Distance Learning: Elternvertreter fordern andere Maßnahmen statt Fernunterricht
Schule als Ping-Pong-Spiel: "Brauchen klare Konzepte und eine Aussicht"

Die Schüler der Oberstufe haben seit Mitte März des Vorjahres überhaupt keinen Regelunterricht mehr gehabt und inzwischen knapp 90 Tage im Distance Learning verbracht. | Foto: Privat
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  • Die Schüler der Oberstufe haben seit Mitte März des Vorjahres überhaupt keinen Regelunterricht mehr gehabt und inzwischen knapp 90 Tage im Distance Learning verbracht.
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Halbleere bis leere Klassenzimmer statt lärmender und hoffentlich lernwilliger Schüler: Das ist das Bild, das die österreichische Bildungslandschaft seit knapp einem Jahr widerspiegelt. Die Oberstufenschüler befinden sich seit Mitte März des Vorjahres mehr oder weniger im Dauerzustand des Distance Learnings, nur mäßig besser ergeht es den Pflichtschülern, die im Kalenderjahr 2020 rund 50 Prozent ihrer Schulzeit im Home-Schooling oder im gestaffelten Schulbetrieb verbracht haben. Aufschreie oder Widerstände der Elternschaft scheint es ob dieser erwiesenermaßen für alle Beteiligten gegebenen Belastung wenig bis kaum zu geben. Dies bestätigt auch eine Nachfrage der WOCHE bei den beiden steirischen Landesverbänden der Elternvereine.

Viele Gründe rechtfertigen Schulbesuch

"Nein, bis dato gibt es keine vermehrten Anrufe oder Mails von verzweifelten Eltern", erklärt Ilse Schmid, Präsidentin des Landesverbands der Elternvereine für Pflichtschulen. Sie betont gleichzeitig, dass Eltern durchaus abwägen sollten, ob und wann ein Schulbesuch sinnvoll wäre, unabhängig davon, ob die Eltern berufsbedingt die Wahl haben oder nicht. Gründe dafür seien unter anderem "wenn das Kind zu Hause in Schwermut und Demotivation versinkt, wenn es die Arbeitsaufträge nicht ohne professionelle Unterstützung erfüllen kann oder wenn die familiäre Situation ein erfolgreiches Lernen nicht ermöglichen kann. Eltern handeln also durchaus auch dann verantwortungsvoll, wenn sie ihre Kinder in die Schule schicken." Dass dort auch eine qualitätsvolle Lernunterstützung passiere, sei seitens der Schulaufsicht zu gewährleisten.

"Viele Eltern schämen sich"

Ebenso wenig Rückmeldungen aus der Elternschaft bestätigen auch Karin Wachswender und Oliver Haditsch vom Landesverband der Elternvereinigungen an mittleren und höheren Schulen der Steiermark (LEV). Das hat zweierlei Gründe vermutet LEV-Präsidentin Wachswender: "Einerseits landet viel gar nicht bei uns, sondern eher auch bei anderen Institutionen wie der AK, andererseits schämen sich immer noch viel Eltern, zuzugeben, dass es zu viel ist und dass sie Hilfe brauchen." Unverständnis kommt von den Elternvertretern besonders in Hinblick auf die mangelnde Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen: "Die Schule ist mit dem ständigen Auf und Zu zum Ping-Pong-Spiel geworden. Was wir und vor allem die Schüler brauchen sind klare Konzepte und eine Aussicht", appellieren Wachswender und Haditsch, der als 2. Vizepräsident des Bundeselternverbandes ebenso wie Wachswender regelmäßig in die Telefonkonferenzen mit Vertretern des Bildungsministeriums eingebunden ist. Allerdings würde man da großteils nicht einmal 5 vor 12 über Maßnahmen informiert, sondern 5 nach 12, so die beiden Elternvertreter. Sie sprechen sich klar für eine Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts aus. "Das wäre die schadlosere und humanere Form des Unterrichts", betont Oliver Haditsch.

Mehr Lehrkräfte, Plexiglas und Tests

"Laut Experten gibt es keine asymptomatischen Superspreader, sprich mit gezielten Tests, Plexiglasscheiben, wie sie in vielen anderen Bereichen zum Einsatz kommen, und kleineren Klassenverbänden hätte man die Situation gut im Griff", meint Haditsch. Besonders Letzteres würde die Erfüllung einer bereits seit Langem formulierten Forderung der Elternvereine, nämlich eine Aufstockung des Lehrpersonals voraussetzen. Auch das sei laut Elternvertretern teilweise stark verunsichert und fordert die Schüler über Gebühr, "einfach, weil die Lehrer fürchten, dass etwaige Bildungslücken dann wieder ihnen zur Last gelegt würden", urteilt Wachswender, die klar fordert: "Das Distance Learning muss aufhören." In dasselbe Horn stößt auch Ilse Schmid, die ebenfalls keinen Grund sieht, das Homeschooling noch weiter zu verlängern: "Das ist nicht akzeptabel, da es nicht sachlich begründet ist."

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