Rekordwert 2022
Steirische Eltern bezahlten 13,6 Millionen für Nachhilfe

Hohe Nachhilfekosten als große finanzielle Belastung für Eltern in der Steiermark: Mit einem Nachhilfe-Anteil von 60 Prozent erweist sich Mathematik noch immer als Angstfach Nummer 1, gefolgt von Deutsch und den Fremdsprachen. | Foto: Pixabay
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  • Hohe Nachhilfekosten als große finanzielle Belastung für Eltern in der Steiermark: Mit einem Nachhilfe-Anteil von 60 Prozent erweist sich Mathematik noch immer als Angstfach Nummer 1, gefolgt von Deutsch und den Fremdsprachen.
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Die Kosten für Nachhilfe sind in der Steiermark extrem gestiegen. Arbeiterkammer fordert Chancengerechtigkeit an den Schulen, damit der Bildungserfolg der Kinder nicht vom Einkommen der Eltern abhängig ist. 

STEIERMARK. Nach 530 Euro im Schuljahr 2019/20 und 500 Euro im Coronajahr 2020/21 sind die durchschnittlichen Kosten, die steirische Eltern für Nachhilfe eines Kindes im laufenden Schuljahr 2021/22 ausgeben, auf 600 Euro gestiegen. Das zeigt die Auswertung der jüngsten Nachhilfestudie der Arbeiterkammer. Bei einem Anteil an bezahlter Nachhilfe wie vor der Pandemie ist dadurch die Gesamtbelastung steirischer Eltern auf 13,6 Millionen Euro extrem gestiegen: 2019/20 waren es 10,9 Millionen Euro und 2020/21 9,7 Millionen Euro.

„Die Kosten pro Nachhilfeeinheit sind deutlich gestiegen. Der Anteil an kostenloser Nachhilfe durch die Eltern im Homeoffice ist dagegen wieder deutlich gesunken.“
AK-Bildungsexpertin Alexandra Hörmann

Bezahlte und unbezahlte Nachhilfe sowie der Wunsch nach bezahlter Nachhilfe ergeben einen Gesamtbedarf in der Steiermark von rund einem Drittel aller Schulkinder. 23.000 Kinder haben im laufenden Schuljahr oder in den Sommerferien davor bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen.

Hast du in deiner Schulzeit einmal Nachhilfestunden genommen?

60 Prozent Nachhilfeanteil: Mathematik als Angstfach Nr. 1 

Die Eltern von weiteren 22.000 Kindern konnten sich trotz Lernbedarf die Nachhilfe nicht leisten oder fanden in einem Drittel der Fälle wegen Corona kein passendes Angebot. Angstfach sei mit 60 Prozent Nachhilfeanteil Mathematik, gefolgt von Deutsch und den Fremdsprachen. „Der Bildungserfolg in unserem Schulsystem ist in vielen Fällen abhängig davon, ob sich die Eltern die teure Nachhilfe leisten können", betont Hörmann. 

Ausbau der verschränkten ganztägigen Schulform

Die Nachhilfestudie zeige auch: Wenn an Schulen hochwertiger Förderunterricht am Nachmittag angeboten wird, benötigen mit zehn Prozent deutlich weniger Kinder bezahlte Nachhilfe.

Die geringste Notwendigkeit für bezahlte Nachhilfe nannten die Eltern von Kindern, die verschränkte ganztägige Schulformen besuchen. Wenn sich Unterrichts-, Lern- und Freizeitphasen im Laufe eines Tages abwechseln ist der Lernerfolg der Kinder so hoch, dass nur neun Prozent von ihnen zusätzlich eine bezahlte Nachhilfe benötigen. In der Folge ist für AK-Präsident Josef Pesserl eines klar: „Diese ganztägige Schulform ist allen anderen Schulformen weit überlegen und gibt auch Kindern, deren Eltern sich keine Nachhilfe leisten können, gerechte Chancen auf eine gute Bildung.“

AK-Präsident Josef Pesserl und AK-Bildungsexpertin Alexandra Hörmann fordern sowohl den Ausbau der verschränkten ganztägigen Schulform in der Steiermark als auch mehr Mittel für sog. "Brennpunktschulen".  | Foto: Buchsteiner/AK
  • AK-Präsident Josef Pesserl und AK-Bildungsexpertin Alexandra Hörmann fordern sowohl den Ausbau der verschränkten ganztägigen Schulform in der Steiermark als auch mehr Mittel für sog. "Brennpunktschulen".
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Mehr Mittel für Brennpunktschulen

Nicht nur die Mittel der Eltern entscheiden über den Schulerfolg, auch der Standort der Schule sei von Bedeutung. Viel zu wenig gehe die öffentliche Finanzierung auf die Besonderheiten von Schulen ein. In jeder sechsten Schule können die Kinder aufgrund der schwierigen Lernumgebung nicht gefördert werden, weil die Mittel und das Personal fehlen. Die Arbeiterkammer hat mit dem Chancen-Index ein Modell der Bildungsfinanzierung ausgearbeitet, das sozialen Ungerechtigkeiten entgegenwirken kann. AK-Präsident Pesserl: „Brennpunktschulen brauchen mehr Geld und vor allem mehr Lehr- und Unterstützungspersonal als andere Schulen.“

Sommerschulen als erster richtiger Schritt

Die nun institutionalisierten Sommerschulen am Ende der Schulferien für Kinder mit Förderbedarf bewertet die Arbeiterkammer als ersten Schritt in die richtige Richtung. „Zwei Wochen Sommerschule reichen aber weder in der Begabungsförderung noch in Förderung von leistungsschwächeren Kindern“, sagt Pesserl.

Die Arbeiterkammer verweist auf ihr seit Jahren bewährtes Modell-Projekt „Aktiv Lernen“, das während der drei letzten Ferienwochen ein ganztägiges verschränktes Lern- und Freizeitprogramm bietet und mit den TUit-Workshopwochen einen speziellen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt setzt. Insgesamt finanziert die Arbeiterkammer 250 Plätze für Kinder von der dritten bis zur achten Schulstufe.

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AK-Präsident Josef Pesserl und AK-Bildungsexpertin Alexandra Hörmann fordern sowohl den Ausbau der verschränkten ganztägigen Schulform in der Steiermark als auch mehr Mittel für sog. "Brennpunktschulen".  | Foto: Buchsteiner/AK
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