Team gerne zurück?
BRIGITTE FÜRLE: Auf einzigartige Projekte für die dieses Haus auch in Zukunft stehen wird. Residenzorchester, eine der schönsten und größten Bühnen, wunderbare Architektur und einzigartige Strukur der zeitgenössischen Theaterwelt. Nicht nur als Festival konzepiert oder als Reportoirehaus, sondern als Saisonbetrieb, der uns über das Jahr verteilt die Möglichkeit gibt, diese Dinge umzusetzen. Dinge die mit Live-Orchester kreiert werden, werden bei uns auch wirklich mit Live-Orchester gespielt. Nicht wie sonst vom Tonband. Wenn ich an "Die Zauberflöte" denke, das war ein rasender Erfolg. Den werden wir in der kommenden Saison mit "Die schöne Helena" nicht nur toppen. Unglaublich große ambitionierte Dinge sind hier möglich, dafür steht dieses Haus. Auch für große Kulturvermittlungsprojekte.

Welcher Trend zeichnet sich nach 20 Jahren ab - schwärmen sie St. Pöltner mehr für Tanz oder Musik?
Die St. Pöltner sind ganz schön aufgeschlossen. Natürlich haben wir hier eine gutes Stammpublikum für Tonkünstler. Doch auch der Tanz hat sich hier mittlerweile einen Ruf erobert, ist jetzt in St. Pölten genauso angekommen wie eben in Wien. Man kann sehen, in den letzten 20 Jahren hat sich ein extrem neugieriges, aber auch sehr herzlichens und wissendes Publikum entwickelt. Da sieht man was Kulturförderung abseits der großen Metropolen leisten kann. Es war hier wirklich ein überdimensionierter Plan, hier ein 1.000-Plätze-Haus zu bauen. Aber warum nicht. In Frankreich gibt es 70 solcher Häuser in kleinen Städten. Nach dem Motto Kultur gehört allen.

Ist das auch Ihr persönliches Motto?
Ich bin jemand der es sehr wertschätzen kann, dass uns hier nicht nur unter Anführungszeichen intelektuelles Bildungsbürgertum, sondern tatsächlich Publikum quer durch alle sozialen Schichten begleitet. Da haben wir eine Vorreiterrolle. Das Festspielhaus hat sich sehr früh darum bemüht, nicht nur das Bildungsbürgertum zu bedienen. Wir haben ein sehr heterogenes Publikum und das ist heutzutage eines der wichtisten Dinge die Kultur leisten kann. Das hat damit zu tun, dass unser Betreib ein unglaublicher Mehrspartenbetrieb ist. Über zeitgenössischen Zirkus, über Klassik Ballett und Kammermusik. Zuletzt hatten wir einen Flamencoschwerpunkt. Das ist auch so ein bisschen mein Steckenpferd. Es gibt immer wieder neue Terrains in die das Publikum hineingrasen kann.

Wie haben sich die Niederösterreichische und die St. Pöltner Kulturszene seither verändert?
Ich glaube extrem. Ich kann mich noch erinnern, als ich aufgewachsen bin. In Niederösterreich gab es das alles nicht. Sobald ich am Abend alleine weg durfte, bin ich mit der Bahn nach Wien getuckert, um am Stehplatz in der Staatsoper Ballett zu schauen. Jetzt haben wir Veranstaltungen, wo aus ganz Niederösterreich Musik- und Tanzklassen Arbeiten zeigen. Alleine das man in der Schule solchen Unterricht hat, finde ich großartig. Das hat sich von 0 auf 100 katapultiert und wird bis nach Australien und Neuseeland wirklich mit großer Hochachtung verfolgt.
Auch die Stadt hat sich wahnsinnig verändert. St. Pölten ist durch die vielen Schüler und Studenten tagsüber wahnsinnig belebt. Mit einer hohen Lebensqualität. Früher war für mich alles sehr dunkel.

Was hat das Festspielhaus dazu beigetragen?
Das Festpielhaus ist mit 5.600 Karten die aufgelegt werden ein unglaublicher Kulturmotor oder Kulturtanker. Der natürlich nicht nur vor Ort, sondern bis zu Künstlern aus aller Welt Begegnung schafft.

Sie haben die künstlerische Leitung mit der Saison 2013/14 übernommen - welche Ziele haben Sie sich damals gesetzt?
Erstmal habe ich mir die Architektur um Klaus Kada sehr genau angeschaut und hier versucht mit mehr Detailliebe an Dingen zu Arbeiten. Etwa Sitzmöglichkeiten, aber auch Weindegustationen und viele Rahmenveranstaltungen. Das man nicht das Gefühl hat, man kommt, wird abgefüllt mit einer Vorstellung und soll schnell über die Parkgarage abgehen. Das schnelle Verschwinden nach der Vorstellung hat mich wahnsinnig gestört. Hier musste die Temperatur erstmal gesteuert werden. Das Haus per se wirkt sehr kalt und auch leer. Jetzt hat sich die Temperatur gehoben, die Leute bleiben nach der Vorstellung. Damit habe ich eines meiner Ziele erreicht.
Für mich war es auch wichtig das sehr große Haus entsprechend mit Zuschauern zu füllen. Das kann man nur mit einem großen Spannungsbogen in der Programmierung. Ich hatte wirklich Angst hier vor leeren Sälen zu spielen, denn ich komme von großen Festivals. Aber schlussendlich ist das gelungen.

Sie wollten also auch das Elitäre in etwas Bürgernahes verwandeln?
Das war schon vor mir alles bewegt. Aber nur zu öffnen ist zu wenig, es muss sich hier auch tatsächlich das Leben ereignen.

Wie soll sich das Festspielhaus in den nächsten 20 Jahren entwickeln?
Jetzt feiern wir mal diese 20 Jahre mit einem Fest wie es Festpielhaus und Stadt St. Pölten noch nicht erlebt haben.
Auch in den nächsten 20 Jahren wollen wir so unterwegs sein, wie wir es jetzt sind. Immer mehr auf dem Publikum aufbauen. Damit man wissen kann, man kann auf das Publikum zählen und muss nicht bei jeder Veranstaltung von ganz vorne anfangen. Ich denke, das Haus ist im Moment auch gerade in einem wunderbaren Zustand. So wie es der Architekt selbst beschrieben hat: Das Haus kommt erst jetzt zur Blüte.

Sie sagen es, erstmal wird gefeiert: Was können wir uns von der Jubiläumsveranstaltung "Sind im Garten" erwarten?
Ab 17 Uhr am 9. Juni ist dieser Garten geöffnet. Gleichzeitig wird DJ The Scumfrog aus New York beginngen aufzulegen. Ab Dunkelheit wird an der Fassade des Festspielhauses erstmal mit Projektionen gearbeitet. Das nennt sich "Slow Dancing" und ist auch eine unglaublich tolle Arbeit eines New Yorker Künstlers.

Zum Abschluss: Wie kraftzehrend waren die letzten Jahre und wie lange bleiben Sie den St. Pöltnern noch erhalten?
Dieser Kraftakt des Networkens hat sich hier verfielfacht. Weil es per se kein 50 Jahre altes Festival ist. Das ist schon sehr kraftzehrend, aber gleichzeitig kann ich die Projekte realisieren, für die ich brenne. Daraus generiere ich wieder Kraft. Und im Moment habe ich noch einiges vor.

Zur Sache:

20 Jahre Festspielahus wird am Freitag, 9. Juni mit der Jubiläumsveranstaltung "Sind im Garten" gefeiert. Dabei verwandelt sich das Herz des St. Pöltner Kulturbezirks ab 17 Uhr in eine einzigartige sommerliche Outdoor Lounge mit Pop-up Garten und ausgewählter Kulinarik.
Im Anschluss an „Le sacre du printemps | HENRI MICHAUX : MOUVEMENTS“ der Compagnie Marie Chouinard und dem Tonkünstler-Orchester begeistert der international renommierte US-amerikani­sche Fotokünstler David Michalek ab ca. 21.45 Uhr mit der Installation Slow Dancing auf der charakteris­tischen, transluzenten Festspielhaus-Fassade am Vorplatz. Begleitet von Top-DJ The Scumfrog (Jesse Houk) und dem Cellisten Jeffrey Zeigler (von 2005 bis 2013 Mitglied des Kronos Quartet) wird bis in die späten Nachtstunden gefeiert. Eintritt frei!

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