Staffelübergabe in Treibacher Industrie
Diesen Freitag verabschiedet sich Treibacher-Vorstand Reinhard Iro nach 20 Jahren von seinen Kollegen. In der WOCHE lässt er die Zeit Revue passieren.
Seit knapp drei Wochen macht Reinhard Iro, bis Jahresende Chef der Treibacher Industrie AG, eine neue Erfahrung: Nach 20 Jahren ist er nicht mehr im Vorstand des chemischen Unternehmens mit mehr als 670 Mitarbeitern.
„Ich habe mir den Abschied leichter vorgestellt“, gibt er unumwunden zu. So sehr fühle er sich dem Unternehmen und den Kollegen verbunden. Ein wenig erleichtert habe er sich sein Ausscheiden durch die Regelung der Nachfolge.
„Schon vor fünf Jahren habe ich entschieden, dass 20 Jahre an der Spitze eines Unternehmens ein überdurchschnittlich langer Zeitraum sind“, so Iro. Anfang 2006 wurde der Treibacher-Vorstand mit Rainer Schmidtmayer und Alexander Bouvier verstärkt. Seit Anfang dieses Jahres bilden die Manager – beide sind seit rund 20 Jahren im Unternehmen – einen Zweier-Vorstand. „Es war mir sehr wichtig, dass ich im Einvernehmen mit den Eigentümern meine Nachfolge mitgestalten kann“, so Iro.
Seit 2006 plant Iro die nun vollzogene Übergabe, ohne Wehmut ging sie dennoch nicht vonstatten. „Wenn der Moment nahe kommt, zwickt’s schon ein bisschen“, so Iro.
Iro übergibt ein erfolgreiches Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt 219 Millionen Euro und einer Exportquote von 85 Prozent. „Wir haben das Krisenjahr 2009 sehr gut bewältigt“, so Iro. „2010 war wieder ein Superjahr.“
Ertragsstärke ist gestiegen
Viel habe sich getan in den letzten zwei Jahrzehnten. „Das Unternehmen wurde in der Zeit viel ertragsstärker als es vorher war“, so Iro. „Das hat mir immer große Freude gemacht.“ Auch der „Wandel im Portfolio“ macht den Manager stolz. „Von klarer Konzentration auf Ferrolegierungen sind wir stärker auch in nichtmetallische Spezialitäten gegangen.“
Besonderes Augenmerk legte Iro auf den Führungsstil in der Treibacher Industrie AG. „Ich konnte einen zeitgemäßen Kulturwandel einleiten“, sagt er. Von autoritär zu partizipativ. „Ich habe die Kollegen zu Offenheit und auch Kritik ermutigt – eine Mannschaft aus Ja-Sagern ist der Untergang für ein Unternehmen.“ Dadurch sei die Gemeinschaft im Betrieb viel stärker geworden.
Auch in Zukunft wird Iro Mitglied dieser Gemeinschaft sein. „Ich bleibe als Konsulent erhalten und werde meine Meinung einbringen, wenn sie erwünscht ist“, sagt er. „So kann ich den Kontakt zu den Kollegen aufrecht erhalten – eine wunderschöne Lösung.“ Ebenfalls treu bleibt er seinen Funktionen in der Wirtschaftskammer – Iro ist Obmann der Sparte Industrie –, der Industriellenvereinigung sowie als Vorstandsmitglied der FH-Kärnten. Und: Das eine oder andere Projekt könnte noch dazukommen. „Für einen Pensionsschock besteht also keine Gefahr“, schmunzelt er.
Radfahren, Oper und Istrien
Auf mehr Freizeit hofft Iro dennoch. „Sport ist in den letzten Jahren zu kurz gekommen“, sagt der leidenschaftliche Radfahrer und Schwimmer. Begeisterter Skifahrer sei er eigentlich nicht, Langlaufen, Tourengehen oder auch Alpin-Ski könnten künftig auch Platz in seinem Terminkalender finden. Ebenfalls auf dem Plan steht, mehr Bücher zu lesen. „Ich will auch öfter als bisher Kunst genießen“, plant der Manager. Zu Ausstellungen in Wien zieht es Iro, oder in die Oper. Für Letzteres nimmt er auch gerne die Fahrt nach Italien auf sich. Und: „Ich werde vermutlich öfter in meinem Zweitwohnsitz in Istrien anzutreffen sein.“
Zuerst nimmt Iro aber einen Termin in der St. Veiter Blumenhalle wahr. Für Freitag organisierten seine Nachfolger ein Fest. „Es ist mir ein Anliegen, mich von den Kollegen zu verabschieden, die mit mir gemeinsam gekämpft und vieles bewegt haben.“
Autor: Gerd Leitner
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