Ewald Leikam ist der Pfeil
Auftakt zur WOCHE-Serie "Manager & ihre Hobbys": Bogenschießen mit Ewald Leikam.
Es schüttet in Strömen. Doch dieser lauwarme Frühsommerregen bringt Ewald Leikam nicht aus der Ruhe. Gemächlich nimmt er einen Pfeil aus dem Köcher und streicht mit der Hand darüber um ihn zu prüfen. Dann visiert er sein Ziel an, spannt den Bogen und hält kurz inne. Der Pfeil schnellt von der Sehne und dorchbohrt einen Plastikhasen. Ein Meisterschuss: Wäre der Hase echt, dann wäre er jetzt tot. Leikam mag diesen Gedanken nicht. "Ich könnte nie auf ein echtes Tier schießen", gesteht er.
Das Bogenschießen hat er vor drei Jahren für sich entdeckt. Damals führte der Inhaber des Reformgeschäftes am Unteren Platz eine Analyse an sich selbst durch: Welche Ziele hatte er einmal - und was spricht dagegen, sie zu verwirklichen? Als erstes fiel ihm das Bogenschießen ein. "Ich bin schon seit meiner Jugend fasziniert von diesem Sport, habe diesen Gedanken aber nie weiterverfolgt - bis zu diesem Zeitpunkt", sagt Leikam.
An diesem Tag ist Leikam mit seinem selbstgebauten Bogen unterwegs. Sein Primitivbogen, der ohne technisches Schnickschnak auskommt, besteht aus Eibenholz - dem selben Material, wie der Bogen, den man bei Ötzi gefunden hat. Verstärkt wurde Leikams Bogen lediglich mit einer Schicht Bambus und etwas Horn. "Ich bin meinen Mitarbeitern sehr dankbar, dass ich mir diesen schönen Blödsinn erlauben darf", sagt Leikam, während er den Weg zum nächsten Abschussort beschreitet. Zwei Mal pro Woche ist er am Bogenparcours unterwegs, konzentriert sich auf jeden Schuss und kann dabei von seinem Job abschalten.
Dass er das schafft, merkt man ihm bei jeder Bewegung an - nicht umsonst ist das "Loslassen" beim Bogenschießen das Wichtigste. "Nicht nur, was den Pfeil angeht. Man sollte alles loslassen, was einen ablenkt. Man trifft nur, wenn man ruhig wird und sein inneres Gleichgewicht findet", sagt Leikam. Das kann man auch bei Regen, der nun kurz aufgehört hat - die Sonne dringt durch die Wolken.
Das nächste Ziel ist ein Bär, der etwa 35 Meter weit entfernt steht. Leikam erklärt seine ganz eigene Technik, sein Ziel zu treffen. "Es muss alles passen, nicht nur die Körperhaltung, sondern auch der Stand, den man hat. Dann prüfe ich den Pfeil, konzentriere mich auf den Punkt den ich treffen will und spanne den Bogen. Ich lasse beide Augen offen und schaue nur auf mein Ziel, nicht auf den Pfeil", sagt Leikam. "Das hat natürlich etwas mit Intuition zu tun. Der Pfeil findet von selbst sein Ziel. Das kann man beeinflussen, indem man sich vorsagt: 'Ich bin der Pfeil'."
Als der Unternehmer seinen Pfeil aus dem Bären zieht, fängt es wieder zu regnen an. Leikam geht den Pfad weiter - denn umdrehen wäre zu gefährlich. Zu leicht könnte man in das Schussfeld eines nachkommenden Bogenschützen geraten. Denn Vorsicht wird bei Bogenschützen immer noch großgeschrieben - bei all der Ruhe, die dieser Sport in sich birgt.
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