Glück allein im trauten Heim – Über das Leben mit einer bipolaren Störung

Karin S. und ihre beste Therapie: die beiden Katzen Minnie und Maus
  • Karin S. und ihre beste Therapie: die beiden Katzen Minnie und Maus
  • hochgeladen von Bianca Werilly

ST. PÖLTEN. Im Oktober 2016 bekam Karin S. einen Brief von der Caritas St. Pölten zugeschickt. Darin wurde ihr mitgeteilt, dass ihr Übergangswohnplatz bis Ende März 2017 geschlossen wird. Die Bezirksblätter berichteten.
Vier Wohnplätze waren davon betroffen, die vier Personen werden weiterhin vom PsychoSozialen Dienst der Caritas betreut und wurden auch bei der Wohnungssuche begleitet und unterstützt.

Zur rechten Zeit

Aufgrund ihrer bipolaren Störung schafft sie es nicht mehr zu arbeiten, somit bekam sie anfangs von vielen Vermietern nur Absagen. Passend zum Vertragsende bekam Karin S. am 31. Mai ihre neue Wohnung. Als Alternative wäre nur das Frauenwohnheim möglich gewesen. "Dann hätte ich wieder von vorne angefangen", so Karin. Den Platz für ihre Möbel hätte es dort nicht gegeben.
Ob ihre Haustiere dort erlaubt gewesen wären, ist ebenfalls fraglich. "Die Katzen sind wie eine Therapie für mich", so Karin S.

Caritas als Helfer

Seit 2009 bekommt die 48-Jährige Unterstützung durch ihren Sozialarbeiter. "Die Hilfe ist unbezahlbar", gibt sie sich dankbar. Er habe ihr immer bei Telefonaten und auch bei der Wohnungssuche geholfen. Auch das Sozialamt unterstützte sie mit der Finanzierung der Kaution sowie der Waschmaschine.

Wohnassistenz

Die Wohnassistenz ist ein neues Angebot für psychisch kranke Menschen, wodurch die Betreuung in der eigenen Wohnung ermöglicht wird.
"Ziel ist es, betroffenen Menschen ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben in einer selbstgewählten Umgebung zu ermöglichen, sie in Alltagsbelangen zu befähigen, dauerhaft ohne Unterstützung leben zu können, sowie ihnen eine möglichst vollständige gesellschaftliche Teilhabe zu gewährleisten", so Anna Entenfellner, Caritas-Leitung für sozialpsychiatrische Arbeit.
Als primäre Ziele der Interventionen sind das Umsetzen von Lösungsstrategien, das Einüben von Verhaltensweisen, sowie die Hintanhaltung stationärer Aufenthalte zu nennen.

PsychoSozialer Dienst

Interessierte Menschen können bei der örtlichen Bezirksverwaltungsbehörde einen Antrag auf diese Dienstleistung stellen. Voraussetzung für die Gewährung der Maßnahme ist die Zugehörigkeit zur Zielgruppe psychisch beeinträchtigter Menschen. Nähere Informationen und Unterstützung bei der Beantragung erhalten Sie beim PsychoSozialen Dienst.

Sucht noch einen Verlobten

Nach all dem Glück, das Karin S. mit der Wohnung hatte, fehlt nur noch eines - der passende Verlobte zu ihrem bereits vorhandenen Verlobungsring. Bis dahin vertreibt sie sich ihre Zeit mit dem Malen von Gemälden.

Zur Sache:

Bei einer bipolaren Störung ist die Stimmung der Betroffenen abwechselnd gedrückt (depressiv) oder euphorisch (manisch). Die Stimmungsveränderungen werden oft mit den Worten "Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt" aus Goethes "Egmont" beschrieben.
Beratungsstelle des PsychoSozialen Dienstes in St. Pölten: Brunngasse 23. Sprechstunden: Di, 14 - 16 Uhr

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