Frauenstein und St. Georgen
Bei der Bürgerversammlung in Kraig gingen die Wogen hoch
Rund 200 Bürger wollten sich letzten Freitag im Kultursaal Kraig über den geplanten Verwertungshof informieren. Stellung bezog die Gemeinde Frauenstein, die das Projekt klar ablehnt. Der Projektwerber ließ hingegen Fragen offen.
KRAIG. "Es ist ein ungewöhnlicher Schritt, in dieser frühen Phase eines Projektes eine Bürgerversammlung abzuhalten", eröffnete Bürgermeister Harald Jannach die Bürgerversammlung im Kultursaal Kraig. Auf einem rund vier Hektar großen Grundstück in der Gemeinde St. Georgen, das sich aber in unmittelbarer Nähe zu den Wohngebieten auf Frauensteiner Gemeindeseite befindet, will Projektbetreiber Alexander Rainer aus Launsdorf einen Verwertungshof bauen. "Eigentlich müsste die Gemeinde St. Georgen eine Bürgerversammlung abhalten, da dort das Widmungsverfahren läuft", merkte Jannach an.
Die Gerüchte
"Gestern war es ein Restmülllager, heute ist es eine Müllverbrennungsanlage und morgen ein atomares Endlager", gibt es laut Jannach jede Menge Gerüchte rund um den geplanten Verwertungshof. 200 Haushalte aus den Bereichen Hunnenbrunn, Traschtweg und Sand haben eine Einladung erhalten, ebensoviele Personen fanden sich ein.
Jannach schilderte, dass er am 15. Jänner erstmals vom Projekt an der Gemeindegrenze gehört habe.
Die Projektbeschreibung
Danach führte Peter Steiner, Sprecher von Alexander Rainer, kurz aus, was geplant sei. Mit der "Trennung und Weiterverwertung von Rohstoffen" würde man sich beschäftigten. Der Recyclinghof der Firma SHHR soll mit einem begrünten Erdwall als Schallschutz ausgestattet sein. Ein Betonbrecher werde in einer Betriebshalle untergebracht, damit es zu keiner Lärm- und Staubentwicklung komme. Die Zufahrt führe in der Anfangsphase über die Scheiflinger Straße, "dass ist aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss", betonte Steiner.
Die Fragen des Publikums
Vor allem Steiner beantwortete die vielen Fragen des Publikums, konnte aber durch seine spezielle Art der Antwortgebung nicht beruhigen. Die Frage, wie viele Lkws künftig fahren würden, blieb zum Ärger der Bürger unbeantwortet. Zahlen seien Betriebsgeheimnisse, die Höhe der Tonnagen lege die Behörde fest, hieß es. "Sie nehmen unseren Kindern das Erbe", merkte eine Dame an, dass laut Immobilienmakler bei Realisierung des Recyclinghofes der Wertverlust der Häuser in Hunnenbrunn bei 50 Prozent liegt. Fehlende Transparenz, unseriöse Informationen und Vertuschung wurde den Projektwerbern von den Anrainern vorgeworfen.
Bürgermeister beruhigte die Bürger
Jannach machte mehrmals die bei den Antworten von Steiner und Rainer aufgebrachten Bürger darauf aufmerksam, dass die Gemeinde Frauenstein das Projekt ablehnt. "Jeder hat das Recht, etwas zu beantragen und verdient ein faires Verfahren. Ich glaube aber, dass hier eine positive Widmung denkunmöglich ist", gibt Jannach eine Einschätzung ab.
Begehung des Grundstückes
Tamara Orasche, Obfrau des Ausschusses für Raumplanung und Landwirtschaft in der Gemeinde St. Georgen, gab im Rahmen der Bürgerversammlung bekannt, dass es am 17. Februar eine Begehung mit der zuständigen Abteilung des Landes Kärnten am Grundstück gibt. "Danach werden wir sicher einen Gemeinderat einberufen", fügte St. Georgens Vize-Bürgermeister Wolfgang Grilz hinzu.
Gemeinde Frauenstein fordert Parteienstellung
"Die Gemeinde verfasst ein Schreiben an den Bürgermeister und an die Obfrau des Raumordnungsausschusses der Gemeinde St. Georgen sowie an die zuständige Fachabteilung des Landes, in dem wir im Vorfeld der Sitzung des Raumordnungsausschusses der Gemeinde St. Georgen darauf hinweisen, dass wir als Gemeinde und alle Anrainer in Hunnenbrunn, Sand und Tratschweg diesen Verwertungshofstandort ablehnen", sagt Jannach.
Dabei werden alle Argumente wie Emissionen, Zufahrtssituation, Wertverlust der Immobilien angeführt. "Wir fordern eine Parteienstellung im Verfahren sowohl für unsere Bürger als Anrainer sowie für die Gemeinde als Behörde".
Jannach versprach zudem, die betroffenen 200 Haushalte schriftlich über alle weiteren Erkenntnisse zu informieren.
- Ablaufschema eines Widmungsverfahrens
Bei der Bürgerversammlung erklärte der Frauensteiner Bauamtsleiter Albert Wieser ausführlich das Ablaufschema eines Widmungsverfahrens. Derzeit liegt der Antrag auf Umwidmung im zuständigen Raumordnungsausschuss.
Naturschutz, Umweltschutz, Wildökologie und viele weitere Gutachten haben der Bewerber auf seine Kosten zu erstellen. Sind die zu erbringenden Gutachten vorliegend, stimmt schlussendlich der Gemeinderat St. Georgen am Längsee über die Umwidmung ab. Trotz aller erforderlichen und positiv ausgestellten Gutachten kann der Gemeinderat der Umwidmung seine Zustimmung verwehren.
- Fakten Verwertungshof der Firma SHHR
Auf einem rund vier Hektar großen Grundstück, das dirket neben der Schnellstraße S37 in der Gemeinde St. Georgen liegt, will Projektbetreiber Alexander Rainer aus Launsdorf einen Verwertungshof bauen. Nicht gefährliche Abfalle wie Holz, Grünschnitte, Papier sollen dort in einer Halle sortiert und am Gelände zwischengelagert werden, wo sie danach zur Weiterbestimmung verbracht werden. Gefährliche Abfälle werden extra in den für sie bestimmten Boxen gesammelt und an einen geeigneten Entsorger übergeben. Alle Abfälle werden gewogen und von Fachpersonal getrennt und sortiert.
Natürlich wird auch an eine Kleinmengenanlieferung gedacht, heißt es in den Projektunterlagen. Geeignete Transportmittel sollen bereit stehen, die die Kunden ausleihen können. Bei größeren Mengen steht eine Containerlogistik zur Verfügung. Man wolle laut Unterlagen auch ein Konzept für Gewerbebetriebe und Veranstaltungen mit einfließen lasen. Neben der Sortierhalle wird ein kleines Schnäppchenlager entstehen.
Auf demselben Gelände wird die Firma Alexander Rainer Erdbau Containertaxi und Transporte den Standort haben. Somit wird auch Schotter und Humus in verschiedenen Klassen zum Verkauf bereit stehen. Weiters soll ein Bodenaushubzwischenlager errichtet werden.
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