St. Pölten: Über 10.000 beten zu Jehova
Kongress-Serie: Landeshauptstadt wird zur Hochburg der Zeugen Jehovas
ST. PÖLTEN (jg). Wenn Hannes Weinberger über den Glauben der Zeugen Jehovas spricht, beginnt er mit Alkohol und 80 Zigaretten am Tag. In der Gastronomie tätig, beobachtete er früher, wie Menschen von einem Bett ins andere hüpften. Heute predigt er das genaue Gegenteil. Er spricht von keinem Sex außerhalb der Ehe und von anderen moralischen Maßstäben, die Jehovas Zeugen deutlich ernster nehmen würden als etwa andere Christen.
„Es hat mein Leben bereichert“, sagt Weinberger. Dass sein Entschluss, sich der Glaubensgemeinschaft anzuschließen, nicht ohne gesellschaftlichen Druck vollzogen wurde, schwingt in seinen Ausführungen mit. „Schauen Sie einmal, wie Ihre Umgebung reagiert, wenn Sie auf einmal kein Weihnachten mehr feiern“, sagt er. Und dann gibt es ja noch so Worte wie Sekte und Gehirnwäsche und irgendwas mit Geld.
Österreichs größter Saal
Das meiste davon ist laut Weinberger freilich Unsinn. Es gibt keine Zwangsbeiträge. Die Zeugen spenden freiwillig, sagt Weinberger und zeigt auf eine der Spendenboxen, die im Kongresssaal der Zeugen Jehovas in St. Pölten an vielen Ecken montiert sind. Genau dort, wo Weinberger jetzt steht, werden in den kommenden Wochen über 10.000 Zeugen Jehovas erwartet: Erstmals findet ab 17. Juni ein Kongress der Glaubensgemeinschaft in dieser Größenordnung in St. Pölten, wo am Mühlweg unweit der FH seit 1986 Österreichs größter Kongresssaal der Zeugen steht, statt.
Die Bibel als Grundlage
Der Eingangsbereich des Kongress-Centers erinnert an ein Theater-Foyer. Prunkvolle Luster hängen von der Decke, die mit Holz verkleidet ist. Links die Toiletten, im Keller die Garderobe, geradeaus geht es in den Saal mit über 1.000 Sitzplätzen, zwei großen Videoleinwänden und einer Bühne mit Rednerpult. Hier wird bei dem großen Kongress mit Vorträgen, kleinen Tischrunden und Videofilmen in mehreren Sprachen genau das studiert, was den Glauben der Zeugen Jehovas am einfachsten erklärbar macht: die Bibel. Laut Weinberger nehmen die Zeugen Jehovas die Bibel beim Wort und versuchen streng nach den darin vermittelten Handlungsanleitungen zu leben. „Wir sehen die Bibel als eine Art Anleitung, wie man als Mensch den Weg ins Paradies finden kann“, erklärt er. Dass die so hochgehaltenen, moralischen Maßstäbe die Zeugen Jehovas zu besseren Menschen machen, will Weinberger aber nicht bejahen. „Sie sind aber bemüht, sich über das Bibelstudium einer Belehrung auszusetzen, die sie zu besseren Menschen machen kann.“
Kongress-Serie
Weltweit gibt es über 8 Millionen Zeugen Jehovas, österreichweit sind es 23.000, in St. Pölten selbst aktuell 160. Von 17. Juni bis 28. August findet eine Kongress-Serie in St. Pölten statt. Die einzelnen Programmpunkte sind für alle frei zugänglich. www.jw.org
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