Künstler Thomas Pipelka lauscht dem Holz
Der mit dem Holz spricht: Das Ausgangsmaterial "sagt" dem St. Pöltner, welche Skulptur es werden will.
ST. PÖLTEN (bt). Beim Betreten des Reiches von Thomas Pipelka droht eine Reizüberflutung. Der Kopf eines Azteken, ein Affe, ein Gnom, ein Drache, die Silhouette eines Frauenkörpers und abstrakte Figuren, die der eigenen Phantasie viel Interpretationsraum lassen. All diese Skulpturen und noch viele mehr hat der St. Pöltner über die vergangenen vier Jahre hinweg aus Holz geschaffen. Heute verleihen sie seinem Atelier, das früher einmal die Garage war, etwas Mystisches. Doch geplant war das so nicht.
"Ich habe die Garage ursprünglich für die Malerei hergerichtet. Als ich gefliest habe, war das Tor offen und ich habe gehört, wie drüben jemand diesen Apfelbaum umgeschnitten hat", sagt der 44-Jährige und zeigt auf eine Skulptur eines von Dämonen unterdrückten Frauenkörpers. "Ich habe mir gedacht, den hol ich mir rüber. Und dann bin ich irgendwie hängengeblieben", erzählt der Künstler weiter. Seither ist er dem Holz verfallen, es gibt ihm mehr als die Malerei. "Das Dreidimensionale. Es ist mehr zum Angreifen und es ist anstrengender. Es zehrt mehr an einem, als wenn du immer nur einen Pinsel in der Hand hältst."
"Holz sagt, was es werden will"
Nach dem perfekten Ausgangsmaterial für seine Kunstwerke muss Thomas Pipelka nicht bewusst suchen, es findet ihn - über Freunde und Bekannte. Am liebsten sind ihm Obsthölzer. "Je tiefer man hineinkommt, umso schöner ist es", lacht der 44-Jährige an dieser Stelle. Was schließlich entsteht, bestimmt nicht immer er, meint der St. Pöltner. "Das Holz sagt mir, was es werden will. Das sind oft Kleinigkeiten, die schon vorgegeben sind." Umso mehr Freude hat er, wenn nach der groben Bearbeitung mit der Kettensäge beim Hantieren mit dem Holzstemmeisen eine besondere Maserung hervorkommt, die seine Skulpturen schlussendlich lebendig macht.
Frauengesicht aus Holz ist Ziel
In den letzten vier Jahren hat Thomas Pipelka mit seinen Händen 35 Figuren geschaffen. In jeder freien Minute darauf loswerken, das schafft der gelernte Koch und heutige Verkaufswagenfahrer nicht. Ihn muss schon die Muse küssen, sagt er. Aber wenn dem so ist, wird es spät. Schlafen könnte er in diesem Zustand sowieso nicht. Pipelkas Frau und seine beiden Söhne haben Verständnis. Zum Glück für ihn, denn Pipelka verfolgt ein großes Ziel. "Für 2020 hab ich mein Comeback als Holzkünstler geplant. Ich möchte dann starten mit Kunst im Garten." Mit einer Ausstellung mit Musik und Wein, bei der seine Figuren erstmals öffentlich zum Verkauf stehen. 2020, wegen "der coolen Zahl", und weil Pipelka seine Fertigkeiten bis dahin noch ausreifen möchte. "Ich bin nämlich noch nicht am Ziel. Ich möchte mindestens noch ein schönes Frauengesicht machen. Bei Gesichtern haperts immer noch, die sind irrsinnig schwierig. Körper klappen hingegen schon ganz gut", schmunzelt er.
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