Klippenspringer Osama Ali
Wie ein Steirer die Welt im freien Fall erobert

Vom Schweißgerät in der Obersteiermark zu spektakulären Sprüngen vor Millionenpublikum: Der Trofaiacher Osama Ali hat den sicheren Job gegen ein Leben voller Abenteuer und Adrenalin eingetauscht. Aktuell verdient er seinen Lebensunterhalt als Klippenspringer, Content Creator und Guide an den Süßwasser-Cenoten Mexikos. Nächstes Ziel: Australien. 

STEIERMARK/LEOBEN. Das Echo des Aufpralls hallt noch an den Felswänden, als Osama Ali schon wieder auftaucht, lacht und weiterspringen möchte. Dieses Gefühl treibt ihn an, es ist sein innerer Motor und zugleich der Ausdruck jener Freiheit, die ihn fort aus der Steiermark und hinaus in die Welt geführt hat. „Das Grinsen, das ich habe, nachdem ich wieder zur Wasseroberfläche auftauche, das möchte ich den Leuten näher bringen", betont der 25-Jährige. 

Dass er heute an den Cenoten der mexikanischen Halbinsel Yucatán arbeitet, war keine geplante Entwicklung. Alles begann mit einfachen Handyvideos seiner Sprünge, die er online stellte. Schritt für Schritt wuchs daraus eine große Reichweite und schließlich ein berufliches Umfeld, in dem Klippenspringen, Guiding und Content-Produktion ineinandergreifen. Wie er diesen Weg gefunden hat und was ihn dabei antreibt, erzählt er hier im Rahmen der Serie "Wödsteira - Auslandsteirer im Interview". 

Der Trofaiacher Osama Ali hat die Steiermark verlassen, um mehr von der Welt zu sehen. Heute entdeckt er neue Orte, neue Kulturen und vor allem neue Klippen, von denen er springen kann. | Foto: Osama Ali
  • Der Trofaiacher Osama Ali hat die Steiermark verlassen, um mehr von der Welt zu sehen. Heute entdeckt er neue Orte, neue Kulturen und vor allem neue Klippen, von denen er springen kann.
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Seit wann leben Sie nicht mehr in der Steiermark?
OSAMA ALI: Ich lebe seit etwa eineinhalb Jahren nicht mehr in der Steiermark. Obwohl ich die Steiermark sehr liebe und gut kenne, wollte ich mehr von der Welt sehen, neue Kulturen und Landschaften entdecken. Auf meinen Reisen steht vor allem das Klippenspringen im Mittelpunkt, und ich bin derzeit auf dem besten Weg, so viel wie möglich davon zu erleben.

Sie arbeiten als Cliffdiving Guide in Mexiko. Wie kam es dazu, dass Sie das Klippenspringen zum Beruf gemacht haben?
Viele Dinge sind ähnlich verlaufen wie mein jetziger Aufenthalt in Mexiko: Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe Menschen getroffen, die mich tiefer in diese Community geführt haben. Auch hier bin ich nur dank Freunden gelandet, die ich beim Klippenspringen kennengelernt habe. Vor etwa drei Jahren hat mich schließlich der größte Actionkamera-Hersteller der Welt, "GoPro", unter Vertrag genommen – nachdem ich zuvor fast vier Jahre lang ihre Marke in der Hoffnung markiert hatte, eines Tages gesehen zu werden. Ich habe nie aufgegeben. Rückblickend erkenne ich, dass ich viele Schritte in die richtige Richtung gemacht habe, oft ohne es selbst zu bemerken – und so hat eines ganz natürlich zum anderen geführt.

Von der Obersteiermark zu den Cenoten in Mexiko: Wie fühlt sich dieser Sprung an? 
Surreal – anders lässt es sich kaum beschreiben. In Österreich war es eiskalt, und wenige Stunden später stieg ich in tropische Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit aus dem Flugzeug. Schon am nächsten Tag stand ich in einer Cenote. Das Leben vergeht manchmal unglaublich schnell, und genau deshalb sollte man jeden Moment bewusst genießen. Früher waren meine großen Reisen oft mit Angst verbunden, doch heute fühle ich mich sicher in dem, was ich tue.

Was fasziniert Sie am Klippenspringen am meisten?
Das Schöne am Klippenspringen ist, dass mich nicht nur eine einzige Sache fasziniert, es sind viele zugleich. Der freie Fall, die Möglichkeit, mit dem eigenen Körper Kunst zu erschaffen, die tiefe Verbundenheit mit der Natur und das Gefühl, sie wirklich zu spüren. Und natürlich das Adrenalin: Wenn das Risiko groß ist und der Einsatz noch größer, kommt man in einen Zustand, den man sonst nirgendwo findet.

Es ist das Gefühl von Freiheit, von Lebendigkeit aber auch des Reisens, das Osama Ali auf seinen Social Media-Kanälen vermitteln möchte.  | Foto: Osama Ali
  • Es ist das Gefühl von Freiheit, von Lebendigkeit aber auch des Reisens, das Osama Ali auf seinen Social Media-Kanälen vermitteln möchte.
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Sie haben über eine Million Follower auf Social Media. Was möchten Sie Ihrer Community vermitteln?
Ich möchte exakt dasselbe machen, wie ich hier in Mexiko mache. Ich möchte den Leuten diesen Sport näher bringen. Ich möchte ihnen die Schönheit daran zeigen. Das Grinsen, was ich habe, nachdem ich wieder zur Wasseroberfläche auftauche, das möchte ich den Leuten näher bringen.

Cliffdiving ist spektakulär, aber auch gefährlich. Wie bereiten Sie sich mental und körperlich auf Ihre Sprünge vor?
Klippenspringen ist ein Extremsport – und wie bei allen Extremsportarten bewegt man sich ständig auf Messers Schneide. Es geht darum, einzuschätzen, was man sich zutrauen kann und was nicht. Ab einem gewissen Niveau wird es schwierig, die Grenze zwischen dem Möglichen und dem Absurden zu erkennen. Der Sport ist gefährlich und risikoreich, deshalb ist es entscheidend, das Risiko so gering wie möglich zu halten. Für mich bedeutet das, jede potenzielle Gefahr zu kennen, um ihr ausweichen zu können. Ich denke oft an das Worst-Case-Szenario – und genau daraus lerne ich, wie ich es vermeiden kann. Klippenspringen ist längst nicht mehr nur ein körperlicher, sondern auch ein mentaler Wettkampf geworden für mich, ein echtes Mind Game. 

Ihre nächste Station ist Australien. Gibt es dort einen Spot, auf den Sie sich besonders freuen?
Ja, da gibt es die Mermaid Pools – ein wirklich idyllischer Ort. Schon im letzten Jahr war ich dort. Wir waren etwa 35 Jungs, mit Lautsprechern, Paddleboards und bunten Schwimmringen im Wasser. Etwa eineinhalb Stunden folgten wir einem Canyon, über große, sonnenwarme Steinplatten, während neben uns der Fluss dahinplätscherte. Überall Klippen in unterschiedlichsten Höhen, mit perfektem Anlauf, von acht bis vierundzwanzig Metern. Alles, was das Herz eines Klippenspringers begehrt.

Wie sieht ein normaler Tag bei Ihnen aus?
Seit ich um die Welt reise und selten länger als drei Monate an einem Ort bleibe, gibt es für mich kein „Normal“ mehr. Ein gewöhnlicher Tag kann genauso gut am Flughafen beginnen wie an einer abgelegenen Klippe tief im Dschungel oder irgendwo mitten in einer völlig unerwarteten Situation. Das ist inzwischen mein Alltag geworden.

Osama Ali im Steiermark-Rap

Meine Heimat in der Steiermark ist:
    Trofaiach
Derzeit lebe ich in:
    Tulum, Mexiko
Mein Lieblingsplatz in der Steiermark:
    der Leopoldsteinersee!
Vor einem Sprung fühle ich...
    ...mich lebendig
Social Media ist für mich...
    mein Sprungbrett zum Erfolg
Drei Wörter, die mich beschreiben:
    simpel, mutig, neugierig
In zehn Jahren sehe ich mich...
    Wenn ich das wüsste, würde ich es verraten.

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Der Trofaiacher Osama Ali hat die Steiermark verlassen, um mehr von der Welt zu sehen. Heute entdeckt er neue Orte, neue Kulturen und vor allem neue Klippen, von denen er springen kann. | Foto: Osama Ali
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