"Ohne Buch sieht man mich selten"

Findet man Sie auch unter den Autoren?
SUSANNE BAUSCHKE: Ja, aber ich schreibe nur ganz kurze Geschichten, um selbst zu erfahren, wie es ist, wenn man an die Öffentlichkeit geht und um so die Autoren noch besser zu verstehen.

Was liest eine Verlegerin in der Freizeit?
Ich lese sehr gerne Frauenliteratur. Simone de Beauvoir liegt eigentlich immer auf meinem Nachtkästchen. Ich bin ja so gut wie nie ohne Buch anzutreffen, schon um die Wertigkeit dieses Gegenstands zu demonstrieren.

Wie sieht es allgemein mit dem Lesen aus?
Sehr viele Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene können leider nicht mehr sinnerfassend lesen. Demokratiepolitisch halte ich das für problematisch, weil Menschen, die den Inhalt von Texten nicht verstehen, leichter manipulierbar sind.

Was kann man dagegen tun?
Wir haben letztes Jahr die frühkindliche Leseförderung für Glödnitz und die angrenzenden Gemeinden initiiert um den kleinen Kindern zu zeigen, welche Vielfalt an passender Literatur es für sie gibt. Man kann als Eltern nicht früh genug anfangen, den Kindern vorzulesen, am besten schon bevor sie auf die Welt kommen. Eine Mutter, die dies in Ruhe macht, stellt so eine gewisse Vertrautheit mit ihrem noch nicht geborenen Baby her.

Wie entsteht ein Buch im Memoirenverlag?
Wir prüfen vorweg die eingesandten Manuskripte, ob sie in unser Verlagsprogramm passen. Unser Lektor, in diesem Fall mein Mann, entscheidet danach, ob das Werk druckreif, also nicht mit vielen Fehlern behaftet ist. Ist das der Fall, entstehen dem Verfasser keinerlei Kosten.

Woher stammen Ihre Autoren?
Aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Es sind ja alles keine hauptberuflichen Schriftsteller, vielfach arbeiten sie als Lehrer oder Angestellte. Organisatorisch tun wir uns natürlich mit Autoren aus Kärnten leichter, weil wir sie mit Öffentlichkeitsarbeit, wie etwa bei der Buchpräsentation oder Begleitung bei Lesungen besser unterstützen können.

Wie ist die Altersstruktur?
Das zieht sich bei uns durch von zwei Volksschülern bis zu einer Dame, die bereits das 90. Lebensjahr überschritten hat.

Welche Literatur wird dem Verlag angeboten?
Sehr viel Lyrik, wobei das genau das Genre ist, welches am schwierigsten zu verkaufen ist. Selbst bei begabten Lyrikern sind die Absatzchancen nicht sehr groß, wenn er nicht einen größeren Bekanntenkreis, wie zum Beispiel einen Gesangsverein oder dergleichen hat. Bei guten Romanen tun wir uns da schon wesentlich leichter.

Wie viele Bücher erscheinen im Memoiren-Verlag?
In etwa sind es 15 Werke pro Jahr, die bei uns aufgelegt werden.

Wie fördern Sie den Absatz?
Die Bücher sind über Amazon erhältlich und die Buchhändler werden von uns per Mail über Neuerscheinungen informiert. Wenn über 100 Stück verkauft werden, so ist das als sehr schöner Erfolg zu betrachten.

Welche Art von Texten gehen bei Ihnen nicht in Druck?
Menschenverachtende Texte, wie etwa verhetzende Schriften, egal welche Bereiche sie betreffen, haben in unserem Verlag keinen Platz. Es war schon einiges dabei, das wir ablehnen mussten, darunter auch Schriften älterer Menschen in Richtung Wiederbetätigung.

Begründen Sie die abgelehnten Manuskripte?
Ja, was hereinkommt wird von uns gelesen und man bekommt mitgeteilt, wenn und warum wir für das Eingereichte keine Verwendung haben. Sehr oft kommt es allerdings vor, dass nur einzelne Passagen nicht in Ordnung sind, die dann von den Autoren meistens herausgenommen werden. Großen Wert legen wir auf korrekte Schreibweise, Lyrik sollte nicht ohne Satzeichen oder in Kleinschreibung verfasst werden.

Die Umstellung auf die neue Rechtschreibung war für den Verlag ein Problem?
Nein, aber um mit den Worten meines Mannes zu sprechen, die Rechtschreibreform war vollkommen überflüssig. Es gibt nur wenige Beispiele, die eine Verbesserung gebracht haben.

Hat das Buch Zukunft?
Davon bin ich überzeugt, obwohl die elektronischen Medien rasant zunehmen.

Redaktion: Peter Pugganig

ZUR PERSON
Susanne Bauschke wurde 1946 geboren und war bis zum vergangenen Jahr Studienleiterin an der Hamburger Akademie für Fernstudien im Bereich Belletristik. Die Ehrenkrugträgerin der Dichterstein Gemeinschaft Zammelsberg gründete im Jahr 2000 mit ihrem Mann in Glödnitz den Memoiren-Verlag, um guten Texten eine Chance zu geben, die aus wirtschaftlichen Gründen von großen Verlagen abgelehnt werden. 2007 rief sie mit acht Frauen den Verein "Drehscheibe Glödnitz" ins Leben, der 2012 im Ort die Bücherei eröffnete. Ihr Wunsch ist eine mobile Bibliothek für das Gurktal zur besseren Verfügbarkeit von Büchern.