Nach Wiener Vorstoß
Kommen auch in der Steiermark Off-Label-Impfungen?
Wien ist heute in Sachen Impfschutz für Unter-12-Jährige vorgeprescht und hat ein Off-Label-Angebot für alle interessierten Eltern geschaffen - mit enormem Echo. Die RegionalMedien Steiermark haben nachgefragt, was steirische Experten dazu sagen.
STEIERMARK. Im Austria Center Vienna hat heute die österreichweit erste Impfstraße für Kinder zwischen fünf und elf Jahren den Betrieb aufgenommen. Die Nachfrage war enorm, mehr als 9.000 Termine waren verfügbar und alle in kürzester Zeit vergeben. Wir haben beim Impfkoordinator in der Steiermark, Michael Koren, nachgefragt, ob es auch bei uns demnächst die Möglichkeit gibt, sein Kind unter 12 Jahren offiziell impfen zu lassen. Man warte auf die Zulassung, so Koren. Tatsächlich sprechen Experten davon, dass bereits in den kommenden 14 Tagen eine Zulassung des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs sowie jenes von Moderna ab 5 Jahren realistisch sei.
Tägliche Anfragen
Derzeit sind diese Impfstoffe offiziell von der EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) nur für Kinder/Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen. Eltern, die ihre jüngeren Kinder dennoch impfen lassen wollten, konnten sogenannte Off-Label-Impfungen nutzen, die von manchen Ärzten ohne Empfehlung der Ärztekammer angeboten wurden. "Wir sind eigentlich täglich damit konfrontiert, vor allem auch weil Eltern diesbezüglich anfragen und ihre Kinder impfen lassen wollen. Und es gibt natürlich auch Anfragen von Kolleginnen und Kollegen, die nach der 'offiziellen Empfehlung' fragen", erklärt etwa der Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Hochsteiermark Reinhold Kerbl.
Er bezieht in dieser Frage klar Stellung und meint: "Sowohl das Nationale Impfgremium (NIG) als auch die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) haben bisher keine Empfehlung für die „off-label“-Impfung ausgesprochen." Es gäbe aus Kerbls Sicht auch keinen großen Druck für diese Maßnahme, da ohnehin demnächst eine Zulassung durch die EMA zu erwarten sei.
Erfahrungswerte steigen
Die Bedenken besorgter Eltern wegen der Impfung kann der Mediziner nachvollziehen, doch "bedenkliche Nebenwirkungen sind äußerst selten. Ein verständliches Argument von besorgten Eltern ist der Einwand, dass es noch keine Erfahrungen zu Langzeitnebenwirkungen gibt. Diesbezüglich bringt aber jeder Tag mehr an Erfahrung, sodass man hoffentlich auch diese Bedenken bald seriös zerstreuen kann."
Unerwartet erfreulich sind laut dem Kinder- und Jugendfacharzt derzeit die österreichweit – trotz Hochinzidenz - relativ wenig schwerkranken Kinder mit COVID-19. "Woran das liegt, wissen wir noch nicht genau. Gleichzeitig sind aber unsere Stationen voll wegen einer anderen Viruserkrankung, und zwar dem sogenannten RSV (Respiratory Syncytial Virus)." Ein Virus, das wie SARS-CoV-2 vor allem die Luftwege befällt und besonders bei Säuglingen und Kleinkindern zu schweren Atemproblemen führen kann, eine Erkrankung gegen die es - im Gegensatz zu Corona - keinen Schutz gibt.
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