Im Interview mit Katharina Moser
Keine Tabus beim Thema Psyche!
Sozialpädagogin Katharina Moser vom Jugendzentrum „Come In“ in St. Veit über die Zunahme psychischer Belastung bei Jugendlichen, lange Wartezeiten bei ambulanten Therapieangeboten und Tabuisierung psychischer Probleme.
ST. VEIT. Das SOS-Kinderdorf Kärnten fordert derzeit umfassende Maßnahmen wie den Aufbau einer Übergangspsychiatrie, flächendeckende Therapie auf Krankenschein sowie die Förderung digitaler Therapieangebote. Wie das Jugendzentrum „Come In“ am Hauptplatz in der Innenstadt mit Bereichsleitung Mag. Wolfgang Weberitsch und den beiden Sozialpädagoginnen Theresa Nageler und Katharina Moser in St. Veit die aktuelle Lage sieht.
Wie schätzen Sie die Lage im Bezirk ein?
Es ist davon auszugehen, dass die psychische Belastung von manchen Jugendlichen im Bezirk St. Veit - nicht zuletzt aufgrund der Covid-19-Situation - zugenommen haben dürfte. Home-Schooling und Distance-Learning haben großen Einfluss auf die Jugendlichen, wobei festzustellen ist, dass die Einschränkung der Sozialkontakte für viele Jugendliche die größere Belastung darstellt.
Ihre Meinung zur Forderung des SOS-Kinderdorfes?
Wie man den Medien entnehmen kann, sind kinder- und jugendpsychiatrische Angebote aktuell überlastet, bei ambulanten Therapieangeboten ist oftmals mit langen Wartezeiten zu rechnen. Es ist wichtig, Angebote, die die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zum Ziel haben, bestmöglich auszubauen und zu fördern, um bereits im Jugendalter alles daran zu setzen, das persönliche Wohlbefinden in den Fokus zu rücken.
Warum zögern Jugendliche, sich Erwachsenen anzuvertrauen?
Es sollte vermehrt Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit psychische Gesundheit in der Gesellschaft den gleichen Stellenwert erlangt wie körperliche Gesundheit. Die Tabuisierung von psychischen Problemen in der Gesellschaft, belastete Familienverhältnisse, individuelle Unsicherheiten oder auch Scham führen dazu, dass sich von psychischen Problemen betroffene Jugendliche oftmals nicht trauen, um Hilfe und Unterstützung zu fragen. Hierbei ist es wichtig, dass Jugendliche Vertrauenspersonen in ihrem individuellen Umfeld haben, denen sie sich anvertrauen können. Insbesondere im Jugendalter ist es wichtig, Unterstützung niederschwellig, freiwillig und kostenlos anzubieten, da dadurch die Hemmschwelle gesenkt wird, Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen. Besonders schnelle Hilfe in Krisensituationen ist gefragt.
Digitale Therapieangebote -
wo sehen Sie die Hürden, die Herausforderung?
Digitale Therapieangebote dürften in der aktuellen Situation von Vorteil sein, da dadurch nach wie vor Kontakte eingeschränkt werden und trotzdem unkompliziert Hilfe angeboten werden kann. Die Frage, die sich hier stellt, ist, ob alle Familien über geeigneten Zugang zur digitalen Welt verfügen und wie diese Angebote in Anspruch genommen werden können. Für Jugendliche ist die digitale Welt nicht mehr aus ihren Leben wegzudenken - maßgeschneiderte digitale Angebote könnten deshalb zielführend sein. Der persönliche Kontakt ist dadurch jedoch nicht zu ersetzen.
Die Psyche im Fokus: Ihr Wort zum Abschluss?
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Ausbau von niederschwelligen, kostengünstigen und schnell zur Verfügung stehenden Unterstützungsangeboten für Jugendliche in psychischen Problemlagen wichtig ist und positive Auswirkungen sowohl auf das individuelle Wohlbefinden als auch gesamtgesellschaftlich betrachtet hat.
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