St. Pölten fliegt auf die Bienen
Trotz Krankheiten steigt die Zahl der Imker und Bienenvölker. Ein Lokalaugenschein im Bezirk.
ST. PÖLTEN (bt). Nach dem Frost-Frühling wurde der Flugbetrieb in den Bienenstöcken der Region wieder voll aufgenommen. Derzeit bunkern die Bienen Pollen für die Aufzucht neuer Arbeiterinnen für die bevorstehende Blütensaison. Für die heimischen Imker ist nun die Stunde der Wahrheit, wie viele Völker den Winter überlebt haben. Trotz Milbe und Bienensterben gibt es einen Lichtblick. In Niederösterreich stieg die Zahl der Imker im Vorjahr um 167 auf 4.547 an. Auch die Zahl der Völker steigt. In Niederösterreich lassen derzeit 41.313 Königinnen von ihrem Hofstaat den begehrten Honig herstellen - das sind 2.301 mehr als ein Jahr davor. Für die Bezirksblätter öffneten Imker im Bezirk ihre Bienenstöcke.
"Biene nicht überlebensfähig"
Hinter dem Fachgeschäft Bienenstock Nummer 7 von Claudia Pruckner und Attila Süli in Ganzendorf surrt es: Die Bienen ihrer 21 Völker genießen den sonnigen Tag. "Wir haben über den Winter nur ein Volk verloren", berichtet Süli, als er seinen Imkeranzug überstreift. Im Winter kommt es darauf an, die Fluglöcher von toten Bienen zu befreien und die Insekten auf Milbenbefall zu kontrollieren. "Die Milben wurden vor 30, 35 Jahren für Versuchszwecke aus Indien importiert. Dadurch ist die ganze Welt damit verseucht worden. Vorher war das Imkern ein Kinderspiel", erklärt der Ganzendorfer. Während seine Bienen die ersten Pollen sammeln, steht bei Attila Süli, der seit 2011 imkert, der Frühjahrsputz auf dem Programm: Überschüssiges Winterfutter entsorgen, frische Waben einsetzen und Bodenbretter reinigen. So eine Biene will gepflegt werden. "Wir haben es so weit gebracht, dass Honigbienen ohne den Menschen nicht mehr überleben können", seufzt er. Süli verweist auf die zwingend erforderliche Expertise, bewertet den Trend zum Imkern aber positiv: "Weil der Honigbedarf unseres Landes noch lange nicht durch den österreichischen Imker gedeckt ist."
Wechsel im Bienenvolk
"Mit der Varroamilbe hat jeder Imker zu tun. Man muss im Prinzip das ganze Bienenjahr und auch im Winter mit verschiedensten Mitteln Maßnahmen setzen", schließt sich Stefan Braito, der im Wilhelmsburger Kreisbachtal und in St. Pölten Stadt Herr über 19 Bienenvölker ist, an. Über Winter-Verluste kann er nicht klagen, aber: "Sie sind noch nicht ganz über dem Berg." Zwar können die Bienen schon Pollen für die Aufzucht sammeln, aber der Nektar als Nahrung für die Erwachsenen lässt noch auf sich warten. Die Kirschblüte ist die erste maßgebliche Quelle. "Die Bienen müssen jetzt schnell eine relativ hohe Population zusammenkriegen, denn die muss jetzt bald das komplette Wintervolk ablösen." Seit 2016 ist Stefan Braito Bienenzüchter, doch ausgelernt hat er noch nicht. "Ich bin immer noch überrascht, wie viel man wissen muss und arbeite nach wie vor mit einem Imker zusammen. Das würde ich auch jedem schwer empfehlen, dass man sich so einen Imkerpaten sucht."
Zur Sache
Im Lagerhaus Neulengbach können Bienenstöcke gemietet werden. Anmeldeschluss: 23. April
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