Rupert Leikam
Der letzte Zinngießer Österreichs feiert das 30-Jahr-Firmenjubiläum
Der Knappenberger Rupert Leikam hat sich am 9.9.1990 selbstständig gemacht. Mittlerweile ist er der einzige und letzte Zinngießermeister in Österreich.
KNAPPENBERG. Zum 30-Jahr-Firmenjubiläum hätte es ein großes Fest mit Schaugießerei in der Werkstatt geben sollen. Die Feierlichkeiten sind abgesagt, Corona macht den Plänen von Rupert Leikam einen Strich durch die Rechnung.
Leikam ist eigentlich gelernter Schlosser. Nach der Lehre verschlug es ihn nach Salzburg, er arbeitete in der Zinngießerei seines Schwagers. Nach zehn Jahren kaufte er das Inventar einer alte Zinngießerei und kehrte mit den schweren Arbeitsmaschinen im Gepäck nach Knappenberg zurück. In der ehemaligen Tischlerei des Bergwerks richtete er seine Werkstatt ein. "1890 sperrte der letzte Zinngießer in Kärnten zu, 100 Jahre später eröffnete ich die Zinngießerei", erzählt Leikam. Der Anfang sei nicht leicht gewesen. "Es galt einen Kundenstock aufzubauen, nach Knappenberg verirrten sich nicht so viele Besucher.
Langjährige Kunden
30 Jahre später vertreibt Leikam seine Zinnprodukte hauptsächlich in Österreich. Zu seinen langjährigen Partnern zählen die Landesfeuerwehr Kärnten oder die Landjugend Kärnten. Für die Blumenschmuck-Olympiade stellt er jährlich Zinnrosen her.
In ganz Österreich verkauft Leikam seine Produkte bei Kunsthandwerks- oder Weihnachtsmärkten, wie beispielsweise dem Adventmarkt auf der Festung Hohensalzburg. Auf den Märkten beliebt sind die kleinen Bierflaschenverschlüsse aus Zinn mit verschiedenen Motiven, die er auch direkt vor Ort herstellt.
Exklusive handgegossene Geschenksartikel, Reparaturen, Sonderanfertigungen, Montagen, Werbeartikel und mehr gießt Leikam aus Zinn. Ebenfalls etwas besonderes: ein Schlüsselanhänger mit einem Schilling. Seit 20 Jahren fertigt er diese als Glücksbringer oder Geburtstagsgeschenk. "Ich habe bereits tausende Schlüsselanhänger produziert, sie sind nach wie vor ein Renner".
Die Silikonform-Modelle für seine Produkte stellt er selber her, bei großen Metallformen muss ob der fehlenden Maschinen ein Profi aushelfen. Leikam gießt das Zinn, wie Handwerker es auch vor hunderten von Jahren verarbeitet haben. Die Arbeit ist nicht ungefährlich, sagt er und zeigt eine Brandwunde. Die Formen wiegen bis zu 20 Kilo, gegossen wird mit 300 Grad heißen Zinn. Den Rohstoff bezieht er hauptsächlich aus China, den Malaiische Inseln und Bolivien.
Die exklusivsten Aufträge
Für eine Grazer Firma stellte Leikam im Frühjahr in kürzester Zeit 11.000 besondere Zinnexemplare her. "12 bis 14 Stunden habe ich täglich gearbeitet, um den Auftrag erfüllen zu können". Seine kleinen Kunstwerke sind Bestandteil exquisiter Geschenksboxen, die in 28 Ländern verteilt wurden (zum Bericht gehts hier). 210.000 Friesacher Pfennige goß Leikam, für ein Mittelalterfest in Deutschland 40.000 Münzen. Für den vormaligen Bundespräsidenten Franz Fischer fertige Leikam ein Ehrengeschenk.
Erst im letzten Jahr konnte Leikam einen bedeutenden Auftrag in der Schweiz an Land ziehen: Zehn Jahre lang liefert der Knappenberger jährlich 130 bis 140 Prunkbecher für das historische Rütli-Pistolenschiessen. Die Gussform allein hat laut Leikam 4.000 Euro gekostet. Leikam wollte heuer persönlich die Prunkbecher in die Schweiz liefern, wegen Corona findet die Veranstaltung nicht statt.
Die Corona-Krise hat auch ihn getroffen. Drei Monate hatte er keinen einzigen Cent Umsatz. "Ich habe die Werkstatt auf Vordermann gebracht", hat sich Leikam so die Zeit vertrieben.
Das alte Handwerk stirbt aus
"Als ich anfing, gab es österreichweit noch vier Zinngießermeister. Jetzt bin der einzige und letzte Zinngießermeister Österreichs". Die Meisterprüfung gibt es mittlerweile nicht mehr. Leikams Sohn Thomas, der bei ihm in die Lehre ging, ist "nur" Geselle. Der 26-Jährige wird die Zinngießerei einmal übernehmen. An Ruhestand denkt er aber noch lange nicht, sagt Leikam.
Reiftänzer und Mineralienkenner
Auch abseits seines Berufes hat der verheiratete Vater von fünf Söhnen jede Menge zu tun. Leikam ist passionierte Skifahrer und trainiert Jugendliche beim ASKÖ St. Veit-Klippitztörl. Zudem ist Leikam Obmann der Reiftänzer und Reiftanzführer. Der 58-Jährige nennt außerdem über 1.000 Mineralien sein Eigen, die alle aus dem Hüttenberger Bergbau stammen. "Hüttenberg ist von der Häufigkeit her der drittgrößte Mineralienfundort der Welt. Es gibt 180 verschiedene Mineralien", weiß der Experte. Zu seinen weiteren Hobbys zählen Tennis, Fußball, wandern und sein Motorrad.
Info:
Die Werkstatt in Knappenberg beherbergt auch einen Schauraum, den man besichtigen kann. Infos bei Rupert Leikam unter 0664/4334332.
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