Folke Tegetthoff über den Wert des Geschichtenerzählens
"Vorlesen wirkt wie eine Umarmung"

"Das freie Erzählen fesselt Kinder und Erwachsene mehr, Augenkontakt schafft Emotionen", erklärt Folke Tegetthoff, der im Akt des Vorlesens vor allem einen Schatz für den sozialen Austausch sieht. | Foto: geschichtenbox.com
2Bilder
  • "Das freie Erzählen fesselt Kinder und Erwachsene mehr, Augenkontakt schafft Emotionen", erklärt Folke Tegetthoff, der im Akt des Vorlesens vor allem einen Schatz für den sozialen Austausch sieht.
  • Foto: geschichtenbox.com
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

Hand aufs Herz: Wann haben Sie Ihrem Kind das letzte Mal eine Geschichte erzählt oder etwas vorgelesen? Gestern oder heute? Herzlichen Glückwunsch, dann gehören Sie zu jenen 20 bis 25 Prozent aller Eltern im deutschsprachigen Raum, die sich in dieser Form ihren Kindern widmen. Richtig: Lediglich ein Fünftel bis Viertel taucht mit dem Nachwuchs täglich in die Fantasiewelt von Büchern oder anderem Lesestoff ein. Diese buchstäblich erschütternden Zahlen hat der steirische Märchendichter und Erzähler Folke Tegetthoff zum Anlass genommen, um bereits vor einigen Jahren die Geschichtenbox ins Leben zu rufen. "Dabei ging es allerdings nicht 'nur' ums Vorlesen, denn der Akt des Vorlesens bedeutet weit mehr: Man schafft einen Sozialkontakt, Nähe und zeigt damit, dass man dem Kind, Aufmerksamkeit und Liebe schenkt", schildert Tegetthoff. Wann, wenn nicht jetzt ist also der ideale Zeitpunkt, um die Geschichtenbox aber vor allem die Intention dahinter wieder in den Fokus zu rücken.

Und täglich grüßt der Müdigkeitsfrosch

Beim Vorlesen oder Geschichtenerzählen für Kinder – aber nicht nur – geht es weniger um die Quantität, sondern um die Qualität. Was bei Kindern hängen bleibt, sei die Lebendigkeit einer Geschichte, dadurch würden Emotionen entstehen. "Daher ergänze auch ich meine Erzählungen durch Kommentare oder Fragen", berichtet der Schriftsteller. "Und es muss auch nicht zwangsläufig vorgelesen werden, sondern freie Erzählungen haben genauso ihre Wirkung. Ich erinnere mich, dass mir meine Kinder an den Lippen gehangen sind, wenn ich aus meiner Kindheit, von meinen Knochenbrüchen und vielem mehr erzählt habe", lacht Tegetthoff. Und was wenn man am Abend einfach zu erschöpft ist, um noch ein gerades Wort zu lesen? "Natürlich hat es das auch bei uns gegeben", bleibt der vierfache Vater und mittlerweile zweifache Großvater realistisch. "Aber dann hat halt eben nur kurz der Müdigkeitsfrosch vorbeigeschaut und hat ein, zwei Sätze von seinem Tag erzählt."

Alle Infos zur Geschichtenbox:
www.geschichtenbox.com
Hier finden sich rund 4.000 Geschichten und Erzählungen bekannter und weniger bekannter Autorinnen und Autoren. Man kann sich entweder mittels Suchbegriff selbst auf die Suche nach bestimmten Geschichten machen oder nach erfolgter Registrierung regelmäßig Geschichten per Mail erhalten. 
Die Nutzung der Geschichtenbox ist kostenlos, sicher nicht umsonst und weit über die Corona-Krise hinaus empfehlenswert.

"Das freie Erzählen fesselt Kinder und Erwachsene mehr, Augenkontakt schafft Emotionen", erklärt Folke Tegetthoff, der im Akt des Vorlesens vor allem einen Schatz für den sozialen Austausch sieht. | Foto: geschichtenbox.com
Die USA buchstäblich als Vorbild: Während im deutschsprachigen Raum nur 25 Prozent der Eltern ihren Kindern regelmäßig vorlesen, sind es in den Vereinigten Staaten 75 Prozent. | Foto: geschichtenbox.com
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.